IOC-Wahl auf der Zielgeraden
Thomas Bach ist deutlich in Führung
Lausanne Der Sechskampf um das Präsidentenamt des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entwickelt sich zu einem Duell zwischen dem Strategen Thomas Bach und dem professionell gecoachten Banker Richard Carrion. Der asiatische Unternehmer Ng Ser Miang lauert als gefährlicher Außenseiter. Nach den Reden in Lausanne, bei denen sich jeder Kandidat 15 Minuten lang den IOC-Mitgliedern vorstellte, geht Bach mit einer klaren Führung in die letzten 67 Tage bis zur Wahl.
Der IOC-Vize musste als Dritter auf die Bühne. Neben der gewohnten inhaltlichen Qualität überraschte der Franke aus Tauberbischofsheim diesmal als Geschichtenerzähler und erntete für eine Story über seine Anfänge im IOC Szenenapplaus. In Englisch, Spanisch und Französisch erläuterte er die Eckpunkte seines Wahlmanifests „Einheit in Vielfalt“.
Aber sein Gegner Carrion wird stärker. Der Vorsitzende der Banco Popular scheint sich als Gegenentwurf zu Bach neu zu erfinden und positioniert sich als weltmännischer Staatsmann mit einer klaren Vision. Das IOC sei eine globale Institution, die ihre gesellschaftspolitische Bedeutung noch stärker einbringen könne, meint Carrion. Beraten lässt er sich in seinem Wahlkampf von Enrique Martel, einem ehemaligen Sportreporter, der derzeit als sein Finanzanalyst arbeitet. Doch der 60-jährige Carrion polarisiert: Zahlreiche IOC-Mitglieder werfen ihm hinter vorgehaltener Hand Arroganz vor. Viele Olympier bewundern aber auch sein finanzielles Geschick. Unter anderem hat er den Rekord-TV-Deal mit NBC über 4,382 Milliarden Dollar für die Übertragungsrechte der Spiele 2014 und 2016 ausgehandelt. Große Schwachstelle ist sein fehlender Sporthintergrund.
Ng Ser Miang folgte auf Carrion mit einem ordentlichen, aber keinesfalls berauschenden Vortrag. Trotzdem erklärten einige IOC-Vertreter den unauffällig agierenden Cheforganisator der ersten Jugendspiele 2010 in Singapur zu ihrem Geheimfavoriten. (dpa)
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