Die Störche brüten immer früher
Ein Großteil der Störche hat die Nester schon bezogen. 18 bayerische Tiere sind mit Mini-Sendern auf dem Rücken ausgestattet. Was die über das veränderte Zugverhalten verraten.
Viele Jahre waren die Störche auf dem Dach von Heilig Kreuz in Donauwörth die Ersten in der Region, die mit dem Brüten begonnen haben. Jetzt sind sie von anderen Artgenossen überholt worden, sagt der Augsburger Weißstorch-Experte Anton Burnhauser. Die Vögel brüten nicht nur früher, sie kommen auch früher aus dem Winterquartier zurück – oder bleiben gleich da. Gut ein Viertel der Brutpaare vom letzten Jahr hat hier überwintert. Geht man von den 90 Brutpaaren im Jahr 2015 in Schwaben aus, dann hatten zu Burnhausers Stichtag am 20. März fast 80 Prozent der Störche ihre Nester bereits bezogen. Anfang der 80er Jahre war das noch ganz anders: Mitte April war damals erst die Hälfte des Bestandes zurückgekehrt. Mindestens 15 Paare brüten bereits. Sie fangen im Übrigen erst ab dem zweiten Ei damit an. Inzwischen sind nicht nur die Donauwörther Störche über 20 Jahre alt. Die Vögel brüten bis zu ihrem Lebensende.
Immer weniger fliegen nach Afrika
Immer weniger fliegen die weite und gefährliche Strecke über Gibraltar nach Afrika, sagt Burnhauser, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit den großen Schreitvögeln mit ihren roten Beinen beschäftigt. Sie überwintern vielmehr zum größten Teil auf der Iberischen Halbinsel. Das zeigen die Auswertungen der Satelliten-Telemetrie. 2014 waren acht bayerische Störche mit Mini-Sendern auf dem Rücken ausgestattet, 2015 dann zehn weitere. Mit dieser modernen Technik können die Experten das Zugmuster besser erforschen. Die Daten werden alle paar Monate ausgelesen. Früher dachte man, dass die Störche auf der Rückreise schneller unterwegs sind. Das Gegenteil ist der Fall: Sie lassen sich mehr Zeit als beim Wegzug im Herbst.
Neue belgische Untersuchungen zeigen, dass das Zugverhalten der Störche stark von künstlichen Nahrungsquellen beeinflusst wird. Da sind die offenen Deponien in Spanien, im Delta von Flüssen finden sie eine Krebsart, die vor vielen Jahren eingeschleppt wurde. Die spannende Frage für Burnhauser ist: Was passiert, wenn die Deponien 2020 geschlossen werden? Das schreibt die EU vor. Dann versiegt diese Nahrungsquelle.
Klimawandel und die Erwärmung spielen eine Rolle
Bei uns kennen die intelligenten Vögel auch Futterstellen in Freilandzoos oder früheren Aufzuchtstationen in Baden-Württemberg oder dem Elsass. In strengen Wintern und bei Schnee fliegen einige schnell mal dorthin. Der Klimawandel und die Erwärmung spielen beim veränderten Zuggeschehen sicherlich auch eine Rolle.
Neuansiedlungen wird es dieses Jahr vermutlich kaum geben, sagt Burnhauser. „Es gibt keine geeigneten Plätze mehr für neue Nester, der Lebensraum ist ausgereizt.“ Darauf deutet auch das seit Jahren mangelnde Brutergebnis hin. So war 2015 zwar ein gutes Storchenjahr, aber in Schwaben flogen nur insgesamt 181 Junge aus. Das sind 2,0 pro Brutpaar. Im bayerischen Schnitt waren es 2,14.
Ein Phänomen sind für Burnhauser nach wie vor die beiden Kolonien. Auf dem alten Kran bei Kirchheim (Unterallgäu) sind alle neun Nester besetzt. Im Städtchen Oettingen (Donau-Ries) könnte ein sechstes Paar dazukommen. Die Störche leben auf den herrschaftlichen Häusern rund um den Marktplatz. Sie mögen den Trubel. „In der Ortsmitte fühlen sie sich am sichersten.“
Erstaunlich ist für Burnhauser auch, dass sich die Störche wieder in Memmingen niedergelassen haben. Und zwar auf dem „Storchennest“, einem Gebäude unweit des Rathauses. Sie waren Jahrzehnte verschwunden. Die Stadt ist aber seither gewachsen.
Die Vögel müssen deshalb weite Strecken zu den Futterplätzen zurücklegen. In Mindelheim sind sogar zwei Nester besetzt. Diese beiden Standorte liegen sehr weit im Süden und seien deshalb klimatisch bedenklich, sagt Burnhauser. Lange Zeit waren die Störche in Pfaffenhausen (Unterallgäu) die südlichsten.
Und noch eine kuriose Geschichte: In Burgau (Kreis Günzburg) wurde das windschiefe Nest im November vom Kirchendach geholt – vom Bauhof mit Unterstützung einer Spezialfirma – und dann durch eine neue Unterlage ersetzt. Es wog sagenhafte 600 Kilogramm. Die Störche hatten über die Jahre fleißig daran gebaut. Jetzt sitzen die Störche in ihrem neuen, komfortablen Horst – und brüten. "Kommentar
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http://www.augsburger-allgemeine.de/community/profile/heidelore/Ostern-kann-kommen-id37312847.html
Das Bild (Autor Heidi Källner) zeigt das Storchenpaar auf dem Prinzessinnenbau in Oettingen:
Oettingen im Nördlinger Ries, das ist ein kleines Paradies für unsere Glücksbringer.
Im Frühling 2016 wurde für die Glücksbringer DER AJ047 und Lebensabschnittsgefährte extra eine Nisthilfe etwa 5 Meter daneben direkt auf das frisch renovierte alte Pfarrhaus, dem heutigen Dekanat, installiert.
Das abgetragene Nistmaterial vom Strommast fürsorglich mit eingebaut in der Hoffnung, dass es von dem Storchenpaar angenommen wird. Und das Ende der Geschichte, sie haben sich wieder einmal anders entschieden, die liebevoll neu installierte Nisthilfe auf dem Dekanat nicht angenommen.
Nebenan auf dem Prinzessinnenbau muss es heuer sein. Und so haben sie nicht lange gefackelt, nicht gefragt, in eigener Regie erneut gebaut, gewerkelt und mit Nistmaterial ein kuscheliges Kinderzimmer gezaubert.
Und siehe da – schon liegt das erste Ei auf weichem Grund, der Anfang des Geleges 2016 ist geschaffen. Die Baugenehmigung für die Glücksbringer wurde von der Fürst zu Oettingen-Spielberg`schen Domanialkanzlei nachgereicht. Somit fühlen sich inzwischenZWEI Storchenpaare auf dem Prinzessinnenbau im Schlosshof in Oettingen sichtlich wohl.