Wurstfabrik: Ex-Chef vor Gericht
Verkaufte die Firma Sieber bewusst belastete Produkte?
Der Ex-Geschäftsführer der insolventen Großmetzgerei Sieber muss sich seit Montag wegen Verstößen gegen das Lebensmittelrecht vor dem Amtsgericht Wolfratshausen verantworten. Dietmar Schach hatte einen Strafbefehl der Münchner Staatsanwaltschaft über 2250 Euro nicht akzeptiert und so den Prozess selbst herbeigeführt, um den er herumgekommen wäre. Schach will in dem Lebensmittelskandal seine Unschuld beweisen. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass der Chef vorsätzlich Produkte in den Handel brachte, die mit gesundheitsgefährdenden Bakterien belastete waren.
Schon 2013 hätten Debrecziner einen über dem Grenzwert liegenden Befall mit sogenannten Listerien gehabt, der Befund sei aber nicht an die Behörden gemeldet worden. Im März 2016 war ein mit Listerien verseuchtes Wammerl der Geretsrieder Firma im Regal eines Supermarktes im Nürnberger Land entdeckt worden. Ende Mai 2016 wurde der Betrieb vom Landratsamt in Bad Tölz geschlossen. Der Prozess hat nichts mit dem laufenden Insolvenzverfahren zu tun. Insolvenzverwalter Josef Hingerl hält das Produktionsverbot für rechtswidrig und will den Freistaat auf über zwölf Millionen Euro Schadenersatz verklagen. Überraschend stellte sich nun heraus, dass das Land Bayern seit Jahren stiller Teilhaber der Firma ist.
Schach war im Jahr 2000 in das Unternehmen eingestiegen und hatte es ein Jahr später nach der Pleite des Firmengründers als alleiniger Geschäftsführer übernommen. „Qualitätsmanagement und -sicherung waren mein Hauptanliegen“, sagte Schach. „Ich hätte es nie im Leben zugelassen, dass für Menschen gefährliche Produkte in den Verkehr kommen.“ Ein Lebensmittelkontrolleur bescheinigte dem Unternehmen eine hygienisch einwandfreie Arbeitsweise: „Grundsätzlich ist die Firma gut.“ Der Prozess wird morgen fortgesetzt. (dpa)
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