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Altenpflege
27.07.2014

Von Deutschland nach Tschechien: Grenzverkehr ins Altenheim

Das neue Zuhause von Olga Merkel aus der Nähe von Erlangen in einem Pflegeheim im tschechischen Pilsen.
Foto: Bjoern Steinz, n-ost

Bis letzten Herbst wurde Olga Merkel in ihrem fränkischen Heimatort stationär gepflegt, dann machte die Einrichtung dicht. Ihr Sohn fand einen Ersatz im Nachbarland Tschechien.

„Hinter dem Haus beginnen die Berge, da geht es gleich hinauf“, beschreibt Olga Merkel ihre Umgebung. Doch die alte Frau täuscht sich. Am Rande der westböhmischen Metropole Pilsen, wo sie jetzt wohnt, ist die Landschaft flach. Hinter dem Haus sind Gärten, davor erstrecken sich die großen Hallen eines Logistikzentrums.

Es wurde ein Ausweichplatz vermittelt, aber die neue Einrichtung "war frustrierend"

Die 88-Jährige kann den regen Autoverkehr gut von ihrem Zimmer aus im ersten Stock des Pflegeheims beobachten. „Sie denkt immer noch, sie wäre zu Hause“, klärt ihr Sohn Rudolf Merkel die kleine Verwirrung auf. Seine Heimat und die seiner Mutter ist das fränkische Eckental, 20 Kilometer östlich von Erlangen. Die Marktgemeinde ist umgeben von Bergen. Dort steht das Haus seiner Mutter, in dem er immer noch lebt. Für eine Pflege zu Hause ist es nicht ausgelegt. Olga Merkel sitzt nach einem Oberschenkelbruch im Rollstuhl und leidet unter Demenz.

Wäre das Pflegeheim am Heimatort nicht geschlossen worden, würde Rudolf Merkel seine Mutter jetzt womöglich nicht in Pilsen besuchen. „Mir wurde zwar ein Ausweichplatz vermittelt, aber die neue Einrichtung war frustrierend. Das erste Thema war, wie viel das kostet. Was für ein Mensch da kommt, wurde gar nicht gefragt“, ärgert sich Merkel noch jetzt. Trotzdem spielte auch für ihn das Finanzielle eine wesentliche Rolle. Ganze 1000 Euro musste er in Deutschland zu den Heimkosten zuschießen. Die 440 Euro Rente seiner Mutter deckten die Kosten nicht annähernd. Auch nach dem Zuschuss der Pflegeversicherung klaffte immer noch ein großes Loch in der Haushaltskasse. Also suchte Merkel eine Alternative und fand sie im benachbarten Tschechien bei Roman Barfusz.

Auf die Frage nach dem Preis legt sich der Betreiber nicht fest

Der sportlich gekleidete Eigentümer des Pflegeheims in Pilsen wird von den Merkels freudig begrüßt. „Glück? selber schuld!“ ist das Motto seines Internetauftritts in etwas unbeholfenem Deutsch. Mit Partnern bietet er bereits fünf Heime für Pflegebedürftige aus Deutschland an. In Pilsen leben unter 102 Bewohnern bislang drei Deutsche. Weitere zwei haben sich angekündigt. Der Rest sind Tschechen.

Barfusz ist zwar gebürtiger Tscheche, verbrachte den Großteil seines Lebens aber in Deutschland. Erst in den letzten Jahren ist er wegen seiner Frau wieder nach Tschechien zurückgekehrt. Vor etwa zwei Jahren begann er, Pflegeheimplätze in Tschechien zu vermitteln. „Unsere Preise sind individuell, ich frage, was kannst du zahlen, und dann entscheiden wir“, bleibt er unbestimmt bei der Frage nach den Kosten. Er könne jedem den für ihn passenden Pflegeheimplatz vermitteln. Wenn nicht in Pilsen, dann in einer der anderen Einrichtungen.

Die Pflegeversicherung übernimmt keine Kosten für die vollstationäre Pflege

Rudolf Merkel dagegen macht aus seiner Ersparnis kein Geheimnis. „Ich zahle für meine Mutter 1450 Euro im Monat“, sagt er. Da sei alles drin, von ärztlicher Betreuung zweimal die Woche bis zur Fußpflege. Zwar übernimmt die Pflegeversicherung keine Kosten für die vollstationäre Pflege mehr. Aber zusammen mit Pflegegeld in Höhe von 525 Euro und der Rente seiner Mutter rechnet es sich für ihn.

Für das Geld schläft Olga Merkel in einem von drei Betten in einem kleinen Zimmer. Mehr passen nicht hinein. Die Wände strahlen in kräftigen Farben orange, rosa, gelb, hellgrün. Über jedem Bett ist ein Brett befestigt, auf dem sich Medikamente, Cremes und Salben befinden, neben den Betten steht jeweils ein Nachtschränkchen. Persönliche Dinge sucht man vergebens. Das soll sich noch ändern, sagt Rudolf Merkel am Tisch im Nachbarzimmer, das zwei Dreibettzimmer verbindet.

Das Pflegeheim in Pilsen ist ein Kompromiss

Es ist Freitagvormittag. Die Heimbewohner sitzen bei einer Tasse Tee, am Fenster steht ein Strauß Blumen. Olga Merkel trägt eine rote Trainingsjacke mit weißen Streifen über der Bluse und lächelt freundlich. Sie unterhält sich gern, auch wenn das, was sie sagt, häufig keinen Sinn ergibt. Dass die Türen ständig offen stehen, bereitet ihr Sorge. „Hier kann doch jeder rein“, fürchtet sie. Doch im Moment ist sie glücklich, da ihr Sohn zu Besuch ist. Der beruhigt sie, sie lebe doch im ersten Stock und müsse keine Angst vor Dieben haben. Das Haus sei gut bewacht.

Rudolf Merkel, selbst schon Rentner, versucht, seine Mutter regelmäßig einmal die Woche zu besuchen. Seit er sie letzten Herbst in Pilsen untergebracht hat, gelingt ihm das, auch wenn der Weg lang geworden ist – 200 Kilometer eine Strecke. Früher waren es nur 15. Da war er jeden Tag bei der Mutter. Das Pflegeheim in Pilsen ist ein Kompromiss, das weiß auch Merkel. „Aber ein guter“, davon ist er überzeugt.

„Eine Pflege im Ausland sollte wohl bedacht werden“, empfiehlt Michael Richter, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Sachsen. Doch wenn jemand diesen Schritt wagt, spielt die Kostenfrage eine entscheidende Rolle, ist auch seine Erfahrung. Dass es in Tschechien deutlich günstiger ist als in Deutschland, liegt vor allem an den Löhnen. Der Verdienst einer Pflegehilfe abseits der Hauptstadt Prag übersteigt selten 15 000 Kronen brutto, umgerechnet keine 550 Euro. Im Heim von Roman Barfusz betreut eine Pflegehilfe in Zwölfstundenschichten zwölf Personen.

Die Zahl der Deutschen, die in Tschechien gepflegt werden ist nicht genau bekannt

„Trotzdem muss Pflege in Deutschland nicht automatisch unerschwinglich sein“, meint Axel Wunsch, Sprecher der Pflegekasse Barmer GEK. Er hat beobachtet, dass die Möglichkeit der anteiligen Übernahme an den Pflegekosten durch den Sozialhilfeträger bei vergleichenden Gegenüberstellungen im In- und Ausland häufig nicht berücksichtigt wird. Gerade dadurch kann ein beträchtlicher Teil der Kosten für den Pflegebedürftigen entfallen, gibt Wunsch zu bedenken. Entsprechenden Modellrechnungen des Bundesgesundheitsministeriums zufolge ist die Pflege in Deutschland sogar günstiger. Der Haken ist, dass Vermögenswerte zu berücksichtigen sind. Außerdem gehen die Modellrechnungen von Heimkosten im EU-Ausland von 2000 Euro aus. Das gibt es auch in Tschechien, aber meist liegen die Preise deutlich darunter. Beginnen die Kosten für Klienten je nach Ausstattung und Pflegebedürftigkeit in Tschechien bei 1000 Euro im Monat, sind sie in Deutschland locker dreimal so hoch.

Über die Zahl der Deutschen, die inzwischen in Tschechien gepflegt werden, liegen keine gesicherten Daten vor. Krankenkassen und Sozialverbände sprechen nur von „vereinzelten Anfragen“. Private Betreiber von Pflegeheimen in Tschechien berichten dagegen von einer steigenden Nachfrage und bauen deshalb ihre Kapazitäten vor allem im Grenzgebiet aus.

Die Qualitätsstandards in tschechischen Pflegeheimen sind verschieden

„Bis zum Jahresende werden wir 400 neue Plätze haben, davon eine Einrichtung in der Nähe von Cheb an der Grenze zu Deutschland“, bestätigt Ale Kulich, Gründer und Geschäftsführer des „Alzheimercentrums“ mit Einrichtungen in Tschechien und der Slowakei. In seinen fünf Heimen werden aktuell fünf Deutsche gepflegt.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband äußert Verständnis für die Wahl eines Pflegeheims hinter der Grenze. Gerade in Bayern und Sachsen kann eine Pflege so oft wohnortnah erfolgen. Sein Verband spricht sich aber dagegen aus, dass Pflegekassen in Zukunft auch Verträge mit ausländischen Heimen abschließen können sollen. Die derzeitige Rechtslage sieht das ohnehin nicht vor. „Aufgrund der unterschiedlichen Qualitätsstandards sehen wir das kritisch“, sagt Landesgeschäftsführer Michael Richter.

Rudolf Merkel: "Ich bin für die Mutti die einzige Bezugsperson."

Rudolf Merkel sieht seine Mutter, was die Qualität angeht, in Tschechien sogar besser aufgehoben. Seine Schwiegertochter, selbst Pflegerin, hatte mit ihm das Heim besucht und ihn in seiner Entscheidung bestärkt. Merkel räumt zwar ein: „Ich bin für die Mutti die einzige Bezugsperson. Das ist mir klar. Aber egal ob Eckental oder Pilsen: Die Mutter wollte noch nie ins Heim“, sagt er.

Merkel denkt auch an die Zukunft. Er weiß, irgendwann wird er seine Mutter nicht mehr regelmäßig besuchen können. Umso dankbarer ist er dafür, sie in guten Händen zu wissen. Und wer weiß, vielleicht wird er selbst einmal Bewohner eines der Pflegeheime von Roman Barfusz. „Wenn ich das Personal in Deutschland und hier in Tschechien vergleiche, kann ich mir das sehr gut vorstellen“, schließt er. (n-ost)

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