Unglück: Pilot war mit Flugzeug kaum vertraut
Nach dem tödlichen Flugzeugunglück von San Francisco mehren sich Hinweise auf mögliche Ursachen. Ein Mädchen starb offenbar wegen der Unachtsamkeit der Rettungskräfte.
Ohne Vorwarnung schlug das Flugzeug auf der Landebahn in San Francisco auf. Nach dem tödlichen Flugzeugunglück häufen sich die Hinweise auf mögliche Unglücksursachen: Offenbar war der Pilot der Air-Asiana-Maschine mit 307 Insassen an Bord kaum mit dem Flugzeugtypvertraut. Der Pilot der Unglücksmaschine steuerte offenbar viel zu langsam auf die Landebahn zu.
Von den 182 Verletzten schwebten sechs zunächst weiter in Lebensgefahr. Eines der beiden Todesopfer kam womöglich durch unachtsame Rettungskräfte ums Leben.
Flugzeug im Landeanflug offenbar zu langsam
Nach Erkenntnissen der US-Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB) lag die Landegeschwindigkeit der Boeing 777 weit unter den üblichen 137 Knoten (254 Stundenkilometern). "Wir sprechen nicht über ein paar Knoten hier und dort, sondern über eine signifikant niedrigere Geschwindigkeit als 137 Knoten", sagte NTSB-Chefin Deborah Hersman unter Berufung auf vorläufige Auswertungen der Flugschreiber. Um die genaue Geschwindigkeit beim Landeanflug zu ermitteln, müssten aber noch Radaraufzeichnungen und andere Luftfahrtdaten abgeglichen werden. Detaillierte Untersuchungen könnten insgesamt bis zu 18 Monate dauern.
Warnsignal im Cockpit
Der Stimmenrekorder und der Flugdatenschreiber lieferten der NTSB präzise Aufzeichnungen, so dass die Prüfer einen vorläufigen Bericht des Unfallhergangs erstellen konnten: Demnach löste der langsame Landeanflug ein Warnsignal im Cockpit aus. Sieben Sekunden vor der Bruchlandung bat einer der Piloten um Erlaubnis zum Beschleunigen, eineinhalb Sekunden vor dem Aufprall sprach sich einer der Piloten dann dafür aus, nicht zu landen und die Maschine wieder hochzuziehen.
Nach der Bruchlandung brach Feuer aus
Auf einem vom US-Nachrichtensender CNN ausgestrahlten Amateurvideo ist zu sehen, wie die Unglücksmaschine beim Anflug auf den am Meer gelegenen Flughafen mit dem Heck eine Ufermauer streifte. Danach kippte sie auf den Rumpf, überschlug sich beinahe und schleuderte um etwa 180 Grad herum. Bei der Bruchlandung wurden das Fahrwerk und Heck des Flugzeugs abgerissen, danach brach Feuer aus.
123 Insassen kamen unverletzt davon. Zwei Chinesinnen im Alter von 15 und 16 Jahren starben, alle übrigen 182 Menschen an Bord wurden verletzt. Ärzten zufolge schwebten am Sonntag (Ortszeit) sechs von ihnen weiter in Lebensgefahr, darunter ein Kind. Etwa 15 Opfer waren noch bewusstlos. Die Mediziner berichteten von vielen Unterleibs- und Rückenmarksverletzungen, von denen einige mit Lähmungen einhergingen.
Möglicherweise überrollte Löschfahrzeug Mädchen
San Franciscos Feuerwehrchefin Joanne Hayes-White musste inzwischen einräumen, dass eines der beiden umgekommenen Mädchen möglicherweise von einem herbeieilenden Löschfahrzeug überrollt und tödlich verletzt wurde. "Das könnte im Chaos passiert sei", sagte sie der Zeitung "San Francisco Chronicle". Einem Gerichtsmediziner zufolge wies die Jugendliche jedenfalls keine schweren Brandwunden auf.
Air Asiana erklärte, die 2006 gekaufte Unglücksmaschine habe nach bisherigen Erkenntnissen "keine Motor- oder mechanischen Probleme" gehabt. Allerdings sei der Pilot noch im Training mit dem Flugzeugtyp Boeing 777 gewesen und habe auf diesem erst 43 Flugstunden absolviert. Unklar ist, inwiefern dies für das Unglück eine ursächliche Rolle spielte: Nach Airline-Angaben wies der 46-Jährige insgesamt schon mehr als 9000 Flugstunden auf und hatte einen erfahrenen Ausbilder als Ko-Pilot zur Seite.
Die Boeing 777 ist eines der meistgenutzten Langstreckenflugzeuge der Welt. Asiana, die zweitgrößte Fluggesellschaft Südkoreas, gilt als zuverlässig, das letzte Unglück mit Todesopfern liegt 20 Jahre zurück. afp/AZ
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