Die Zahl der Flüchtlinge ist deutlich zurückgegangen
Insgesamt weniger Menschen, dafür mehr Familien: Die Anzahl und der Familienstand der Flüchtlinge in Deutschland ändern sich. Dennoch kann sich die Bundespolizei nicht ausruhen.
Bis zu 3000 Flüchtlinge kamen zum Jahrebeginn 2016 in Deutschland täglich an. Doch nun ist die Zahl deutlich zurückgegangen. "Ja, es gab in den vergangenen Tagen einen Rückgang bei den Flüchtlingszahlen," sagt Thomas Mozdzynski von der Bundespolizei. Am Wochenende seien deutlich weniger als 1000 Asylsuchende pro Tag in Deutschland angekommen, so der Polizeisprecher.
Über die Gründe dafür kann er nur spekulieren: "Momentan ist das Wetter in der Mittelmeerregion nicht gut, das hält sicherlich viele von einer Flucht ab," sagt Mozdzynski. Er vermutet, dass im Frühjahr bei besserem Wetter auch wieder mehr Menschen nach Europa und Deutschland kommen werden.
Schon jetzt registriert die Bundespolizei wieder einen höheren Andrang an den Grenzen. Die Zahlen vom heutigen Mittwoch lagen zum Zeitpunkt der AZ-Anfrage noch nicht vor. Doch für den gestrigen Dienstag bestätigte Mozdzynski etwa 1200 Menschen, die nach Deutschland wollten.
Trotz der im Vergleich zu den Vormonaten gesunkenen Zahlen kann sich die Bundespolizei nicht ausruhen. Eine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte hervorgebracht, dass die Bundespolizei alleine im Zeitraum vom 13. September bis zum 16. Oktober 2015 etwa 500.000 Überstunden leistete. Nur weil nun weniger Flüchtlinge als zuvor ankämen könne die Bundespolizei nicht automatisch beginnen, die Mehrarbeit abzufeiern, so Mozdzynski. Am Auftrag der Grenzsicherung habe sich nichts geändert. Und dafür sei nach wie vor immens viel Personal notwendig.
Flüchtlinge: Weniger alleinreisende Männer, mehr Familien mit Kindern
Sinnbildlich für inzwischen insgesamt deutlich entspanntere Flüchtlingssituation ist die Lage am vergangenen Montag in Kroatien und Slowenien, den beiden zentralen Ländern auf der Balkanroute für Flüchtlinge: Dort ist vom Sonntag bis zum Montagmittag nicht ein einziger Transitreisender registriert worden. Insgesamt seien laut Angaben der slowenischen Polizei im Januar bisher fast 48.000 Menschen gezählt, die dann nach Österreich und vor allem nach Deutschland weitergereist seien.
Neben der Zahl der Flüchtlinge verändert sich auch die Zusammensetzung der Ankommenden. Griechenland hat darunter im laufenden Januar zum ersten Mal seit Beginn der Flüchtlingskrise mehr Frauen und Kinder als Männer registriert. Das geht aus einem Lagebericht der Bundespolizei hervor. Demnach waren 55 Prozent der im Januar nach Griechenland in die EU eingereisten Migranten Frauen und Minderjährige. Im Juni 2015 lag ihr Anteil den Angaben zufolge noch bei 27 Prozent.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR im Familiennachzug. Die Bundespolizei nimmt in ihrem Bericht auf Zahlen des UNHCR Bezug. Nach Einschätzung der Bundespolizei versuchten männliche Migranten derzeit, ihre Familien nachzuholen, bevor es zu angekündigten Neuregelungen komme. Am Donnerstag wollen die Chefs von CDU/CSU und SPD über das Asylpaket II beraten; dabei soll auch über die Einschränkung des Familiennachzugs gesprochen werden. AZ/dpa/KNA
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