Zukunft der Zusamklinik sorgt für Streit
Der Bezirk hält den Standort für nicht geeignet, um dort 22 seelisch Behinderte und Suchtkranke unterzubringen. Und jetzt?
Während die Maler und Bauarbeiter in der ehemaligen Zusamklinik in Zusmarshausen schwitzen, warten die Anwälte von Joachim Merkel auf ein Schriftstück. Darin geht es um die Absage des Bezirkstags, der sich gegen die Pläne des Investors aus Oberbayern ausspricht. Merkel will 22 Wohnheimplätze für seelisch behinderte und suchtkranke Menschen in dem Klinikbau einrichten, den er in diesem Jahr von der Rentenversicherung gekauft hatte. Die Bezirksräte hatten vor allem Bedenken wegen der Größe des Hauses und der Lage.
Alles läuft auf eine juristische Auseinandersetzung hinaus
Investor Merkel schüttelt den Kopf: „Ich verstehe das einfach nicht“, sagt er. Die Kliniken in Schwaben seien gefüllt, seine Pläne in der ehemaligen Zusamklinik könnten sofort umgesetzt werden. „Da ist alles tadellos.“ Nur der Bezirk als Kostenträger spielt nicht mit. Er pocht auf Inklusion.
Ziel müssten kleine, an einen Sozialraum angebundene Einheiten sein. Sowohl die ärztlichen Fachberater des Bezirks als auch der Gemeindepsychiatrische Verbund für die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und die Stadt Augsburg sowie die Vorstände der schwäbischen Gemeindepsychiatrischen Verbünde hatten zuvor aus fachlicher Sicht kritisch Stellung hinsichtlich Größe und Standort bezogen. Merkel hält den Standort für ideal: Der Druck von außen soll so gering wie möglich gehalten werden, damit sich die Bewohner wieder psychisch stabilisieren. Die Wohngruppe, die der Investor aus Oberbayern schaffen möchte, soll ehemaligen Süchtigen – keine Akut-Patienten – einen Einstieg in den Alltag ermöglichen. „Sie sollen lernen, das Leben wieder zu gebrauchen“, sagt Merkel. Jetzt hat er Rechtsanwälte beauftragt. Alles läuft auf eine juristische Auseinandersetzung hinaus. Unterstützung erhält Merkel von Zusmarshausens Bürgermeister Bernhard Uhl. Der sagt: „Man lässt Zusmarshausen hängen.“ Die Zusamklinik stehe nicht nur in Zusmarshausen, sondern auch im Bezirk. „Wir wollen das mit Leben füllen“, klagt Uhl.
Für Leben auf dem Gelände der ehemaligen Fachklinik soll auch die Trauminsel sorgen: So heißt die Interessengemeinschaft, die sich dort niederlassen will. Familien mit Kindern, die eine Behinderung haben, sollen dort in Häuser ziehen. Die Eltern wären nahe bei ihren Kindern oder könnten gleich mit ihnen zusammenleben – ein Projekt mit Modellcharakter. Sie sind froh, dass sie mit Merkel einen Partner gefunden haben. Seine Domus-Mea-Gruppe bringt viel Erfahrung mit. Sie ist ein auf den Betrieb von Altenpflegeheimen und Langzeittherapie spezialisierter Betreiber. Das Unternehmen wurde 1991 gegründet und betreibt mit 350 Mitarbeitern mehr als 600 Betten. Der ehemalige Bauunternehmer – heute über 70 Jahre alt – stieg nach einem Trümmerbruch vor 48 Jahren in die Pflegebranche ein.
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