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ADAC
11.05.2014

Der ADAC steckt in der Klemme: Wie geht es weiter?

Der ADAC hat knapp 19 Millionen Mitglieder.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

Wohin steuert der ADAC? Das Dilemma ist: Er weiß, dass er sich erneuern muss, weiß aber nicht wie. Einen konkreten Fahrplan liefert der Autoklub auf seiner Hauptversammlung nicht.

Markus Schley muss nicht lange überlegen, um eines der Grundübel der Gegenwart in Worte zu fassen. Er erlebt es dauernd, in unterschiedlicher Ausprägung. Er nennt es: erlernte Sorglosigkeit. „Die Leute sagen sich, das haben wir schon immer so gemacht“, sagt er. „Es ging doch immer gut, uns ist bisher nichts passiert. Uns wird auch weiter nichts passieren. Und dann machen sie weiter wie immer.“ Schley ist angestellt beim ADAC.

Er steht an einer Tafel, in einem Schulungsraum, der in einem Blockhaus untergebracht ist. Rings um das Blockhaus ist Wald, und irgendwo dahinter liegt Saarbrücken. Hunderte Male hat Schley hier schon gestanden. Er ist 50 Jahre alt, und die Tafel, das Haus und der Wald sind sein Arbeitsplatz. Hier bringt er den Leuten im Namen des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs e. V. bei, wie man Auto fährt.

Er spricht über das Sorglosigkeits-Phänomen, wodurch es befördert wird und wie man es überwindet. Über technische Assistenzsysteme, die den Fahrern die Arbeit abnehmen, die Unfallgefahr senken, das Risikobewusstsein aber auch. Und er redet von den Hilfestellungen der Ingenieurskunst, ABS, ESP, von den Grenzen, die so ein Auto und so ein Fahrer dennoch haben, die aber regelmäßig ignoriert werden. Werden sie dann auch noch überschritten, endet es oft böse.

Um den Leuten dies klarzumachen, fährt er mit ihnen hinaus in den Wald. Der ist durchzogen von Asphaltstraßen, auf einer Lichtung öffnet sich ein großer Platz. Hier zeigt er seinen Schülern etwa, wie extrem sich Bremswege verlängern, wenn man statt 30 Kilometern in der Stunde 50 fährt oder statt 50 70. Schley sagt, die Leute würden dann staunen. Er sagt: „Ich arbeite mit sogenannten Aha-Effekten.“

Schley, der Fahrsicherheitstrainer, redet über das korrekte Autofahren. Mit nahezu denselben Worten könnte er aber auch über das moderne Leben an sich sprechen oder über die Lage, in die sich sein Arbeitgeber gebracht hat.

Der tagt gerade einige Kilometer entfernt von Schleys Wald in einer Kongresshalle. Es ist Samstag und es ist Jahreshauptversammlung. Der ADAC berät über das Jahr 2013, vor allem aber darüber, wie er sich künftig verhalten soll, nachdem seit diesem Januar offenbar geworden ist, dass auch er Grenzen überschritten hat. Der Verein, nach Jahren der erlernten Sorglosigkeit, erlebt seinen Aha-Moment.

ADAC hat sich von seinen Mitgliedern entfernt

Anfang des Jahres hat er Manipulationen beim von ihm verliehenen Preis, dem „Lieblingsauto der Deutschen“, zugeben müssen. Es folgten Enthüllungen über fragwürdige Tests und Pannenstatistiken, über Interessenskonflikte von Funktionären, Vetternwirtschaft, Provisionsgeschäfte, sich selbst bedienende Vereins-Obere, über Rettungshubschrauber, die Führungskräften zur Verfügung gestellt wurden. Damit stand auf einmal die Konstruktion eines Vereins zur Disposition, der sich in den letzten Jahrzehnten seiner 111-jährigen Geschichte zunehmend von seinen Mitgliedern entfernt und stattdessen deren Geldbeuteln zugewandt hatte und zu einem Wirtschaftsunternehmen geworden war.

In der Saarbrücker Kongresshalle soll nun Buße getan werden. „Reform für Vertrauen“ haben sie ihren selbstverordneten Wandel genannt, das Klub-Präsidium will den knapp 200 Delegierten der 18 ADAC-Regionalabteilungen erste „Zwischenergebnisse“ präsentieren.

Wäre der Fahrsicherheitstrainer Schley auch zur Versammlung eingeladen worden, hätte er auf ihr ein verkehrspsychologisches Muster erkennen können: die Gefahrenpyramide. Diese beschreibt Folgendes: Als Erstes ist eine Gefahr erst einmal zu erkennen. Wer sie erkannt hat, kann sie anschließend vermeiden. Wer sie nicht mehr vermeiden kann, der muss sie – mit ungewissem Ausgang – bewältigen. „Erkennen ist das Wichtigste“, sagt Schley, „deshalb steht es in der Pyramide auch ganz unten, da, wo sie am breitesten ist, verstehen Sie?“

So weit scheinen die ADAC-Oberen mittlerweile zu sein. Sie scheinen die Gefahr erkannt zu haben. Wenn auch – um in Schleys Metier zu bleiben – erst nach dem Unfall.

„Immer weiter so, das geht nicht“

Das ist es, was Gerda Joppich auch mit nach Hause genommen hat. „Immer weiter so, das geht nicht“, sagt sie tags darauf am Telefon in Schwabmünchen, als sie ihren erstmaligen Ausflug als ADAC-Delegierte Revue passieren lässt. Zusammen mit ihrem Mann ist sie treibende Kraft in ihrem Ortsklub mit rund 220 Mitgliedern. Anfang April, bei der Versammlung des Regionalklubs Südbayern, hat sie sich spontan als Delegierte aufstellen lassen. Zuvor hatten mehrere Mitglieder eine stärkere Beteiligung von Frauen in ADAC-Ämtern angemahnt. „Immer weiter so, das geht nicht.“ Gerda Joppichs Spruch hätte damals schon gut gepasst.

Und jetzt? „Jetzt geht die eigentliche Arbeit erst los“, sagt sie. Die Fehler seien analysiert, „jetzt muss man sie bekämpfen“. Und doch gebe es keinen Grund, „im Büßergewand herumzulaufen“. Der Interimspräsident mache seine Arbeit prima, das sei in dieser Lage doch alles nicht so einfach. Und endlich werde auch diskutiert. „Die anderen sagen, das sei früher nicht unbedingt üblich gewesen.“

Josef Kaspar, 69, hat gerade erst seinen Posten als Vorstandsmitglied im mächtigen Regionalklub Südbayern niedergelegt. „Altersbedingt“, wie der Mann aus Markt Rettenbach im Unterallgäu betont, „nicht wegen der Vertrauenskrise“. Auch er war als Delegierter in Saarbrücken, auch er gibt gestern am Telefon Auskunft. Er sagt, die Versammlung habe ihm Mut gemacht. Es fallen Sätze wie „Die Schwächen im Organisationssystem wurden lückenlos aufgedeckt“ und „Die individuellen Verfehlungen Einzelner wurden offen dargestellt.“

Andere am Samstag vor Ort verabredete Gespräche mit Delegierten kommen doch nicht zustande, Anrufe werden weggedrückt. Warum auch immer. Einen Hinweis gibt später die Rede des Interimschefs. August Markl sagt: „Plötzlich stand ein einflussreicher Klub am Pranger, mit dem sich etliche vorher nicht anzulegen gewagt hätten.“

Stefan Bratzel, Automobilwirtschafts-Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach, ist schon von Berufs wegen lange Jahre mit dem ADAC vertraut. Er sehe nicht, „dass da ein Ruck durch den Verein geht“, sagt er. „Ja, man macht zwar was, aber man macht das reaktiv.“ Das sei zu wenig. Ein Ruck in Bratzels Sinne wären Aufsichtsgremien, „die diesen Terminus auch verdienen“, ein „klarer, personeller Schnitt“ an der Spitze, vor allem aber, dass der Verein „seine Probleme von sich aus benennt“, und nicht erst immer dann, wenn wieder eines davon ans Licht der Öffentlichkeit gekommen ist.

Es gebe eine Fraktion im ADAC, sagt Bratzel, die sei über die Verfehlungen tief bestürzt, die wolle einen radikalen Wandel. Aber es gebe eben auch die mächtige Fraktion der Bewahrer, Leute aus den regionalen Klubablegern, die „wirtschaftlich verflochten“ seien.

ADAC: Interimspräsident kündigt Veränderungen an

Was diese Verflechtungen angeht, kündigt Markl in seiner Rede Veränderungen an. „Der ADAC“ – so sei die öffentliche Wahrnehmung – sei ein „kommerziell ausgerichtetes Erfolgsmodell, das seine Mitglieder vorwiegend als Quelle neuer Einnahmen sieht“. Eine „Organisation, die alles unter das Primat des Geldverdienens stellt. Da ist, das müssen wir selbstkritisch zugeben, viel Wahres dran.“ Der ADAC sei im vergangenen Jahrzehnt besonders stark von betriebswirtschaftlichen Zielen geleitet worden. Die Vereinssatzung sei dabei „etwas stark gedehnt“ worden.

Markl sagt aber auch: „Ob wirtschaftlich erfolgreiches Arbeiten allerdings verwerflich ist, steht auf einem anderen Blatt.“ Und: „Wir müssen und werden uns jedoch auch in der Zukunft unternehmerisch betätigen“, jedoch sollen die „wirtschaftlichen Ziele“ auf „ein sinnvolles Maß“ zurückgeführt werden.

Unter den Delegierten rührt sich in diesem Moment keine Hand. Es gibt auch keinen Applaus, als Markl sagt, der ADAC werde sich künftig „nicht mehr aktiv in politische Diskussionen einmischen, jedoch zu relevanten Themen kompetente sachliche Einschätzungen abgeben“. Man sehe sich in „einer klar aufklärenden Rolle. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall“.

Das ist einerseits deutlich, andererseits: Worin genau nun der Unterschied zwischen politischer Einmischung und Einschätzungen besteht, sagt Markl nicht. Auch nicht, was das sinnvolle Maß wirtschaftlicher Ziele bei einem Verbraucherschutzverein wie dem ADAC sei.

Applaus gibt es an diesem Tag vor allem bei den Reden der anderen. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer spricht ein Grußwort, das von der Unverzichtbarkeit des ADAC für ihr Land handelt. „Der ADAC steht für sehr viel Positives aus der Vergangenheit, auch das muss einmal gesagt werden.“ Gesagt werden muss auch, dass ihr jüngster Sohn einmal „Gelber Engel“ als Berufswunsch hatte. Später steht Kanzleramtschef Peter Altmaier am Rednerpult und zückt seine ADAC-Mitgliedskarte. Nein, ausgetreten sei er wegen der Skandale nicht.

Das sind die Momente, in denen das wahre Wesen dieser Hauptversammlung aufscheint. Es geht an diesem Tag in Saarbrücken weniger um Informationen zur Neuausrichtung des Vereins als um Trost. Nach Monaten „am Pranger“ brauchen viele hier im Saal eine Pause, ein wenig Bestätigung. Wenn die dann noch von außen kommt, von der Politik, umso besser.

Altmaier sagt, er habe eben noch im Stau gestanden, und „da können Sie sehen, wie wichtig es ist, dass Deutschland in Zukunft starke Vertreter der automobilen Mobilität“ habe. Der Verein habe „eine gute Rolle gespielt im allergrößten Teil“ seines Bestehens, er sei „eine gewichtige Stimme der Autofahrer“, und das bleibe auch so.

Altmaier hat wahrscheinlich recht damit. Trotz der Skandale wächst der Verein weiter. Dass das so ist, liegt auch an Menschen wie Fahrsicherheitstrainer Schley. Er hat einen Beruf, der seinen Schülern im Zweifel das Leben retten kann. Schley ist die strahlende Seite des ADAC. Er ist seine Seele. Er ist das, was die Delegierten in Saarbrücken so laut beklatschen, immer wenn die Rede darauf kommt. So stürmisch manchmal, als seien sie überrascht und dankbar, dass es so etwas in ihrem Verein überhaupt noch gibt.

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