Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau
Laszlo „Leslie“ Schwartz erzählt seine bewegende Geschichte im Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen
Wenn Laszlo „Leslie“ Schwartz über seine traurige Vergangenheit spricht, kann man eine Stecknadel fallen hören. So auch in der kleinen Aula des Paul-Klee-Gymnasiums. Initiiert vom Gersthofer Gymnasium und dem Bündnis „Gegen Vergessen – für Demokratie“ versammelten sich rund 100 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen und einige Interessenten, um die tragische Geschichte des ungarischen Juden zu hören. Als Laszlo Schwartz im Alter von 14 Jahren im Mai 1944 zusammen mit seiner Familie von seinem ungarischen Heimatdorf nach Auschwitz transportiert wird, zählt er zu den jüngsten KZ-Häftlingen. Durch ein Wunder wurde er durch die KZ-Aufseher selektiert und entging im Gegensatz zu seiner Mutter, dem sechs Monate alten Säugling, seiner nur ein Jahr jüngeren Schwester und seinem Stiefvater knapp dem Tod. Danach kommt er ins KZ Dachau, dann in ein Straflager nach Mühldorf, bevor er mit 3600 Insassen in den Mühldorfer Todeszug verfrachtet wird. Als der Zug zwischen Mettenheim und Ampfing von den Alliierten beschossen wird, geht ihm nur ein Gedanke durch den Kopf: „Ich glaube, hier ist es der richtige Ort, um mich von meiner Familie zu verabschieden“, erzählt er noch heute unter Tränen. Als in Poing der Zug aufgrund eines Defektes stehen bleibt, die Wachen fälschlicherweise annehmen, der Krieg wäre zu Ende und deshalb die Häftlinge frei lassen, flüchtet sich der abgemagerte Junge in einen Bauernhof. Dort bekommt er eine kleine Mahlzeit. „Und ich fragte mich damals schon selbst, wie es möglich ist, ohne Fleisch auf den Rippen überleben zu können“, erinnert sich der 84-Jährige. Nach nur einer Stunde Freiheit werden die Flüchtenden von der SS im Ort wieder zusammengetrieben. Schwartz wird von einem SS-Mann am Genick getroffen. Und wieder hat er Glück im Unglück. Das Geschoss tritt aus der Wange wieder aus und als der SS-Offizier schreit: „Entweder du stehst auf und gehst wieder in den Zug oder ich erschieße dich!“, nimmt er alle Kraft zusammen, steigt zurück in den Zug und überlebt. Am 30. April 1945 endet die Fahrt in Tutzing am Starnberger See und Schwartz wird von amerikanischen Truppen befreit. Erst seit rund vier Jahren kann Laszlo Schwartz über das Erlebte sprechen.
Bei Besuchen – meist in Schulen – stellt er nicht nur sein 2010 erschienenes Buch „Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau“ vor, sondern zeigt den Dokumentationsfilm „Begegnungen gegen das Vergessen“, in dem Schüler des Gymnasiums Markt Schwaben über ihre Recherche, ihr Studium und die Rekonstruktion dieser Zeit berichten. Trotz seiner bewegenden Vergangenheit und seines Alter ist er vital geblieben. Er meistert bis zu drei Veranstaltungen am Tag, beantwortet Fragen bereitwillig und signiert sein Buch. Zuspruch gibt es viel – etwa von Bundeskanzlerin Merkel, die ihn in einem Treffen und Brief dazu aufmuntert, so weiterzumachen, durch das Bundesverdienstkreuz, das ihm im 2013 verliehen wurde, oder die geplante Verfilmung seines Lebens mit Dustin Hoffman. Die Aufklärungsarbeit der Jugend aber ist ihm am wichtigsten. Wenn er sein Notizbuch zeigt, das voll ist von Dankes- und Anerkennungswidmungen der Zuhörer, dann ist er sehr stolz: „Und wenn dir ein 14-jähriger Schüler sagt: ,Herr Schwartz, es wäre so schön, wenn Sie mein Opa wären‘, dann ist das das schönste Kompliment, das man kriegen kann.“
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