Beate Zschäpe: Bericht über Nervenzusammenbruch vor Aussage
Beate Zschäpe steht vor ihrer mit Spannung erwarteten Aussage psychisch unter großem Druck. Das sagt zumindest ihr Anwalt. Es gibt Gerüchte.
Beate Zschäpe steht psychisch offenbar unter großem Druck. Das sagte ihr Verteidiger Mathias Grasel am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Es habe "Vorfälle" in der Untersuchungshaft gegeben, über die er im Einzelnen aber keine Auskunft geben wolle. Die "Bild"-Zeitung meldete, die mutmaßliche Rechtsterroristin Zschäpe habe einen "Nervenzusammenbruch" erlitten, was Grasel aber nicht bestätigte.
Die für diesen Mittwoch geplante Aussage Zschäpes vor dem Oberlandesgericht München sei nicht in Gefahr, sagte Grasel. Er sei mit seiner Mandantin "übereingekommen, dass wir das jetzt hinter uns bringen möchten". Beate Zschäpe will demnach vier Jahre nach ihrer Festnahme und zweieinhalb Jahre nach Beginn des NSU-Prozesses ihr Schweigen brechen. Bisher hatte sie sich nicht zu der Anklage geäußert und im Prozess jede Aussage verweigert.
Beate Zschäpe sagt von sich, sie sei ein Omakind
Zschäpe ist ein Kind der untergegangenen DDR. Geboren wurde sie am 2. Januar 1975 in Jena. Ihre Mutter studierte zu dieser Zeit in Bukarest Zahnmedizin und war über den Jahreswechsel zu Besuch in der Heimat. Ihren Vater, nach Angabe der Mutter ein Studienkollege in Rumänien, lernte Zschäpe nie kennen. Den größten Teil ihrer Kindheit verbrachte sie bei ihrer Großmutter. Sie sei ein "Omakind", sagte die mutmaßliche Rechtsterroristin über sich in einer Polizeivernehmung.
Als Jugendliche gehörte sie einer Clique an, die politisch eher links eingestellt gewesen sein soll. Aber spätestens, als sie Uwe Mundlos kennenlernte, orientierte sie sich nach rechtsaußen. Anfang der 1990er Jahre gehörte sie zusammen mit Mundlos, Uwe Böhnhardt und anderen Neonazis zur "Kameradschaft Jena". Verbürgt ist, dass sie eine Demonstration "zur Bewahrung Thüringer Identität" anmeldete. Sie geriet auch unter Verdacht, an ersten kriminellen Aktionen beteiligt gewesen zu sein. Dazu gehörten Bombenattrappen oder das Hängen einer Puppe mit Judenstern von einer Autobahnbrücke.
Zschäpe soll Rückkehr in die Legalität geplant haben
Im Januar 1998 tauchte sie zusammen mit Mundlos und Böhnhardt in den Untergrund ab. Angeblich soll sie schon wenig später die Rückkehr in die Legalität geplant haben. Verhandlungen eines von "Kameraden" beauftragten Anwalts mit der Staatsanwaltschaft scheiterten aber. Im Jahr 2000 sollen Mundlos und Böhnhardt den ersten von insgesamt zehn Morden verübt haben. Zschäpes Rolle dabei konnte bisher nur aus Indizien hergeleitet werden, etwa aus Ausspähnotizen und Zeitungsausschnitten, die in den Hinterlassenschaften des NSU gefunden wurden.
Am 4. November 2011 flog der NSU dann auf, nachdem die beiden Männer nach einem Banküberfall in Eisenach entdeckt wurden. Sie sollen sich in einem Wohnmobil das Leben genommen haben. Zschäpe setzte mit Benzin die Zwickauer Wohnung in Brand. Anschließend war sie vier Tage auf der Flucht, bevor sie sich in Jena der Polizei stellte. dpa/AZ
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