Wo die Stadt am schönsten ist
Früher jagte Franz Lechner als Polizist Verbrecher. Heute sucht er mit der Kamera nach den eindrucksvollsten Ecken in Augsburg.
Franz Lechner beginnt seine fotografische Stadttour am Lueginsland. Dort, wo die hölzerne Figur der Brunnenhexe am Hexenbrunnen hinter einem Gitter steht. Lechner hat ihr Gesicht herausgeholt und vergrößert vor die Stadtmauer montiert. „Das irritiert manchen Betrachter“, sagt er lachend. „So groß sei die Hexe ja nicht in Wirklichkeit“, höre er dann, erzählt der ehemalige Polizist und Hobby-Fotograf.
52 seiner Augsburg-Ansichten sind in den nächsten Monaten in den Gängen und im Aufenthaltsraum des Sparkassen-Altenheims aufgehängt. Der 67-jährige Lechner lädt mit den großformatigen Aufnahmen ein zu einem Spaziergang zu den Schönheiten der Stadt auf der Achse vom Lueginsland bis zur Basilika St. Ulrich und Afra.
Augsburg ist für ihn eine „große, schöne Stadt“. Mit ihrer Geschichte, ihren Kunstschätzen und ihren Bauwerken sei sie eine Stadt, „die jeden packt“. Um Details hervorzuheben oder in einen Zusammenhang zu stellen, hat er auch bei anderen Ansichten die heutigen Möglichkeiten der Fotografie genutzt, hat Motive zusammengesetzt, sie näher herangeholt, die Bilder bearbeitet. „Für mich heißt Fotografie, die schönen Dinge herauszukristallisieren“, sagt Lechner über sein Hobby.
Eine besondere Liebe zu den Kirchen
Im Hofgarten hat er die blühenden Magnolien abgelichtet, und im Kleinen Goldenen Saal in der Jesuitengasse witzige Details wie eine Maus im Fresko entdeckt. Er führt den Betrachter hinein in den Dom, mit weitem Blick auf den Ostchor, aber auch hinunter in die Intimität der Krypta.
Die Figuren des Augustusbrunnens zeigt Franz Lechner – auch diese näher als in der Wirklichkeit zusammengerückt – im Spiel der leuchtenden Wasserstrahlen. Und sein Ausblick in die Totale der Decke im Goldenen Saal des Rathauses erspart dem Betrachter, seinen Kopf ganz weit in den Nacken zu legen. Bei diesem Rundgang fällt auf, dass Franz Lechner eine besondere Liebe zu den Kirchen hat.
Beeindruckt von der neu gestalteten Moritzkirche
Die Maria Knotenlöserin in St. Peter am Perlach hat er vom Standort des Gitters aus aufgenommen. Doch weil man sie von dort aus schlecht erkennt, hat er ein vergrößertes Bild von ihr dazu kopiert. „Wir haben Bewohner, die diese Maria unglaublich lieben“, weiß Angelika Daser vom Sozialdienst des Seniorenheims. Besonders beeindruckt Franz Lechner die neu gestaltete Moritzkirche – auch von ihr hat er Fotos in seiner Ausstellung: mit Blick auf die Taufkapelle, die Kreuzkapelle und vor allem auf den dem Betrachter entgegen kommenden Christus Salvator von Georg Petel.
Bilder wie diese wecken Erinnerungen. Das soll auch die Absicht der Ausstellung sein. Beim Betrachten wird bei den Senioren manches wieder lebendig, was mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun hat. Ihre Welt, die im Alter immer kleiner wird, weitet sich wieder um die Momente der Erinnerung – an die Kirche, in der man getraut worden ist, an die Plätze seiner Jugend oder an die Wege, die man so oft gegangen ist. „Das gibt Heimat, das erdet“, sagt Angelika Daser. Mit seinem Blick auf Details – etwa auf das kunstvoll geschmiedete Gitter in St. Ulrich – regt Franz Lechner auch dazu an, manches neu zu entdecken, das bisher vielleicht noch nie aufgefallen ist.
Info Die Augsburg-Bilder von Hobby-Fotograf Franz Lechner können täglich von 10 bis 18 Uhr im Sparkassen-Altenheim (Baumgartnerstraße 10) angeschaut werden.
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