Wegen Film über Grace Kelly: Monacos Fürstenfamilie ist sauer
Monacos Fürstenfamilie boykottiert das Filmfestival in Cannes. Der Streifen sei historisch nicht korrekt - und "unnötig glamourisierend".
Die junge Fürstin windet sich, sie leidet. Sie will sich entscheiden dürfen, ob sie weiter vor der Filmkamera stehen wird, hat aber keine Wahl mehr in ihrem goldenen Käfig. „Ich sehe nicht, wie ich es ertragen soll, mein Leben in einem Land zu verbringen, wo ich nicht ich selbst sein kann“, flüstert sie verzweifelt.
Und doch wählt Grace Kelly die Liebe, nennt sich von nun an Gracia Patricia, sagt Hollywood mit seinen verheißungsvollen Angeboten endgültig „Adieu“ und bleibt bei ihrem frisch Angetrauten, dem Fürsten Rainier III. von Monaco. Einem Märchenprinzen, dem sie als strahlende und doch tragische Schönheit zur Seite steht.
Genauso märchenhaft verkitscht stellt der neue Film „Grace of Monaco“ die Anfangszeit der US-Schauspielerin Grace Kelly, gespielt von Nicole Kidman, im Fürstentum von Monaco dar: In hochdramatischer Weise ist sie hin- und hergerissen zwischen ihrer alten Leidenschaft, der Schauspielerei, und ihrer neuen, Fürst Rainier, und den Einschränkungen, die die neue Rolle als Landesmutter mit sich bringt.
Gracia Patricias Kinder kommen nicht zur Aufführung
Alfred Hitchcock erteilt sie eine Absage für ein Filmangebot, während der französische General Charles de Gaulle Monaco bedroht und Steuerzahlungen aus dem Fiskalparadies notfalls militärisch durchsetzen will. Hat sich der Streifen zwar an der Realität inspiriert, so bezeichnet ihn der Fürstenpalast in einem Kommuniqué als „Verdrehung“ der Familiengeschichte „zu rein kommerziellen Zwecken“.
Deshalb werden die Kinder der 1982 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Gracia Patricia nicht zum Filmfestival von Cannes am 14. Mai kommen, zu dessen Eröffnung das Werk des französischen Regisseurs Olivier Dahan und des britisch-iranischen Drehbuchautors Arash Amel erstmals gezeigt wird. Die Grimaldis sind berüchtigt dafür, sich gegen das Ausschlachten ihres Privatlebens in der Öffentlichkeit zu wehren. Keinesfalls könne der Streifen „Grace of Monaco“ als Filmbiografie gewertet werden, erklären Albert II., Caroline und Stéphanie.
Das Drehbuch basiere „auf falschen historischen Bezügen“, doch die Filmemacher hätten all ihre Einwände ignoriert. Schon im Januar 2013 hatte die Fürstenfamilie das Drehbuch als „unnötig glamourisierend“ kritisiert. Zuletzt kam es auch zu einem Streit zwischen Dahan und dem US-Filmproduzenten Harry Weinstein wegen inhaltlicher Fragen. Laut Medienberichten ist sogar noch offen, ob der Film in den USA überhaupt in die Kinos kommt. Der französische Regisseur, der 2007 bereits das Leben von Edith Piaf verfilmt hat, nannte die Reaktion der Fürstenfamilie „etwas unverhältnismäßig“.
Natürlich handle es sich um ein schwieriges und schmerzhaftes Thema für die Kinder der verstorbenen Fürstin. Sie hätten mehrere Versionen des Drehbuchs gesehen und einige ihrer Änderungsvorschläge seien auch berücksichtigt worden. Doch er poche auf das Recht, einen fiktionalen Film zu machen, so Dahan: „Er ist nicht die Frucht der Arbeit eines Historikers, sondern eines Künstlers.“
Auch die Organisatoren des Festivals verteidigen den Film, er sei keine Biografie im engeren Sinn, aber trage „auf schöne Art und Weise zur monegassischen Legende“ bei, wie Festival-Leiter Thierry Frémaux erklärte. Zumal die Liebesgeschichte zwischen Grace Kelly und Fürst Rainier 1955 ausgerechnet in Cannes begann: Kennengelernt haben sich die beiden 1955 beim Filmfestival.
Die Diskussion ist geschlossen.