Ob die Griechen wissen, was auf dem Spiel steht?
Am Sonntag entscheiden die griechischen Wähler über die Zukunft des hochverschuldeten Krisenstaates. Szenarien für die möglichen Folgen der Parlamentswahl.
Bei der Parlamentswahl stellen die Griechen womöglich auch die Weichen dafür, ob ihr Land in der Eurozone bleibt - eine Entscheidung, die weitreichende Folgen nicht nur für Griechenland selbst haben könnte.
AUFSTAND GEGEN DEN SPARKURS
Große Teile der griechischen Bevölkerung sind gegen den schmerzhaften Sparkurs, den das Land im Gegenzug für internationale Milliardenhilfen einschlagen musste. Rund 70 Prozent der Wähler stimmten bei der vergangenen Wahl am 6. Mai für Parteien, die das drakonische Sparprogramm ablehnen. Großer Gewinner des Urnengangs vom Mai war das Linksbündnis Syriza, dessen Vorsitzender Alexis Tsipras die Sparvorgaben ablehnt, allerdings für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone ist.
ZURÜCK AN DIE WAHLURNEN
Die Versuche einer Regierungsbildung blieben nach der Wahl vom 6. Mai vergeblich. Vor dem Urnengang am Sonntag lassen die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Syriza und der konservativen Nea Dimokratia (ND) vermuten. Die ND unterstützt den Sparkurs des Landes. Eine Regierungsbildung dürfte sich auch nach der erneuten Wahl als schwierig erweisen.
DIE INTERNATIONALEN FINANZHILFEN
Europäische Spitzenpolitiker haben wiederholt ausgeschlossen, dass die Bedingungen für die internationalen Milliardenhilfen für Griechenland neu verhandelt werden. Das verpflichtet Athen dazu, weitere 11,5 Milliarden Euro innerhalb der nächsten beiden Jahre einzusparen. Wenn Athen den vereinbarten Kurs verlassen will, wird die nächste Tranche der internationalen Notkredite nicht überwiesen.
MÖGLICHER AUSTRITT AUS DER EUROZONE
Ohne die internationalen Hilfsgelder könnten Athen schon bald die Mittel fehlen, um Gehälter und Pensionen zu bezahlen - womöglich bereits Ende Juni. In diesem Fall könnte Griechenland gezwungen sein, wieder die Drachme als Währung einzuführen.
FOLGEN FÜR GRIECHENLAND
Befürchtet wird in diesem Fall zunächst ein Sturm auf die Banken, weil besorgte Griechen ihre Euros in Sicherheit bringen wollen, bevor diese zwangsweise in Drachmen umgewandelt werden. Angesichts des erwarteten drastischen Kursverfalls der neuen Währung bricht unter Konsumenten und bei griechischen Unternehmen Chaos aus, Inflation und Arbeitslosigkeit steigen, die Wirtschaft bricht ein, soziale Unruhen nehmen zu. Seine Schulden kann Griechenland nicht bedienen.
WEITERE MÖGLICHE FOLGEN
Auch in den anderen Krisenstaaten der Eurozone leeren Kunden ihre Bankkonten. Der Druck auf bereits strauchelnde Kreditinstitute steigt in der Folge weiter. Die nationalen Regierungen müssen höhere Einlagen garantieren, Zentralbanken stemmen sich gegen ein Einfrieren des Kreditmarkts. Die Zinsen für weitere Länder der Eurozone schnellen in die Höhe. Einige davon könnten dazu gezwungen sein, Deckung unter dem Euro-Rettungsschirm zu suchen - doch dessen Größe reicht im schlimmsten Fall nicht mehr aus. afp/AZ
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