Bamberger Chirurg soll Patientinnen vergewaltigt haben
In Bamberg steht ein Chefarzt vor Gericht, weil er Patientinnen missbraucht haben soll. Er spricht von wissenschaftlichen Studien.
Er galt als anerkannter Experte, als ein erfolgreicher Chefarzt, den seine Kollegen als sympathisch beschrieben haben. Doch hinter dieser Fassade, so glaubt die Staatsanwaltschaft, steckt ein Krimineller, der wehrlose Frauen sexuell missbraucht hat. Von Dienstag an steht der Mediziner in Bamberg vor Gericht. Er soll junge Frauen unter dem Vorwand einer medizinischen Studie am Klinikum Bamberg mit Medikamenten ruhiggestellt und sich dann an ihnen vergangen haben. Angeklagt ist er wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung.
Der 49-Jährige sieht die Sache anders, sagt einer seiner Anwälte, Dieter Widmann. Es habe medizinische Gründe für das Vorgehen seines Mandanten gegeben: "Er weist eine sexuelle Motivation weit von sich."
Studentin entdeckt Ungereimtheiten
Eine Medizinstudentin bringt im Sommer vergangenen Jahres den Stein ins Rollen. Sie wird misstrauisch, als sie der Chefarzt in der Zeit ihres Praktikums zur Untersuchung bittet - es soll um eine Studie über Krampfadern gehen. Sie bekommt eine Spritze und wird bewusstlos. Danach geht sie in eine andere Klinik und lässt ihr Blut untersuchen. Sie hatte ein starkes Beruhigungsmittel bekommen. Sie erstattet Anzeige.
Die Ermittler finden beim Angeklagten viel Fotos, die das Geschehen dokumentieren. Mindestens zwölf weiteren Frauen soll es so ergangen sein wie der Studentin. Sie treten als Nebenklägerinnen in dem Prozess auf. Zehn mutmaßliche Opfer waren Patientinnen im Klinikum, zwei Mitarbeiterinnen. Eine Frau stammt aus dem privaten Umfeld des Arztes. An die Patientinnen und Mitarbeiterinnen zahlt der Klinikbetreiber, die Bamberger Sozialstiftung, je 15 000 Euro - unabhängig davon, wie der Fall am Gericht ausgeht, sagt Stiftungschef Xaver Frauenknecht.
Der Arbeitgeber des Arztes hat schon reagiert
Dem Landgericht Bamberg und Richter Manfred Schmidt steht ein aufwendiger Prozess bevor. 50 Zeugen sind geladen, dazu sechs Sachverständige, die medizinische Fachfragen klären und die Schuldfähigkeit des Angeklagten prüfen sollen. Mit einem Urteil ist im Mai zu rechnen.
Seine Taten soll er von September 2008 bis Juli 2014 in dem Krankenhaus begangen haben. Das Klinikum hat nur wenige Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe dem Chef der Klinik für Gefäßchirurgie gekündigt.
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