Befragung beginnt: Bekommt Neuburg eine zweite Donaubrücke?
In Neuburg beginnt eine Wählerbefragung wegen einer zweiten Brücke über die Donau. Das Ergebnis ist zwar für den Stadtrat nicht bindend, hat aber weitreichende Folgen.
an der Donau „Über sieben Brücken musst du gehn“, hat Peter Maffay einst gesungen. Davon ist die Große Kreisstadt Neuburg weit entfernt. Hier führt nur eine einzige Brücke über die Donau. Dabei flammt das Thema einer zweiten Donauquerung schon seit über vier Jahrzehnten und meist zu Wahlkampfzeiten immer wieder auf. Einen entscheidenden Durchbruch hat es bislang aber noch nicht gegeben – gute Ansätze indessen durchaus. Auch jetzt ist die Stadt wieder nahe dran, dem Vorhaben auf die Sprünge zu helfen – wenn denn die Wähler bei einer heute beginnenden Befragung ihren Segen dazu geben.
Von der nahen Boomtown Ingolstadt profitiert auch Neuburg. Die Einwohnerzahl ist in den vergangenen fünf Jahren um gut 2000 auf mittlerweile über 30000 gewachsen. Die Stadt kommt gar nicht nach, genügend Wohnraum zu schaffen, Gewerbegebiete laufen im Nu voll. Eine zweite Brücke sehen die Antreiber in Reihen der CSU und Freien Wähler als entscheidende Infrastrukturmaßnahme für die weitere, vor allem auch wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Und es spricht vieles für ein weiteres Wachstum in Neuburg. So werden zum Beispiel in wenigen Jahren in einer Außenstelle der TH Ingolstadt auch bis zu 1000 Studenten dort erwartet. Mit der Entzerrung des Verkehrs ließe sich innerstädtisch zudem ein Verkehrskonzept leichter umsetzen.
Für die Gegner des Projekts ist vor allem der Eingriff in den ökologisch sensiblen und streng geschützen Donau-Auwald ein entscheidender Grund, das Projekt abzulehnen. Bevor ein „Brückenmonster“ die wertvolle Natur verschandelt, fordern sie ein umfassendes Verkehrskonzept, mit dem sich das weiter wachsende Verkehrsaufkommen in der Stadt regeln ließe.
Die aktuelle, abermalige Diskussion über Sinn oder Unsinn einer zweiten Donauquerung hätte man den Neuburgern allerdings durchaus auch ersparen können. Jedoch hat die neue Stadtführung es versäumt, einen vor 16 Jahren mühsam vorbereiteten Weg konsequent weiterzugehen. Im Juli 2000 hatte der Stadtrat die Frage nach einer zweiten Donaubrücke nämlich bereits beantwortet. Unter Führung des damaligen Oberbürgermeisters Hans Günter Huniar (Freie Wähler) war auf Grundlage aufwändiger Verkehrs-, Geologie- und Landschaftsgutachten exakt die Trasse beschlossen worden, um die es auch jetzt wieder geht. Dann kam langsam der Kommunalwahlkampf ins Rollen.
Seehofers Beitrag zur eventuellen zweiten Donaubrücke
Huniar wurde 2002 abgewählt, Bernhard Gmehling (CSU) rückte als Rathauschef nach. Anstatt sich aber die jahrelange Vorarbeit zunutze zu machen und das Projekt voranzutreiben, verschwand der Beschluss in den Akten.
Dass CSU und Freie Wähler das Thema überhaupt wieder aufgegriffen haben, ist vor allem Ministerpräsident Horst Seehofer zuzuschreiben. Der Heimatabgeordnete des hiesigen Landkreises hatte der Stadt vor gut zwei Jahren versprochen, eine zweite Donaubrücke für Neuburg zur Chefsache zu machen. Um Seehofer zu beweisen, dass die Mehrheit der Neuburger die Unterstützung auch dankend annimmt, initiierten die Befürworter siegessicher, aber wenig engagiert ein Bürgerbegehren – und scheiterten. Nach dieser blamablen Pleite erneuerte Seehofer dieses Frühjahr nichtsdestotrotz sein Versprechen. Auch dieses Mal wollen sich die Befürworter den Segen der Bevölkerung holen, allerdings nicht über ein rechtlich verbindliches Bürgerbegehren, sondern in Form einer einfachen Befragung der knapp 23000 Wahlberechtigten.
Das Ergebnis ist zwar für den Stadtrat nicht bindend. Aber es ist klar, dass bei einem erneuten Nein das Thema für nicht absehbare Zeit vom Tisch ist. Denn ohne die in Aussicht gestellte hohe Förderung des Freistaats kann sich Neuburg keine zweite Donaubrücke leisten. Aber Peter Maffays Lied anhören – das geht immer.
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