Betrug in 4330 Fällen: Drahtzieher von Schneeballsystem vor Gericht
Ein 46-Jähriger aus dem Oberallgäu soll als mutmaßlicher Drahtzieher eines Schneeballsystems vor Gericht. Ihm wird Betrug in 4330 Fällen und Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Als die Welt der Firma Marketing Terminal noch in Ordnung war, da haben sie in einem Hotel im Oberallgäu Partys gefeiert. Wie berauscht waren hunderte Anleger 2013, denn es gab viel zu gewinnen. Verdächtig viel. Sagt einer, der damals dabei war. Das Doppelte wieder raus durch Online-Werbung, so das Versprechen. Doch der schöne Schein trog.
Wie berichtet, soll es sich um ein betrügerisches Schneeball-System gehandelt haben, ausgezahlt wurden nicht etwa Gewinne, sondern das Geld späterer Anleger. So lange, bis das System zusammenbrach. Nun soll sich der mutmaßliche Drahtzieher, ein 46-Jähriger aus dem Oberallgäu, vor Gericht verantworten.
Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 4330 Fällen und wegen Steuerhinterziehung. Auch eine 22-jährige leitende Angestellte soll sich wegen Steuerhinterziehung verantworten, in fünf Fällen, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Matthias Nickolai.
Ob und wann es zum Prozess kommt, entscheidet nun das Augsburger Landgericht. Parallel fand gestern in München eine Gläubigerversammlung vor dem Amtsgericht München statt, bestätigte Insolvenzverwalter Ulrich Cramer von der Kanzlei Flöther & Wissing. Doch wo blieb das Geld der Firma?
Gut 5000 Menschen wurden Opfer des Betrugs
Manche sagen, es ist nie verschwunden. Noch immer schlummere viel Geld auf Konten im Allgäu, das eigentlich den Anlegern gehöre. Es geht angeblich um einige Millionen Euro, die bislang nicht abgerufen worden seien.
Doch Staatsanwaltschaften und Kanzleien haben die anfänglichen Zahlen korrigiert, von gut 5000 Opfern ist nun die Rede, nicht mehr von 9000. Von vielen „Karteileichen“ spricht der Insolvenzverwalter. 34 Millionen sollen insgesamt geflossen sein. Wer verstehen will, wie die Opfer geködert wurden, konnte das bis vor kurzem auf der Internetseite der Firma nachlesen. Sie war noch vor einigen Monaten online.
„Wir blicken auf eine langjährige Erfahrung im Bereich Marketing und Werbung zurück… Daher haben wir eine Innovation auf den Markt gebracht“, hieß es da. Wer „Geschäftspartner“ werde, könne an jedem Klick auf Internetwerbung Geld verdienen. Als Geschäftssitz gab die Internetseite eine noble Adresse an, die Münchener Maximilianstraße. Doch gelenkt, so hieß es stets von den Behörden, wurde die Firma vom Oberallgäu aus. Der mutmaßliche Drahtzieher soll dort gewohnt haben, mitten im Touristenidyll von Weitnau.
Am 7. Oktober 2014 zerplatzte der Traum vom großen Geld. Das Landgericht Kempten stellte einen Haftbefehl für den mutmaßlichen Drahtzieher aus.
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