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Kiosk am Schloss Neuschwanstein
25.04.2016

Der Mann, der Bayern verkauft

„Des heroben is mei Lebenswerk“: Armin Lang, 59, aus Schwangau in seinem Kiosk am Fuße von Schloss Neuschwanstein.
Foto: Foto: Ralf Lienert

Armin Lang führt einen Kiosk neben Schloss Neuschwanstein. Einheimische kommen hier fast nie vorbei, dafür Millionen Touristen. Und die haben kuriose Wünsche.

Ein kleiner, alter Chinese mit weißer Schildmütze wedelt fröhlich eine DDR-Fahne durch die Luft. „Is this the Germany Flag?“, fragt er den Mann hinter der Theke. „No. It is the Flag of East Germany“, antwortet Armin Lang. „Oh“, sagt der Chinese peinlich berührt. Lang reicht ihm aus seinem großen Sortiment das richtige schwarz-rot-goldene Fähnchen. Sekunden später ist auch die DDR-Fahne vergriffen: Ein pensioniertes Ehepaar aus Berlin hat zugeschlagen. „Ein schönes Andenken an unsere Vergangenheit“, sagt die rothaarige Rentnerin in feinstem Berlinerisch.

China und Berlin innerhalb weniger Sekunden

China und Berlin innerhalb weniger Sekunden: Das ist der Alltag von Armin Lang. In seinem Kiosk kommt jeden Tag die ganze Welt zusammen. Berliner, die im tiefsten Bayern eine DDR-Fahne kaufen? Lang wundert sich über gar nichts mehr: „So sind halt die Leut“, sagt er in leichtem Schwangauer Dialekt. Es wird an diesem Tag nicht die einzige kuriose Begegnung bleiben.

Der 59-Jährige führt seit 1985 den Kiosk am Fuße von Schloss Neuschwanstein. Der Laden ist bereits seit 1934 in Händen seiner Familie, Lang ist die dritte Generation. Jeden Morgen gegen 8 Uhr fährt er die wenigen Kilometer von Schwangau zum weltbekannten Märchenschloss hinauf, schiebt seine Artikelständer vor die Tür und füllt die Ware auf. Lang kommt ein wenig daher wie der nette Christbaumverkäufer von nebenan: rote Mütze, schwarzer Wollpulli, eine grüne Hose mit großen Seitentaschen, dazu Wanderschuhe. Er hat ein freundliches Gesicht mit wenig Falten, ist glatt rasiert und sportlich-schlank. Dann geht es los.

Lang ist nicht nur Kioskverkäufer, sondern auch Auskunftsbüro

Um neun öffnet er den Laden. Bis auf wenige Ruhetage im Jahr macht er das jeden Tag – sogar an Weihnachten. „Da ist besonders viel los“, sagt er. Sein Kiosk liegt direkt an der verwinkelten Asphaltstraße, die zum Märchenschloss hinaufführt. Im rechteckig angeordneten Geschäft mit zwei schmalen Gängen dominieren Holztöne. Es riecht auch nach Holz. Von der Theke aus kann Lang seine Kunden sowohl innen als auch außen bedienen.

An diesem Tag herrscht typisches Aprilwetter: Sonne, Regen, Hagel, Sonne. Die zum Schloss pilgernden Touristen klappen im Minutentakt ihre Regenschirme auf und zu. Das schlechte Wetter hält aber niemanden auf. Viele sind tausende Kilometer gereist, um einen Blick aufs Märchenschloss zu erhaschen. „Erst gegen Mittag, wenn die ersten Schlossführungen vorbei sind, kann es hier explodieren. Dann ist der Laden proppevoll“, sagt Lang.

Eine Frau aus Indien betritt das Geschäft und zeigt eine Postkarte des auf der anderen Talseite gelegenen Schlosses Hohenschwangau. „Wo ist das?“, fragt sie. Lang antwortet in souveränem Englisch: „Sie müssen wieder ins Tal zurück und an der Gegenseite wieder rauf.“ Der Mann ist nicht nur Kioskverkäufer, sondern auch noch Auskunftsbüro.

Lang: "Postkarten kauft fast keiner mehr."

Der Kiosk hat sich über die Jahre zu einer Art Souvenirladen entwickelt. Schließlich kommt so gut wie kein Einheimischer mehr vorbei. An den letzten kann sich Lang nicht mal mehr erinnern. „Die brauchen da heroben nichts.“ Vor seinem Laden verkehren fast ausschließlich Touristen und die ein oder andere Pferdekutsche. „Zeitungen und Zeitschriften verkaufe ich schon lange nicht mehr“, sagt Lang. Die „Klassiker“ wie Süßigkeiten, Eis, Getränke oder Feuerzeuge gibt es hingegen noch. Sein Hauptgeschäft macht Lang aber mit den unzähligen Souvenirartikeln: Glaskugeln, Rindenbilder, Stocknägel, Schlüsselanhänger, Hüte, Glocken, Teller, Krüge, sogar Quietsche-Enten mit Schlossmotiv oder Dirndl. Dinge, wofür Bayern eben so steht. Zumindest wie sich Touristen das vorstellen.

„Magnete und Mousepads gehen in diesem Jahr besonders gut weg“, sagt er. Im Hintergrund schlägt eine der etwa 15 Kuckucksuhren Alarm. Das Geräusch begleitet Lang mehrmals in der Stunde. „Die hab ich alle unterschiedlich eingestellt, damit sie der Kunde regelmäßig hört.“

Obwohl sich das Souvenir-Angebot über die Jahrzehnte nur wenig verändert hat, beobachtet Lang den Markt genau: „Postkarten kauft fast keiner mehr. Die Touristen knipsen alles mit dem Smartphone ab und schicken’s an ihre Leut’ daheim.“ Die Smartphone-Revolution macht auch vor Langs Kiosk nicht halt.

Die meisten Besucher kommen aus China

Und trotzdem rollt der Rubel in Langs Kasse – im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Russen kaufen hier fleißig ein. „Die Russen sind mir am liebsten. Sie verhalten sich sehr korrekt und lassen auch am meisten Geld da“, sagt er. Doch in letzter Zeit sind es immer weniger geworden. Lang vermutet, dass die EU-Sanktionen gegen Russland viel damit zu tun haben.

Die Hälfte aller Besucher komme aber nicht, wie von vielen vermutet, aus Japan, sondern aus China. „Die haben um die Jahrtausendwende die Japaner überholt“, sagt Lang. Mit den Chinesen kommt er auch gut aus, er hatte vor einiger Zeit sogar eine Beziehung zu einer chinesischen Frau.

Wie prophezeit, taucht um die Mittagszeit ein ganzer Schwung an Touristen auf. Ein Australier mit Sonnenbrille und wilder, blonder Mähne kauft sich eine Australien-Fahne, ein österreichisches Ehepaar erwirbt einen dicken Bilderband über König Ludwig II., ein zierlicher Japaner mit Mundschutz gönnt sich einen Bierkrug und eine indische Frau mit buntem Sari greift doch tatsächlich zu Postkarten. Kinder einer französischen Schulklasse toben sich vor dem Laden aus und probieren verschiedene Hüte an. Lang macht sich mit einem höflichen „Hello“ in ihre Richtung bemerkbar.

Vor vier Jahren hat Lang den Laden modernisiert

Als Ein-Mann-Betrieb die Übersicht zu behalten, ist nicht so einfach. „Es wird schon auch immer wieder mal geklaut“, sagt Lang. Die Kunden kämen ja in der Regel nur ein Mal und nie wieder. Früher hätten ihm einige Italiener den halben Laden ausgeräumt, erinnert sich Lang. Das, sagt er, ist vorbei. Etwas anstrengend seien die Koreaner: „Die wollen immer handeln.“ Und die Deutschen? „Da waren die Leute aus Nordrhein-Westfalen immer am unkompliziertesten“, sagt er. Währenddessen betritt ein Mittelfranke den Laden und fragt nach einer Pillendose. Auch die hat Lang im Sortiment. Nur die wenigsten Touristen verlassen seinen Laden mit leeren Händen.

Nachmittags fängt es wieder zu regnen an. Wieder ein Ansturm auf den Kiosk. Die unvorbereiteten Touristen kaufen bei Lang Regenponchos ein. Der Laden ist voll. An die 50 Leute stehen einander auf den Füßen und warten, bis der Regen vorbeizieht. „Die wär’n mir früher alle abghaut“, sagt Armin Lang mit einem Lächeln auf den Lippen. Früher, das war, als an Ort und Stelle noch eine mickrige Holzhütte stand. Vor vier Jahren hat Lang den Laden modernisiert. Ein Innenbereich kam hinzu, und so bleiben ihm heute die Kunden, auch wenn es regnet.

Fast hätte Lang eine Statistenrolle in einem Hollywood-Film bekommen

„Des heroben is mei Lebenswerk“, sagt Lang. Schon als Kind half er an Wochenenden seinem Opa hinter der Theke. Millionen Touristen hat er rein- und rauskommen sehen, darunter Prominente wie den früheren sowjetischen Außenminister Alexander Bessmertnych, Fußballtrainer Felix Magath oder den brasilianischen Ex-Bayern-Profi Dante. „Der Magath war zwei Tage nach seiner Entlassung bei den Bayern hier und hat ein Neuschwanstein-Puzzle für seinen Sohn eingekauft. Er war sehr nett.“

Unvergessen bleiben für Lang auch die Dreharbeiten zum Hollywood-Film „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ in den 60er Jahren, wodurch das Schloss Neuschwanstein erst so richtig weltbekannt wurde. „Wäre ich damals ein paar Zentimeter größer gewesen, hätte ich im Film eine Statistenrolle bekommen“, erinnert er sich mit leuchtenden Augen.

Während des Zweiten Weltkriegs blieb der Laden geschlossen

Der Kiosk war, ist und bleibt Armin Langs Leben. Und er kann gut davon leben. In der Hochsaison im Sommer verkauft er mehrere hundert Artikel am Tag. Dem war nicht immer so. Das bekamen vor allem frühere Generationen zu spüren. Während des Zweiten Weltkrieges blieb der Kiosk drei Jahre lang zu. Danach hatten Langs Großvater und Mutter fast nichts mehr im Angebot. „Bis zur Währungsreform ging wenig.“

In dieser harten Zeit habe der Kiosk gerade mal um die 2,50 Mark Umsatz im Monat gemacht, erzählt Lang. „Ein paar Postkarten und Tassen, das war’s.“ Erst in den 50er Jahren erholte sich der Laden allmählich wieder. In dieser Zeit kam auch der kleine Armin zur Welt. Von da an ging es bergauf. „Mein Weg war vorgegeben“, sagt Lang. Den Kiosk will er noch sehr lange führen. „So lange, wie es halt gesundheitlich geht“, sagt der Schwangauer. Und dann?

Die große Liebe hat der Mann hinter der Theke noch nicht gefunden

Plötzlich wirkt dieser lebensfrohe Mensch mit der lustigen Mütze doch etwas traurig. „Die vierte Generation fehlt“, sagt Lang. Er hat den Traum noch nicht aufgegeben, dass es noch etwas wird mit der großen Liebe und dem Nachwuchs. „Mein Fulltime-Job lässt nicht zu, dass ich viele Leute kennenlerne.“ Und so vergeht die Zeit, ohne dass Lang die richtige Frau fürs Leben findet.

Der Mann ist in seinem Kiosk doch irgendwie abgekapselt von der Außenwelt. „Hier bin ich schon ziemlich weit weg vom Schuss“, sagt er. Selten kommt er unter die Einheimischen. Und so hält er eben von seiner Theke aus Ausschau nach dem Traumpartner.

„So ein Augenzwinkern mit einer Chinesin oder Japanerin gibt’s täglich. Da ist schon immer ein kurzer Flirt drin.“ Er zeigt mit leerem Blick auf die Tür. „Aber die gehen da raus und vorbei ist es. Bis ich da die richtigen Worte finde, steht schon wieder der Nächste an der Theke.“ Jemand aus China, Berlin oder woher auch immer.

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