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Asylunterkunft in Pocking: Elternbrief ruft Rechtspopulisten auf den Plan
Asylunterkunft in Pocking
26.06.2015
Elternbrief ruft Rechtspopulisten auf den Plan
Die Turnhalle eines Gymnasiums wird vorübergehend zur Flüchtlingsunterkunft, der Schulleiter informiert darüber in einem Elternbrief. Dies rief rechte Gruppen auf den Plan.
Bis zu 200 Flüchtlinge, hauptsächlich aus Syrien, sollen in den kommenden Wochen im Wilhelm-Diess-Gymnasium in Pocking untergebracht werden - eine zeitlich begrenzte Notfallmaßnahme des Landkreises Passau, um die Flüchtlinge unterbringen zu können.
Darüber informiert der Rektor Martin Thalhammer die Schulfamilie in einem Elternbrief. Er erläutert die Situation, bereitet auf die Ankunft der Gäste vor und gibt einige Tipps zum besseren gegenseitigen Verständnis und dem Umgang miteinander. Thalhammer empfiehlt, "durchsichtige Tops oder Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke" zu meiden, sie "könnten zu Missverständnissen führen".
Pocking: Rechte und Islam-Hasser kritisieren Schulleiter Thalhammer
Die Reaktion rechtspopulistischer Medien und Foren auf den Elternbrief ließ nicht lange auf sich warten. Der islamkritische Weblog Politically incorrect beispielsweise schreibt von "Scharia-Schulregeln für den sensiblen Umgang mit muslimischen Asylfordernden". "Zusammenfassung: Platz machen und Maul halten oder am besten ganz schnell zum Islam konvertieren, dann schafft man auch das Abi spielend inschallah!," so der Blog weiter.
An der Kritik an Schulleiter Thalhammer beteiligte sich auch eine Stadträtin der Euro- und islamkritischen Alternative für Deutschland (AfD) aus Landau in der Pfalz. Sie schrieb eine Mail an die PNP und forderte den Rücktritt Thalhammers. Sie wirft ihm vor, "Gesetze des Grundgesetzes zu brechen und abzuschaffen".
Im Gespräch mit der Zeitung aus Passau wehrt sich der Schulleiter nun. "Es gab nie Kleidervorschriften an dieser Schule und es wird auch künftig keine geben. Ich habe die Fürsorgepflicht für die Kinder. Deshalb wollte ich alle umfassend informieren, was sich an der Schule tut und wofür wir die Turnhallen brauchen," sagte Thalhammer. Die Schulfamilie indes - die eigentliche Zielgruppe - reagierte gelassen auf das Rundschreiben: "Zwei Eltern haben uns benachrichtigt, dass sie ihre Kinder auch künftig mit kurzen Hosen in die Schule schicken werden. Und das können sie auch problemlos," sagte Thalhammer der PNP.
Ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums verteidigte gegenüber der PNP den Kurs des Schulleiters: "Ich finde es beispielhaft, wie er seiner Informations- und Fürsorgepflicht nachgekommen ist. Es ist auch seine Pflicht, in so einem Fall zu erklären, was passiert und wie der Ablauf an der Schule weitergeht. Außerdem bittet er lediglich um angemessene Kleidung, er verbietet keine bestimmten Kleidungsstücke in dem Brief", sagte Ministeriumssprecher Ludwig Unger. AZ/goro
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