Diese Ziele verfolgt Ex-Nationalspieler Wörns beim FCA
Als Trainer soll der ehemalige Nationalspieler die U23 des Fußball-Bundesligisten vor dem Abstieg retten. Mittelfristig verfolgt der 43-Jährige mit dem FC Augsburg andere Ziele.
Wenn Christian Wörns, 43, sich ein Länderspiel anschaut, ist er nichts anderes als Millionen von Deutschen: „Dann bin ich ganz Fan“, beteuert der ehemalige Fußball-Profi und lächelt. Dass er einmal selbst fester Bestandteil der Nationalmannschaft war, dass er bei Welt- und Europameisterschaften verteidigte und 66 Mal für sein Land auflief, verkommt zur Nebensache. Wörns hat das alles hinter sich gelassen, verliert kein Wort mehr über seine beachtliche Vergangenheit und seine Ausbootung durch Jürgen Klinsmann im Vorfeld der WM 2006 im eigenen Land.
Wörns, dunkelgrauer Trainingsanzug, Turnschuhe, wache Augen, hinterlässt im Gespräch einen aufgeräumten Eindruck. Wirkt authentisch in dem, was er sagt. Für ihn zähle das Hier und Jetzt. Genauer: die U23 des FC Augsburg. Mit Wörns als Cheftrainer des Bundesliga-Unterbaus geht der Verein einen neuen, einen für ihn weitestgehend ungewohnten Weg. Erstmals gibt ein namhafter Ex-Profi Kommandos, nachdem sich zuvor renommierte Trainer aus dem regionalen Amateurfußball verdingten.
Manuel Baum, 36, Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), begründet diesen Schritt. „Wir wollen in unserem Trainerteam eine gute Mischung aus Ex-Profis und anderen Übungsleitern.“ Was Wörns neben Fachwissen qualifiziert, fasst er mit wenigen Sätzen zusammen. Dieser blicke auf eine internationale Laufbahn zurück, habe sich im Profibereich Sporen verdient und könne dem Nachwuchs viel mitgeben, damit dieser den nächsten Karriereschritt macht. Denn, schiebt Baum hinterher, mittelfristig sollen Spieler aus dem eigenen NLZ in der Bundesliga unterkommen.
Verfolgt werden zwei Ziele: einerseits kurzfristiger Erfolg mit der U23 – der Abstieg aus der viertklassigen Regionalliga muss verhindert werden. Andererseits sollen die Spieler auf den harten Konkurrenzkampf im Profigeschäft vorbereitet werden. Wörns beschreibt plastisch: „Wir müssen ihnen eine Rüstung anziehen, müssen ihre Persönlichkeit weiterentwickeln. Sie sollen nicht beim ersten Gegenwind einknicken.“ Wörns weiß, wovon er spricht. Mit 17 Jahren debütierte er für Waldhof Mannheim in der Bundesliga. Letztlich habe es jeder selbst in der Hand, ob er es zum Profi schaffe oder nicht, meint er.
Wörns lobt die Entwicklung
Sein Engagement beim FC Augsburg ist kein Zufall. Der 43-Jährige und Baum kennen sich bestens von Trainerlehrgängen, wohnen beide in München, pflegen einen guten Kontakt. Seit Sommer spielt zudem Wörns’ 14-jähriger Sohn David in der U15 des FCA. Den Werdegang des Klubs hat Christian Wörns in den vergangenen Jahren oberflächlich verfolgt. Ohne in die Tiefe zu gehen, lobt er allgemein die Entwicklung: geringer Etat, großer Erfolg, Europa League eine gefühlte Meisterschaft. Als sich der Klub im Herbst auf der Suche nach einem U-23-Coach befand, setzten sich Baum und Wörns zusammen, diskutierten über Spielphilosophien beim FCA. Sie waren sich einig, das passt.
Baum erläutert den ganzheitlichen Ansatz, schon in der Jugend sollen Spieler taktische Varianten des Bundesligateams verinnerlichen. Sollen Abwehr-, Mittelfeld- und Angriffspressing im Repertoire haben, um auf Spielstände reagieren zu können. Trotz des mahnenden Beispiels Alexander Zornigers, der mit dem VfB Stuttgart und seiner Offensivtaktik im Wortsinn ins Verderben lief, will Wörns seine U23 früh angreifen lassen. Schon in der gegnerischen Hälfte sollen Spieler attackiert werden, um Ballverluste zu provozieren. Wörns räumt ein, diese Taktik möglicherweise überdenken zu müssen, im Fußball gebe es keine B-Note, es zähle das Ergebnis. Er sagt aber auch voller Überzeugung: „Wir ziehen das jetzt erst mal gnadenlos durch.“
Wörns hat sich der Zeit der Matchpläne und gläsernen Athleten angepasst, er selbst entstammt einer überholten Vergangenheit, als Viererketten und Raumdeckung in Deutschland in den Kinderschuhen steckten, als Manndecker gegnerische Knöchel bearbeiteten und beim Spielaufbau geflissentlich unbeachtet blieben. Gerade Waldhof Mannheim war dafür bekannt, kantige Kerle wie die Förster-Brüder oder Jürgen Kohler hervorzubringen.
Vor über sieben Jahren hat Wörns seine Profikarriere bei Borussia Dortmund beendet. Mit Stefan Reuter, 49, hat er dort fünf Jahre zusammengespielt, ist deutscher Meister geworden. Reuter soll als Geschäftsführer Sport das finale Ja zu Wörns gegeben haben. Wörns’ Vertrag läuft bis Saisonende. Was danach passiert, interessiert ihn kaum. Es zählt die Arbeit mit der Mannschaft und der Klassenerhalt. „Mit etwas anderem setze ich mich nicht auseinander“, sagt er. Worte, die man ihm glaubt.
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