Wohlleben lässt Beate Zschäpe Vortritt mit Aussage
Im Münchner NSU-Prozess wollen sich nächste Woche die Hauptangeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben äußern. Wohlleben will aber noch etwas abwarten.
Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München sollen ab der kommenden Woche die Aussagen der beiden Hauptangeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben beginnen.
Zschäpes Verteidiger Mathias Grasel sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, seine Mandantin werde ihre Erklärung an einem der drei für die kommende Woche geplanten Verhandlungstagen abgeben. Grasel wollte sich aber noch nicht festlegen, ob sie am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag aussagt.
NSU-Prozess: Beate Zschäpe soll kommende Woche reden
Die Aussage Zschäpes, die unter anderem als Mittäterin bei den zehn dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugerechneten Morden angeklagt ist, wird mit Spannung erwartet. Sie verzögerte sich bislang wegen eines Befangenheitsantrags gegen das Gericht und eines Urlaubs ihres Wahlverteidigers Grasel. Dieser wollte sich am Montag nicht zu einem Bericht von "Spiegel online" äußern, wonach die Zschäpe-Erklärung um die 70 Seiten umfasst.
Der als mutmaßlicher NSU-Helfer angeklagte frühere NPD-Funktionär Wohlleben will vor seiner eigenen Aussage die Erklärung Zschäpes abwarten. Wohllebens Verteidiger Olaf Klemke sagte am Montag auf Anfrage, Wohlleben gebe Zschäpe den Vortritt. Wann genau sein Mandant aussage, liege dann beim Vorsitzenden Richter. Er sei jederzeit zur Aussage bereit, dies könne aus Sicht der Verteidigung auch noch vor Weihnachten geschehen.
Zschäpe und Wohlleben machten in dem seit zweieinhalb Jahren laufenden Prozess bisher durchgängig von ihrem Recht zu Schweigen Gebrauch. Nachdem zunächst Zschäpe ihre Aussage angekündigt hatte, legten am Wochenende die Wohlleben-Verteidiger mit einer auf einer rechten Internetseite veröffentlichten Erklärung nach.
Mutmaßlicher NSU-Helfer Wohlleben will sich ausführlich äußern
Darin kündigten sie an, dass Wohlleben umfassend aussagen und anders als Zschäpe auch auf Fragen aller Prozessbeteiligten antworten wolle. Zschäpe will nach dem bisherigen Stand nur Fragen des Richters beantworten. In der mit "Der Wahrheit eine Gasse" überschriebenen Erklärung werfen die Wohlleben-Verteidiger den ebenfalls als NSU-Helfern angeklagten Holger G. und Carsten S. vor, Wohlleben mit ihren Aussagen zu Prozessbeginn schwer belastet zu haben, um ihre eigene Rolle herunter zu spielen. Auch mehrere Zeugen hätten Wohlleben mit unzutreffenden Angaben geschadet. Deshalb wolle er aussagen.
Die Verteidiger machten deutlich, dass der ehemalige Funktionär der rechtsextremen NPD "seinen Idealen und politischen Überzeugungen" treu geblieben sei. Seine Aussage sei "ein Akt der Notwehr gegen Lügen und Unterstellungen". AFP
Die Diskussion ist geschlossen.