Lichtblick Marco Thiede
Das einzig Positive am mühsamen 1:0-Pokalsieg bei RB Leipzig war das Erreichen der nächsten Runde. Marco Thiede sieht das anders. Er absolvierte sein erstes Pflichtspiel.
Ein Siegerlächeln war am Dienstagabend in den Katakomben bei den Verantwortlichen des FC Augsburg kaum zu sehen. Es war nur die pure Erleichterung, das Pokalachtelfinale mit einem knappen 1:0 (0:0)-Erfolg durch ein Tor von Daniel Brinkmann (62.) beim RB Leipzig erreicht zu haben.
Denn Trainer Jos Luhukay hatte im Duell mit dem Viertligisten fast alle seine strapazierten Stammspieler geschont. Luhukay war, wohl in Absprache mit Manager Andreas Rettig, volles Risiko gegangen: „Wenn wir verloren hätten, wäre die Reaktion heftig ausgefallen. Aber ich weiß, dass ich einen Manager habe, der hinter mir steht, und ich deshalb solche Entscheidungen treffen kann.“
Am Ende war alles gut gegangen und deshalb giftete er auch bei der Pressekonferenz einen Journalisten an, der angesichts der Wechselorgie nach einer möglichen Wettbewerbsverzehrung fragte. Das sei respektlos, und völlig unpassend, meinte Luhukay. Zu Recht. Der Vergleich passte einfach nicht. „Wir sind doch eine Runde weiter gekommen. Das hat jeder gesehen“, giftete der sonst so besonnene Luhukay zurück.
Mit seiner Brachial-Rotation war Luhukay an diesem Abend übrigens nicht alleine. HSV-Trainer Thorsten Fink hatte auf sieben Stammspieler verzichtet und war beim 2:1-Sieg nach Verlängerung bei Eintracht Trier noch knapper am Pokal-Aus vorbei geschlittert. Und Trier hatte bei weitem nicht die Qualität des millionenschweren Red-Bull-Teams.
Lichtblicke im FCA-Team
Also hatte Luhukay in der Endabrechnung alles richtig gemacht. Zudem gab es durchaus Lichtblicke im FCA-Team. Einer war Youngster Marco Thiede (19). Erst zwei Stunden vor Spielbeginn hatte der junge Mittelfeldspieler bei der Mannschaftssitzung erfahren, dass er spielen würde. „Natürlich war ich aufgeregt und nervös, aber es war auch ein tolles Gefühl als ich meinen Namen hörte“, freute sich Thiede. Der gebürtige Augsburger hatte am Pokalabend das Glückslos gezogen.
Erst im August hatte Thiede, der seit der D-Jugend beim FCA spielt, seinen ersten Profivertrag erhalten. In erster Linie wohl darum, die vorgegebene Quote der in der eigenen Jugend ausgebildeten Profis zu erfüllen. Der gebürtige Augsburger machte mit harter Arbeit und seine unbekümmerten Art Fußball zu spielen auf sich aufmerksam: „Ich habe versucht, im Training Gas zu geben und meine Chance zu suchen. Die hat mir der Trainer gegeben.“
Und Thiede nutzte sie vor fast 35 000 Zuschauern. „Am Anfang war es schon beeindruckend. Vor so vielen Leuten habe ich noch nie gespielt. Im Spiel blendet man das aber aus, da konzentriert man sich auf sein Spiel.“ Thiede machte seine Sache auf der rechten Außenbahn gut. „Ich war sehr zufrieden mit Marco“, lobte Luhukay. Thiede hat nun nur einen Wunsch für die Pokalauslosung am Sonntag (17.10 Uhr/ZDF-Sportreportage) – ein Heimspiel. Das Achtelfinale finder am 20/21. Dezember statt. Für Thiede begann aber gestern schon wieder der Fußball-Alltag. Gleich nach der Rückkehr ging es zum Auslaufen auf den Platz. Heute ist frei und ab morgen will es Thiede so halten wie immer. „Ich werde wieder Vollgas geben und mich im Training anbieten.“ Vielleicht nimmt ihn Luhukay ja mit zum Spiel beim 1. FC Köln (So., 15.30 Uhr). Der Trainer ist bei seinen Aufstellungen immer wieder für eine Überraschung gut.
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