Sehnsuchtsort der Freiheit
Das christliche Abendland auf dem Prüfstand
Das christliche Abendland – für den Romantiker Friedrich Schlegel war es eine faszinierende Vorstellung, die er einst im Reich von Karl dem Großen verwirklicht sah: eine Kirche, ein Kaiser, ein Reich der vielen Völker Europas. „Das Abendland war der Sehnsuchtsort einer Einheit von Religion und Politik“, erklärt Prof. Reiner Anselm, der evangelische Ethiker an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mit Prof. Christoph Weller, der den Lehrstuhl für Friedens- und Konfliktforschung an der Uni Augsburg vertritt, untersuchte er im Evangelischen Forum Annahof vor einem kleinen Publikum den schillernden Begriff vom Abendland, der mit den Pediga-Demonstrationen zu neuer Brisanz gelangt ist.
Verunsicherten Deutschen in einer globalisierten, sich rasch wandelnden Welt, die sich vor Überfremdung fürchten, sollte er Identität vermitteln. Taugt dazu das Bekenntnis zum (christlichen) Abendland? Jein, sagte der Theologe, denn es vermittle „eine Identität im Kontrast“ und bleibe unscharf. Denn es gibt wenigstens zwei Abendländer: das katholische der umfassenden Einheit von Politik und Papst sowie das protestantische aus dem Geist der Freiheit und der Nationen, das vor allem Preußen für sich beanspruchte. Beide Ideen reichen laut Anselm bis in die Gegenwart hinein: Der Protestant Schäuble fordert in der europäischen Finanzkrise Reform und Disziplin nach deutschem Vorbild, Frankreichs Präsident Hollande indes beschwört die Werte-Einheit Europas, die Solidarität mit Schwächeren erfordere.
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