„System intriganter Patronage“
Der Ex-Landesvorsitzende der SPD in Bayern Wolfgang Hoderlein gibt überraschend sein Parteibuch ab.
Der ehemalige Landeschef der bayerischen SPD, Wolfgang Hoderlein, ist überraschend aus der Partei ausgetreten. Als Grund nannte der 58-Jährige den angeblich intriganten Führungsstil der SPD-Bezirksvorsitzenden Anette Kramme. Sie habe die SPD in Oberfranken in ihrer nunmehr vierjährigen Amtszeit auf einen historischen Tiefpunkt geführt, sagte Hoderlein.
Die Mitgliederzahlen der SPD in Oberfranken seien seither stärker zurückgegangen als andernorts. Zudem sei die Partei in den Medien kaum mehr wahrzunehmen. Kramme habe „zusammen mit einigen Helfershelfern ein System intriganter Patronage errichtet“, schrieb Hoderlein in einer Erklärung. Einer solchen Organisation könne er nicht mehr angehören.
Ausschlaggebend für seine Entscheidung sei der SPD-Bezirksparteitag am vergangenen Samstag in Marktredwitz gewesen, bei dem es keinerlei Debatten über politische Inhalte und den Führungsstil der Bezirksvorsitzenden gegeben habe. „Das war für mich das berühmte Tüpfelchen auf dem ,i‘.“
Hoderlein war von 1990 bis 2008 Mitglied des Bayerischen Landtages. 1996 übernahm der ehemalige Lehrer aus Stadtsteinach (Landkreis Kulmbach) das Amt des Generalsekretärs der Bayern-SPD. Im Jahr 2000 wurde er dann als Nachfolger von Renate Schmidt zum SPD-Landesvorsitzenden gewählt. Nach dem enttäuschenden Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl im September 2003 trat Hoderlein aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die Partei hatte bei der Landtagswahl 2003 mehr als neun Prozentpunkte verloren und war erstmals unter die 20-Prozent-Marke gestürzt.
Bezirksvorsitzende Anette Kramme bedauerte den Schritt Hoderleins. Er sei Ausdruck tiefer Verbitterung nach seinem Scheitern als Landesvorsitzender der SPD. Den Vorwurf eines intriganten Führungsstils wies die 43-jährige Bundestagsabgeordnete aus Bayreuth zurück. (dpa)
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