Abgas-Affäre: Volkswagen soll Beweismittel vernichtet haben
Medien berichten, dass Volkswagen in den USA Beweismittel vernichtet haben soll. Und VW hat noch mehr Probleme: Ein früherer Mitarbeiter klagt gegen seine Entlassung.
Neue Vorwürfe in der Abgas-Affäre bei Volkswagen: Nach der Enthüllung des Skandals im September soll der Konzern in den USA Beweismittel vernichtet haben, berichteten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung am Sonntag unter Berufung auf einen ehemaligen Angestellten aus den USA. Derweil deutete die kalifornische Umweltbehörde Carb in den Gesprächen zur Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge offenbar einen Kompromiss an.
SZ, WDR und NDR beriefen sich auf eine vor wenigen Tagen eingereichte Klage eines früheren IT-Mitarbeiters bei einem US-Gericht. Darin argumentiert der Ex-Mitarbeiter demnach, er sei Ende 2015 entlassen worden, weil VW geglaubt habe, er wolle die US-Behörden über eine Behinderung der Justiz informieren.
VW-Mitarbeiter soll versucht haben, Löschung von Daten zu verhindern
Die elf Seiten lange Klageschrift enthält den Recherchen zufolge schwere Anschuldigungen gegen die Volkswagen Group of America. Demnach hatte der frühere Mitarbeiter nach dem Bekanntwerden des Skandals im September im Auftrag eines Vorgesetzten zu verhindern versucht, dass im VW-Rechenzentrum in Michigan Daten entgegen einer behördlichen Anordnung gelöscht werden.
Die US-Tochter von VW habe zunächst eine Anweisung des US-Justizministeriums ignoriert, sofort alle routinemäßigen Datenlöschungen zu stoppen, berichteten "SZ", WDR und NDR weiter. Bis Ende September, Anfang Oktober seien weiter Daten vernichtet worden, trotz einer gegenteiligen Anordnung bei VW. Die Löschung von Backups sei bei VW mit dem Hinweis begründet worden, die US-Tochter habe keinen ausreichenden Speicherplatz.
VW-Skandal: Volkswagen soll Beweismittel vernichtet haben
VW gab dazu auf Anfrage keine Stellungnahme ab. Das Unternehmen erklärte den Berichten zufolge, es bitte um "Verständnis dafür, dass wir uns zu arbeitsrechtlichen Differenzen grundsätzlich nicht äußern".
Volkswagen hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert zu haben. besonders in den USA, wo der Skandal ans Licht kam und rund 600.000 Autos betroffen sind, drohen dem Konzern hohe Strafzahlungen und Schadenersatzforderungen. Die Genehmigung der US-Umweltbehörden für einen Rückrufplan steht noch aus.
In den lange festgefahrenen Gesprächen ließ die kalifornische Umweltbehörde Carb aber in der vergangenen Woche erstmals kompromissbereite Signale erkennen, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. Die Behörde sei zu der Erkenntnis gekommen, dass eine komplette Umrüstung aller rund 600.000 betroffenen Autos in den USA nicht möglich sei. Die Umweltauflagen würden die Fahrzeuge aber auch dann nicht erfüllen.
Die Behörde überlege nun, ob jene Autos im Straßenverkehr belassen werden könnten, die mehr als die erlaubten Schadstoffe ausstoßen - und der Autobauer im Gegenzug für die Emissionen über das zulässige Maß pro Auto zahlt. Das könnte für VW günstiger sein als ein Rückkauf dieser Fahrzeuge.
Ermittlungen im Abgasskandal dauern in Deutschland an
In Deutschland wird die Staatsanwaltschaft Braunschweig voraussichtlich erst nächstes Jahr die Ermittlungen zu den Abgasmanipulationen abschließen. Er halte es für "sehr unwahrscheinlich", dass in diesem Jahr noch über Anklagen oder Einstellungen von Verfahren entschieden werde, sagte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe der Welt am Sonntag.
Die Behörde ermittelt derzeit gegen 17 Beschuldigte wegen des Verdachts des Betruges. Ermittlungsverfahren gegen frühere oder aktuelle Vorstandsmitglieder gibt es bislang nicht.
AZ/AFP
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