Trostloses Sterben im fensterlosen Raum?
Im Neubau der Wertinger Klinik gibt es kein Sterbezimmer mehr. Doch wo und wie finden jetzt die letzten Stunden eines Menschen statt?
Am Wertinger Krankenhaus beginnt eine neue Zeitrechnung. Der Neubau steht und nacheinander ziehen jetzt die Abteilungen um. Ottilie Probst, Betriebsratsvorsitzende, ist zwiegespalten: „Über das neue Haus sind wir froh, einiges hat sich verbessert, ja. Aber!“ Das frühere Sterbezimmer sei dem Neubau zum Opfer gefallen. Jetzt steht nur ein fensterloser Multifunktionsraum zur Verfügung. Und um diesen reißen sich schon im Vorfeld Ärzte und Pflegekräfte.
Ist dieser Multifunktionsraum für Sterbenskranke überhaupt geeignet? Das fragen sich Mitarbeiter. „In den Planungen der Architekten war Sterben nicht vorgesehen“, kritisiert Probst. Dabei verbringen mehr Menschen ihre letzten Stunden in Krankenhäusern oder Altenheimen als zu Hause. Eine von der Bertelsmann-Stiftung aktuell veröffentliche Studie – „Faktencheck Gesundheit“ – zeigt, wie Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. 76 Prozent der Menschen wollen ihre letzten Tage lieber zu Hause verbringen. Allerdings stirbt nach wie vor fast jeder zweite ältere Mensch in einer Klinik, nur jeder Fünfte in den eigenen vier Wänden. Die medizinische Topversorgung, die schnell zur Überversorgung ausartet, ist am Ende des Lebens für die meisten gar nicht mehr das Wichtigste. Zuwendung, Menschlichkeit und spirituelle Hilfe sind eher gefragt. Geht das ohne Sterbezimmer? Muss damit gerechnet werden, dass wieder Betten mit Sterbenden auf den Flur oder in den Geräteraum geschoben werden? Werner Schauer, seit 40 Jahren Krankenpfleger und seit 32 Jahren Stationsleiter am Wertinger Krankenhaus, verneint die Frage: „Auf dem Flur oder in einer fensterlosen Kammer sterben zu müssen, ist nicht würdevoll. Das passiert bei uns nicht.“ Das Wichtigste sei, im Team den würdevollen Umgang vorzuleben, sagt Schauer. Ein ruhiges Zimmer, von Sonnenlicht durchflutet, ein schönes Ambiente mit Bildern, Möbeln und einem plätschernden Brunnen, so stellt sich der Krankenpfleger ein Sterbezimmer vor. Wenn dann noch der Blick vom Bett aus auf die Natur gerichtet werden kann, wäre er glücklich. Sein Team von der inneren Station bemüht sich seit jeher um eine würdevolle Umgebung. Das soll im Neubau künftig fortgesetzt werden. Zur Not müssten Patienten eben enger zusammenrücken, damit ein Einzelzimmer frei gemacht werden kann, verdeutlicht Schauer. Der gute Geist, der seit Jahrzehnten in der Wertinger Klinik weht, soll trotz der beengten Raumverhältnisse nicht verloren gehen.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Vor 6 Wochen ist meine Mutter im Wertinger Krankenhaus verstorben. Der Umgang des Krankenhauspersonals mit ihr war wirklich sehr fürsorglich und würdevoll. Sie wurde auch bis zuletzt im Krankenzimmer auf der Station gelassen. Ich kann nur Positives berichten.
Mein herzliches Beileid, nachträglich.
Danke!........................