Frauen bekommen deutlich weniger Geld als Männer
Die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern sind noch größer als bisher bekannt. Dafür gibt es viele Gründe.
Die Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen ist deutlich größer als bisher bekannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Frauen erzielen im Durchschnitt nur die Hälfte des Einkommens der Männer“, sagte der Studienautor Stefan Bach unserer Zeitung. Nach den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts liegt der durchschnittliche Stundenlohn bei Frauen 22 Prozent unter dem männlicher Kollegen.
Gelder: In allen Kategorien schneiden Frauen schlechter ab
Bach hat für seine Untersuchung erstmals Daten aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik getrennt nach Geschlechtern aufbereitet. Damit werden nicht nur der Arbeitslohn und die Einkünfte von Selbstständigen berücksichtigt, sondern auch Aktiengewinne, Renten und Arbeitslosengeld sowie die Verteilung der Steuerlast. Das Ergebnis: In allen Kategorien schneiden Frauen deutlich schlechter ab.
Gründe für Lohnunterschied zwischen Frau und Mann
Allein das Pro-Kopf-Arbeitseinkommen zeigt den Unterschied zwischen den Geschlechtern: Demnach kommen Frauen nur auf 60 Prozent dessen, was Männer pro Jahr verdienen. Insgesamt dürfte die Kluft noch größer sein, da die Auswertung keine Mini-Jobs berücksichtigt. Die Gründe für den Lohnunterschied sind laut DIW-Forscher Bach klar: Weibliche Arbeitskräfte pausieren häufiger wegen der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen. Zudem sind sie viel häufiger als Männer in Teilzeit tätig. „Und Frauen ergreifen häufiger Berufe, die schlechter bezahlt werden.“ Das deckt sich auch mit den Daten des Statistischen Bundesamts, wonach der Anteil von Mitarbeiterinnen in schlecht bezahlten Berufen hoch ist. So sind 85 Prozent der Reinigungskräfte und 73 Prozent der Verkäufer weiblich.
80 Prozent Männer unter Spitzenverdienern
Das spiegelt sich auch in der Statistik des DIW wider. In den unteren Gruppen bis 25000 Euro Bruttojahreseinkommen sind die Frauen in der Mehrheit. Bach: „Bei den höheren Einkommen geben dagegen die Männer den Ton an.“ Sie verdienen doppelt so häufig 40000 Euro brutto. Unter den Spitzenverdienern über 75000 Euro finden sich bereits 80 Prozent Männer.
Für Hermann Gartner vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist nicht die Berufswahl der Hauptgrund für den Lohnunterschied. Er nennt vielmehr die Kinderpause und dass viele Frauen danach nur Teilzeit arbeiten. „In Deutschland ist es noch immer schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.“ In vielen Regionen fehlten nach wie vor Krippenplätze und Ganztagsschulen, häufig sei das Angebot nicht flexibel genug. Hinzu komme der Effekt des Ehegattensplittings. Damit rechne es sich für viele Frauen kaum, arbeiten zu gehen.
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