Machtkampf um Thyssenkrupp: Am Freitag endet das "Ultimatum"
Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger unter Druck: Die Fusion mit dem indischen Konkurrenten Tata zieht sich seit Wochen, Investoren und Betriebsräte verlieren die Geduld.
Ein "Ultimatum" der Arbeitnehmervertreter auf der einen Seite und ein höchst ungeduldiger Großaktionär auf der anderen Seite: Bei Thyssenkrupp tobt seit Monaten ein heftiger Kampf um den künftigen Kurs des traditionsreichen Ruhrkonzerns.
Mit einem bis zum Freitag (22.12.) befristeten "Ultimatum" versuchen die Arbeitnehmervertreter nun noch kurz vor Weihnachten den Druck zu erhöhen. Hintergrund sind die seit Wochen bislang ergebnislos verlaufenden Verhandlungen über die umstrittene Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata.
Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter sind viele wichtige Fragen im Zusammenhang mit der geplanten Fusion noch unklar. Dabei geht es vor allem um den Sitz des künftigen Gemeinschaftsunternehmens sowie um die Sicherung von Standorten und Arbeitsplätzen in Deutschland. Der bis zum Freitag um Mitternacht erreichte Verhandlungsstand soll nun nach dem Willen der Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsräte den Gewerkschaftsmitgliedern an allen Stahlstandorten zur Abstimmung vorgelegt werden.
Fusions-Segen der IG Metall hängt von allen Thyssenkrupp-Standorten ab
"Wenn nur ein Standort Nein sagt, kann die IG Metall nicht zustimmen", kündigte der frühere IG Metall-Chef und Aufsichtsratsvize von Thyssenkrupp Steel, Detlef Wetzel, im Gespräch mit der WAZ an. Die IG Metall will in den Gesprächen möglichst langfristige Zusagen durchsetzen.
Im Aufsichtsrat der Holding könnte die Stahlfusion mit dem Votum des Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Lehner zur Not jedoch auch gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter durchgeboxt werden. Voraussetzung dafür wäre jedoch Einigkeit unter den Vertretern der Kapitalseite in dem Kontrollgremium.
Während die Krupp-Stiftung als größte Einzelaktionärin bereits öffentlich Zustimmung zu einer möglichen Stahlfusion signalisiert hatte, gilt Cevian als zweitgrößter Anteilseigner noch als möglicher Wackelkandidat. "Die haben sich noch nicht klar geäußert", meinte etwa Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Cevian-Mitbegründer Förberg kritisiert den Thyssenkrupp-Kurs
Cevian-Mitbegründer Lars Förberg hatte sich erst im vergangenen Monat in einem Interview mit dem Handelsblatt zwar die geplante Stahlfusion als "richtigen Schritt" bezeichnet, gleichzeitig den Kurs des Unternehmens jedoch heftig kritisiert. "Die Strategie hat bisher nicht das geliefert, was man versprochen hat", stellte Förberg fest und erteilte dem Zustand des Konzerns ein niederschmetterndes Zeugnis: "Die Ergebnisse sind besorgniserregend", so der Investor.
Ein möglicher Erfolg bei der Abstimmung mit Unterstützung von Cevian gilt dagegen in Betriebsratskreisen als "vergiftetes Geschenk". In dem Konflikt gilt der schwedische Investor nicht gerade als Vertreter von Arbeitnehmerinteressen, sondern eher als Befürworter einer möglichen Zerschlagung des Unternehmens. Damit hatte Cevian zuletzt sogar Lehner in die Offensive getrieben.
Thyssenkrupp-Aufsichtsratsvorsitzender Lehner erteilt Zerschlagung klare Absage
Mit für den Traditionskonzern ungewöhnlich scharfen Worten hatte der Manager in einem Handelsblatt-Interview den öffentlichen Vorstoß des Investors kritisiert und einer Zerschlagung eine klare Absage erteilt. Doch auch bei anderen Anteilseignern wächst offenbar die Unruhe: "Man spricht mit den größeren Investoren aber nicht mit Privatanlegern", beklagte etwa Hechtfischer. Die Financial Times zitierte einen Investor vor wenigen Tagen mit dem Begriff "Dinosaurier-Unternehmen" (Dinosaur Company).
Im Arbeitnehmerlager bereitet man sich unterdessen, auf die Abstimmung über das bis zum 22. Dezember erzielte Verhandlungsergebnis vor. Das Votum soll im Laufe des Januars stattfinden. Welches Gewicht die Stimmen aus der Belegschaft schließlich haben werden, ist noch völlig unklar. (Uta Knapp, dpa)
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