Immer mehr Selbstständige: Die Zahl der Firmengründer steigt
Immer mehr Menschen in Deutschland machen sich selbständig. Das geht aus dem aktuellen Gründermonitor der KfW hervor. Am häufigsten entstehen neue Unternehmensberatungen.
915.000 Menschen haben im vergangenen Jahr in Deutschland den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – 47.000 Menschen mehr als 2013. Das zeigt der jährliche Gründermonitor, den die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) veröffentlicht. Darin geht es auch um die Fragen, wer ein Unternehmen gründet, warum und in welchen Bereichen.
Wie viele Neugründungen gab es 2014 in der Region?
In den Bereichen der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) und der Handwerkskammer für Schwaben sind im vergangenen Jahr 14.000 Unternehmen entstanden. Verglichen mit 2013 ist das ein Minus von 1,3 Prozent, sagt Stefan Sprinkart. Er leitet bei der IHK die Gründungsberatung. Schaut man sich die Zahlen genauer an, sieht man: Das Handwerk in Schwaben verzeichnet sogar ein leichtes Plus von einem Prozent. In ganz Bayern ist die Zahl der Neugründungen hingegen um 4,2 Prozent gesunken. Woran es liegt, dass Schwaben im bayerischen Vergleich besser dasteht, kann Sprinkart nicht erklären. „Wir haben viele Gründerzentren, aber es gehört mit Sicherheit auch Zufall dazu“, sagt er. Verglichen mit anderen Bundesländern belegt Bayern bei den Neugründungen den neunten Platz. Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen führen die Liste an, weil sie von ihrer Struktur als Ballungszentren profitieren. Von 2009 bis 2011 belegte Bayern allerdings noch den fünften Platz in der Gründerstatistik.
In welchen Bereichen gibt es besonders viele Neugründungen?
Die meisten Menschen, die sich 2014 in Deutschland selbstständig machten, waren in der Unternehmensberatung tätig. Danach folgen Tätigkeitsfelder Kindertagespflege, zum Beispiel als Tagesmutter, Webdesign, Ingenieurbüros, Psychotherapie, Rechtsberatung oder Coaching. 70 Prozent der Gründer, so heißt es im Gründungsmonitor, starte im Dienstleistungsbereich. Danach folgen der Handel und das produzierende Gewerbe. Für Schwaben kann Stefan Spinkart das bestätigen. In den Beratungsgesprächen zeige sich, der Großteil der Neugründer wolle im Dienstleistungsbereich arbeiten.
Wer macht sich selbstständig?
Bei den Neugründungen sind zwei Trends zu beobachten. Der eine betrifft die Frauen. Ihr Anteil unter den Existenzgründungen betrug 43 Prozent. Das Besondere daran: Während Frauen sich in der Vergangenheit vor allem im Nebenerwerb selbstständig gemacht hatten, melden sie ihre Unternehmen nun vermehrt als Haupterwerb an. Zum anderen beobachtet die IHK, dass immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund Beratungsgespräche suchen. Stefan Spinkart schätzt ihren Anteil auf etwa 30 Prozent. Bei der Handwerkskammer sieht das Bild ähnlich aus. 28 Prozent der Betriebe werden von Menschen ausländischer Herkunft gegründet.
Wie erfolgreich sind die Gründer?
Die Antwort auf diese Frage fällt unterschiedlich aus. Von der KfW heißt es, dass in den ersten drei Jahren nach der Gründung jeder dritte Betrieb wieder schließt. Die Handwerkskammer für Schwaben stellt einen Unterschied fest. Gründet jemand einen Betrieb, für den man einen Meisterbrief braucht, liegen die Überlebenschancen in den ersten fünf Jahren bei 75 Prozent. In anderen Fällen bei 45 bis 50 Prozent – also deutlich niedriger. Der Grund könnte sein, dass man in Meisterkursen kaufmännisches und rechtliches Wissen vermittelt bekomme. Und genau das bräuchten Gründer, rät auch IHK–Experte Spinkart. Daneben solle man sich gut überlegen, was das eigene Produkt könne, wie man seine Kunden erreiche und wie die Marktsituation ausschaue. „Das Wichtigste ist, die Situation realistisch zu beurteilen“, sagt Spinkart.
Was sagen die Neugründungen über die gesamte Wirtschaft aus?
Sie zeigen etwa, wie innovativ ein Land ist. Im Gründermonitor ist zu lesen, dass jeder zehnte Gründer an technologischen Neuerungen forscht. Damit tragen sie zum technischen Fortschritt bei. Allerdings ist der Anteil der Gründer, die 2014 Marktneuheiten entwickelten, im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent gesunken. Die Unternehmensgründungen haben noch eine andere positive Auswirkung: Sie schaffen Arbeitsplätze. So stellte 2014 etwa jeder vierte Neugründer Mitarbeiter ein. Durchschnittlich schuf er so 4,5 Arbeitsplätze.
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