Feuerwerkskörper hat Sprengkraft von zwei Handgranaten
Die Polizisten in Freyung entdecken bei Verkehrskontrollen im Grenzgebiet ständig illegale Feuerwerkskörper. Von der Größe ihres letzten Fundes sind aber selbst sie überrascht.
Polizeihauptkommissar Walter Hoffmann hat während seiner Arbeit schon viel explosives Material gesehen. Allein im vergangenen Jahr haben die Beamten der Inspektion Freyung in Niederbayern während der Vorweihnachtszeit über 3000 Böller und Raketen eingesammelt, die Menschen illegal aus der tschechischen Republik eingeführt haben. Der neueste Fund seiner Kollegen versetzt Hoffmann aber in helle Aufregung: "So einen großen Feuerwerkskörper hatten wir noch nie."
Bombe hat etwa die Sprengkraft von zwei Handgranaten
1,3 Kilogramm wiegt das "Sprengei", das die Polizisten aus Freyung diese Woche bei einer Schleierfahndung kurz hinter dem Grenzübergang Philippsreut in der Tasche eines 17-Jährigen aus Prien am Chiemsee gefunden haben. Der Jugendliche hatte es in seine Reisetasche gepackt und mit seinen Klamotten umwickelt. Angeblich nicht, um es zu verstecken, sondern weil er es vor Erschütterungen und großer Hitze zu verstecken, heißt es von den Polizisten.
Irgendwie müssen der junge Oberbayer und sein 18-jähriger Fahrer gewusst haben, wie lebensgefährlich ihre Ladung ist. Der chinesische Hersteller hat per Aufkleber auf dem Sprengei ja auch vermerkt, dass man 250 Meter Sicherheitsabstand halten soll. "Es hat etwa die Sprengkraft von zwei Handgranaten", sagt Heinrich Scho, der in Inchenhofen (Landkreis Aichach-Friedberg) die Firma H.B.S. Sprengtechnik betreibt. Ein Sprengei dieser Größenordnung nennen er und seine Kollegen schon: "Bombe!" Wenn sie am Boden hochgeht, verwüstet sie - je nach Durchmesser und Sprengkraft - im Umkreis von 80 bis 200 Metern alles. Menschen die zu nahe an ihr stehen, könnten schwer verletzt oder sogar getötet werden.
Ab Herbst finden die Schleierfahnder häufig illegale Feuerwerkskörper
Pyrotechnik mit solcher Sprengkraft dürfen in Deutschland nur professionelle Feuerwerkskünstler benutzen, die eine lange Ausbildung gemacht haben. Privatpersonen können sie nicht einmal kaufen. Dafür müssen sie schon in die tschechische Republik fahren und dort auf einen der Vietnamesenmärkte gehen, die etwa drei bis vier Kilometer hinter der Grenze stattfinden. "Wenn der Herbst anfängt, kommen die Kollegen häufig mit Silvesterkrachern und Raketen von Kontrollen heim", sagt Walter Hoffmann. In der Regel bringen die Menschen aber kleine Böller und Raketen mit. Obwohl diese für den Privatgebrauch hergestellt wurden, sind auch sie in Deutschland nicht zugelassen. Ihnen fehlt das Prüfsiegel der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM).
Der Jugendliche mit der "1,3 Kilo-Bombe" hat also ein doppeltes Vergehen begangen - der Sprengkörper war zu groß und hatte kein Prüfsiegel. Er wollte seinen Freunden damit dieses Jahr zu Silvester ein besonderes Spektakel bieten und den Sprengsatz vom Vietnamesenmarkt in Tschechien auf einem Bolzplatz in seiner Heimat zünden, gab er gegenüber der Polizei in Freyung an. Da ihn die Beamten gestoppt haben, wird er jetzt wegen illegaler Einfuhr von explosionsgefährlichen Stoffen angezeigt. (bbü)
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