"Schoßgebete": Das Leben der Charlotte Roche
Das zweite Buch von Charlotte Roch ist wie "Feuchtgebiete" sehr intim. Doch in "Schoßgebete" geht es nicht weniger um Sex als vielmehr um die AUtorin selbst.
Mit ihrem ersten Roman war der heute 33-jährigen Charlotte Roche ein sensationeller Erfolg geglückt. Ab 10. August wird "Schoßgebete" verkauft, die Erstauflage liegt bei 500.0000 Exemplaren. Ein Rekord für den Münchner Verlag Piper.
In "Feuchtgebiete" drehte sich noch alles um die Fantasien einer 18-Jährigen. Bis ins Detail beschrieb die Autorin Sex, Ekel und Hygiene-Wahn. Auchin "Schoßgebete" nimmt die gebürtige Britin kein Blatt vor den Mund. Protagonistin Elizabeth Kiehl ist genauso alt wie Charlotte Roche. Im zweiten Werk geht es vor allem um das Porträt der jungen Frau, die vor allem eins will: gefallen. Das Buch ist das Protokoll von drei ganz normalen Wochentagen im Leben dieser Frau. Elizabeth - zutiefst verunsichert, abergläubisch, ehemals magersüchtig und paranoid - will eine gute Mutter sein, eine Vorkämpferin für den Umweltschutz, die Lieblingspatientin ihrer Therapeutin - und eine Granate im Bett. Selbst für die hübschen Nutten, zu denen sie gemeinsam mit ihrem Mann immer wieder geht, weil ihm ein Dreier soviel Spaß bereitet, macht sie sich besonders schön. "Ich möchte so gerne einzigartig sein", lässt Roche ihre Protagonistin sagen.
Dass in Elizabeth viel von ihr selbst steckt, daraus macht die Autorin keinen Hehl. Ihr Mann sei nach dem Lesen erst einmal "hinten rüber gefallen", sagte Roche der Zeitschrift "Brigitte". "Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit. Darüber hinaus ist jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie realen Geschehnissen rein zufällig" - das steht am Anfang des Buches. Sie müsse aufpassen, "dass es in der öffentlichen Wahrnehmung überhaupt noch eine Trennung gibt zwischen dieser Figur und der Autorin", sagte Roche dem "Spiegel".
Die Trägödie der Schrifstellerin Roche
Diese wahre Begebenheit, die das Buch ins Zentrum stellt - als Ursprung und Ende von so vielem - ist die Tragödie, die Roches Leben unwiderruflich geprägt hat: Auf dem Weg zu ihrer geplanten Hochzeit mit ihrem damaligen Freund im Sommer 2001 in London wurde das Auto ihrer Mutter in Belgien in einen fürchterlichen Unfall verwickelt. Drei Brüder Roches starben, ihre Mutter wurde schwer verletzt. Die Erfolgs-Autorin und Moderatorin hat sich dazu nie öffentlich geäußert - bis jetzt. "Ich zähle alle toten Tiere auf dem Weg. Sie sind wie meine Brüder: unschuldig, klein, natürlich", lässt Roche ihre Protagonistin denken. Und: "Ich habe Angst vor meinen toten Brüdern, vor dem schlechten Gewissen, dass ich lebe."
Der Roman übertrifft die Erwartungen und schlägt "Feuchtgebiete" um Längen. "Ich wäre verrückt, wenn ich glaubte, "Feuchtgebiete" wäre übertreffbar", sagte Roche dem "Spiegel". Ihr neues Buch aber hätte diesen (Verkaufs-)Erfolg durchaus verdient. dpa
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