125 Jahre Platte: Eine Frage des Gefühls
Vor 125 Jahren erfand der Deutsch-Amerikaner Emil Berliner die Schallplatte. Im Jahr 2012 verbucht der Tonträger zwar Rekord-Umsätze - bleibt aber trotzdem ein Nischenprodukt.
Wenn die Nadel auf dem schwarze Vinyl aufsetzt, das Knistern vor dem Beginn eines Songs einsetzt – dann fühlen sich Musikliebhaber auf dem ganzen Globus wohl: Die Schallplatte feiert am 16. Mai offiziell den 125. Geburtstag – und hat in den vergangenen Jahren wieder ein Revival erlebt.
Als Emil Berliner im Jahr 1887 das Patent für den analogen Tonträger einreichte, revolutionierte er den Musikkonsum. Der Erfinder Thomas Alva Edison hatte es zwar geschafft, Tonaufnahmen mit einer Wachswalze wiederzugeben, durch die aufwendige Herstellung konnte sein Phonograph jedoch nicht der Masse zugänglich gemacht werden. Das geschah erst mit Berliners Erfindung der Schallplatte.
Nachfrage nach Platten steigt wieder
Heute erlebt die Schallplatte ein kleines Comeback - trotz der digitalen Alternativen wie CD und mp3. In Deutschland ist der Schallplattenverkauf im vergangenen Jahr um ein Zehntel gestiegen und brachte der Musikindustrie Einnahmen von 14 Millionen Euro.
Andreas Leisdon, Sprecher beim Bundesverband Musikindustrie, erklärt, dass das - auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt - eine Folge eben dieser Digitalisierung der Medien sei. "Man hat nun das Bedürfnis, Musik wieder auf andere Art und Weise zu hören“, so Leisdon. Daneben hätten auch Künstler und Labels Vinyl wiederentdeckt und veröffentlichten ihre Alben wieder vermehrt als Schallplatte.
Liebhaber schätzen den Sound
Neuer Trend seit einigen Jahren ist, bei einer Schallplatte das Album als CD oder als Download-Code beizulegen. "Natürlich erhoffen wir uns, so mehr Vinyl zu verkaufen", sagt Stefan Strüver vom Independent-Label PIAS Germany. Allerdings sei es auch eine Frage des Service an die Kunden. "Wenn ich mir die aktuellen Zahlen ansehe, dann nehmen die Käufer das Angebot auch an."
Ob analoge oder digitale Tonträger die bessere Qualität haben, ist umstritten. Evert Menting von den Emil Berliner Studios in Berlin sagt, dass es schwer sei, den organischen Sound einer Schallplatte auf eine CD oder eine mp3-Datei zu übertragen. "Schallplatten sind allerdings empfindlich, was Staub und Kratzer angeht", so Vinyl-Experte Menting. "Dennoch halten sie bei sorgfältiger Pflege lange. Digitale Musik dagegen – sei es nun auf CD oder im mp3-Format – kann man unbegrenzt klonen, was wiederum für diese Art der Konservierung spricht."
Den Vinylliebhabern ist das jedoch herzlich egal: Sie hegen und pflegen ihre Platten nach wie vor. So auch Manfred Langner, Inhaber des Augsburger Plattenladens Cover Records. "Es geht sehr viel dabei verloren, wenn man digitalisierte Musik hört. Es geht eben um das Gefühl."
Die Diskussion ist geschlossen.