Razzia beim Wankmiller-Clan in Füssen
Gegen den "Stamm der Likatier" wird wegen unerlaubter Geldgeschäfte ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ließ im Sommer Geschäfts- und Nebenräume der umstrittenen Sekte um den Füssener Wolfgang Wankmiller durchsuchen. Auf der Internetseite hatte die Gruppe um die Gewährung privater Darlehen geworben.
Von Günter Bartsch, Füssen
Gegen den "Stamm der Likatier" wird wegen unerlaubter Geldgeschäfte ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ließ im Sommer Geschäfts- und Nebenräume der umstrittenen Sekte um den Füssener Wolfgang Wankmiller durchsuchen. Auf einer Internetseite, auf der bis dahin um Darlehen geworben wurde, heißt es jetzt nur noch: "Seite befindet sich im Umbau. Bitte kommen Sie später wieder."
Die Likatier, die sich selbst als Lebensgemeinschaft bezeichnen, standen in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Als "Psycho-Sekte" die ihre Mitglieder manipuliere und ausbeute, hatte sie zuletzt ein 22-jähriger Aussteiger, der in der Gruppe aufgewachsen war, gegenüber unserer Zeitung bezeichnet. Vor Gericht war der "Wankmiller-Clan" bislang hingegen kaum aufgefallen.
Doch nun haben die Rechtsanwältinnen des Stammes offenbar etwas übersehen: Auf der Internetseite www.nachhaltige-geldanlagen.de hatte die Gruppe, der nach eigenen Angaben rund 200 Menschen angehören, dazu aufgerufen, den Stamm über Darlehen zu fördern. Im Gegenzug wurden "bis zu acht Prozent Zinsen" versprochen. Laut Kreditwesengesetz benötigt man für ein solches Geschäft jedoch eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) - die der Stamm offenbar nicht hatte. Deshalb wird derzeit wegen unerlaubten Betreibens von Bankgeschäften oder Finanzdienstleistungen ermittelt, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.
Auf der Internetseite hatte die Gruppe um die Gewährung privater Darlehen geworben: "Ganz im Gegensatz zu Geldanlagen bei Banken oder anonymen Fonds, die mit Ihrem Geld Inhalte verwirklichen, die häufig zur Zerstörung unseres Planeten führen, sind hier die Verwendung der Gelder und die Werte der Gemeinschaft völlig transparent." Die Gelder würden hauptsächlich dafür verwendet, um für viele Menschen, die "nach neuen Wegen des Zusammenlebens und -liebens suchen, eine Heimat zu schaffen" - konkret für den Aufbau eigener Betriebe, einer nachhaltigen Landwirtschaft, für den Ausbau von Häusern, für handwerkliche Werkstätten sowie für therapeutische, kulturelle und spirituelle Projekte.
Ulrike Driendl, Finanzbeauftragte der Stammes, teilte gegenüber unserer Zeitung mit, dass sie sich "mit den beteiligten Behörden hinsichtlich des Sachverhaltes in konstruktiver Zusammenarbeit" befinde.
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