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Reisebericht
21.09.2016

Puerto Rico: Amerika, aber ganz anders!

Puerto Rico ist das größte und einwohnerreichste der Außengebiete der Vereinigten Staaten von Amerika. Hauptstadt ist San Juan.
2 Bilder
Puerto Rico ist das größte und einwohnerreichste der Außengebiete der Vereinigten Staaten von Amerika. Hauptstadt ist San Juan.
Foto: mikolajn, Fotolia

Die Karibikinsel Puerto Rico ist pleite. Als Tourist ist davon nur wenig zu spüren. Die Häuser zu bunt, die Stimmung zu gut: Bacardi-Feeling! Ein Reisebericht.

Als Paul Kemp in Puerto Rico landete, hatte er eine durchzechte Nacht hinter sich und roch nach Bier. Und weil es einem Trinker nie an Gründen fehlt, machte er in den folgenden Tagen und Wochen so weiter wie zuvor, zog mit seinen Kollegen der Gazette The San Juan Star um die Häuser, trank bis zum Umfallen, am liebsten Rum in einer verhauten Kneipe namens "Al’s Backyard".

Paul Kemp, dahinter verbirgt sich die Reporterlegende Hunter S. Thompson, der in "The Rum Diary" seine Erlebnisse als Journalist in San Juan in den 60er Jahren verarbeitete. Der Roman um den trinkenden Journalisten Paul Kemp gilt vielen als großes Werk, aber Bestseller wurde er keiner, als er 1998 schließlich erschien. Von den tausenden Touristen, die von den Kreuzfahrtschiffen ausschwärmen und die Hauptstadt von Puerto Rico für einige Stunden fluten, haben ihn vermutlich nur wenige gelesen. Dennoch haben auch da die meisten das eine im Sinn: Rum! Und ihr Ziel liegt wenige Kilometer entfernt, in Sichtweite bereits vom Hafen aus: die Kathedrale des Rums.

So jedenfalls nennen die Touristenführer das große Haupthaus der Bacardi-Destillerie. Die Tour dauert keine Stunde. Es gibt, um ehrlich zu sein, nicht viel zu sehen, außer einer nachgebauten Brennerei, zu der man mit einem kleinen Bimmelzug gebracht wird, damit man nicht streunen geht. Im Preis von zwölf Euro ist dafür ein Drink inbegriffen - jeder mit Rum natürlich. Die Destillerie ist eine der meistbesuchten Attraktionen. Und das ist nun wirklich mindestens so verrückt wie der Roman von Hunter S. Thompson!

Das nur sozusagen als Aperitif. Weil man um den Rum hier nicht herumkommt. Weil er in tausenden Flaschen am Flughafen feilgeboten wird, weil er im berühmtesten Cocktail der Insel, der Piña Colada, enthalten ist, weil man sich über den Rum wunderbar streiten kann. Ob nämlich der der Konkurrenz von Don Q nicht der viel bessere ist. Und auch weil Bacardi einer der größten Arbeitgeber Puerto Ricos ist - und der Rum für die Insel daher tatsächlich eine Art Lebenssaft.

Puerto Rico - das Griechenland Amerikas

Die Altstadt hat heute nur noch wenig mit jenem verhauten San Juan zu tun, in dem Hunter S. Thompson sein Geld mit Schreibarbeit für mehrere Zeitungen verdiente und sich im Al’s Backyard die Kante gab. Sie trieft vor Schönheit! Bunte Häuser im spanischen Kolonialstil, blauschimmerndes Kopfsteinpflaster, gemacht aus dem Ballast, den die spanischen Schiffe auf ihrer Fahrt in die Karibik mit sich führten. Und am Straßenrand wuchert der Koriander. Fast zu schön, um echt zu sein. Weshalb der Lieblingssatz von José, unserem Stadtführer, beim Spaziergang durchs Unesco-Weltkulturerbe auch lautet: "It’s all real." Alles echt, die über dem Hafen thronende Gouverneursvilla, erbaut 1511, und laut José das älteste Haus Amerikas, wie auch die immense Festung San Cristóbal, die als eine von vier Anlagen die Stadt bewacht und in der es sogar einen Kerker gibt, in dem man noch die Wandkritzeleien der früheren Gefangenen sehen kann. "It’s all real."

Viel mehr als all das lernen die meisten Touristen, die Puerto Rico besuchen, auch nicht kennen. Weltkulturerbe, Festung hier, Festung da, das eine oder andere Museum, die Bar La Barrachina, in der 1963 Ramon Portas Mingot den Cocktail Piña Colada erfunden haben soll. Vielleicht noch einen der Strände, Bacardi-Feeling eben.

Die meisten nämlich kommen an wie einst Christoph Columbus. Mit dem Schiff. Im vorigen Jahr strömten an einem einzigen Tag 17 847 Kreuzfahrt-Passagiere in die Stadt, neuer Rekord! Und über all der Schönheit, all diesen beeindruckenden Zahlen, den Edelshops in den Seitenstraßen am Condado Beach, den schicken Bars in der Calle San Sebastián, all der Musik, die abends durch die Straßen hallt und Tänzer jeden Alters anzieht, könnte man eines fast vergessen: Nämlich dass Puerto Rico pleite ist. Verschuldet mit mehr als 70 Milliarden Dollar, das Griechenland Amerikas, wie es oft genannt wird. Und im Grunde genommen daher so arm wie zu den Zeiten, als sich Hunter S. Thompson hier als Reporter verdingte und die ersten Investoren noch auf den großen Goldrausch in der Karibik hofften.

Seit vor zehn Jahren ein Steuerprivileg für amerikanische Firmen abgeschafft wurde, schrumpft die Volkswirtschaft im selbstverwalteten karibischen US-Außenterritorium - und mit ihr das ganze Volk. Es zieht den Arbeitsplätzen hinterher. Allein im Jahr 2014 verließen zwei Prozent der Bevölkerung die Insel, um auf dem Festland nach Arbeit zu suchen. Der amerikanische Pass macht es möglich. Mittlerweile leben mehr Puertoricaner außerhalb des Landes als innerhalb.

Weltkulturerbe – und Drehort für den vierten Teil von „Fluch der Karibik“ – die Festung „El Morro“ in San Juan ist eine von vier historischen Anlagen.
Foto: Ruth P. Peterkin, Fotolia

Der Exodus hat eine historische Höchstmarke und die Folgen bekommen die Zurückgebliebenen zu spüren: höhere Steuern, gestiegene Energiepreise, selbst eine Tasse puertoricanischen Kaffees kostet mehr. Und zugleich schließen Schulen, schließen Krankenhäuser, muss der Staat an allem sparen. Säumen Bauruinen den Stadtrand von San Juan. Rund 57 Prozent der Kinder und Jugendlichen leben auf der Insel unter der Armutsgrenze. Lebensmittelgutscheine werden an über 40 Prozent aller Familien mit Kindern unter 18 ausgeteilt. Die Armutsrate ist die höchste in den USA. Vor wenigen Wochen beschloss der US-Senat nun in seltener Einigkeit ein Hilfspaket für die gebeutelte Insel, verbunden jedoch mit einer Entmachtung: Puerto Rico wird ab dem kommenden Jahr unter amerikanische Finanzaufsicht gestellt, um die drohende Insolvenz noch in den Griff zu bekommen.

Puerto Rico: Fastfood-Dichte hier, Hahnenkämpfe da

Von all dem bekommen Touristen nur wenig mit. Auch die, die länger bleiben, einen Abstecher ins pittoreske Ponce im Süden des Landes machen, an einem der Karibikstrände die Zeilen des Bacardi-Songs nachleben ("Come on over, have some fun") oder sich im subtropischen Regenwald El Yunque von den Baumfröschen namens Coqui besingen lassen. Wo doch hier nicht einmal die Straßen holprig sind! Und nigelnagelneu ist ja auch die Seilbahn "Das Monster" im Hinterland von San Juan, die längste der Welt und neueste Touristenattraktion, bei der man über zwei Kilometer lang über den Wald hinwegrast. Kopf voraus!

Krise? Wirklich? In Ponce schüttelt Josue Mojica den Kopf. Mojica hat vor sechs Jahren sein Restaurant eröffnet. "Es läuft gut", sagt er, und so froh, wie er lächelt, klingt es nach "sehr gut". Die Krise ist hier im mit bunten Graffitibildern verzierten Innenhof nur als fernes Donnergrollen zu vernehmen. Und sie betreffe ja vor allem auch jene, die mit der Regierung zu tun haben, also abhängig sind von öffentlichen Geldern. "A government-thing", wie es Mojica nennt: "Ich spüre die Krise nur, wenn ich Nachrichten schaue."

Ein armes Land also, ein reiches Land. Ein Land, in dem sich die Krise inmitten all der Schönheit gut verstecken lässt. "Wir sind eine kleine Insel", sagt Josue Mojica, "aber wir haben alles." Sogar zwei Meere und nicht eines. An der Südküste brandet die Karibik, an der Nordseite der Atlantik. Selbst Thompson wurde allein von den Sonnenuntergängen schon trunken.

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Vielleicht halten deswegen viele Puertoricaner die Ferne nicht aus. Jährlich kehren 20 000 zurück aus den Vereinigten Staaten. So wie einst der Koch Josue Mojica, der mehrere Jahre in New York gearbeitet hat, so wie auch Alexandra Rodriguez, 28 Jahre alt, Ökolandwirtin, die einen in Ponce über die Kaffee- und Kakaoplantage Hacienda Buena Vista führt. "Sie wollen also meine Meinung hören", sagt Alexandra: "Meine besten Freunde leben alle nicht mehr hier." Kaum gute Jobs, zu wenig Perspektiven. Sie selbst aber habe es in New York nicht ausgehalten, so weit weg von der Familie, "das ist nicht meine Art zu leben".

Gefühlt ist Puerto Rico tatsächlich nur ein Außengebiet der USA, ein bisschen amerikanisch eben. Allein schon, was die Dichte der Fastfood-Filialen betrifft. Aber eben auch ganz anders. Im Wortfluss von José, der einen mehrere Tage durch das Land fahren wird, ist dieses "ganz anders" eine wiederkehrende, fast beschwörend wirkende Formulierung. Weshalb er einen an einem Spätnachmittag dann auch vor einem Betonrund aussteigen lässt, der Hahnenkampf-arena, einem eine knappe halbe Stunde gibt. Drinnen etwa dreißig Männer, kaum Frauen, Glaskästen, Neonlicht, Dollarnoten in schwitzigen Händen, Geschrei. Drei tote Hähne später sitzt man wieder im Auto, schaut sich die Filmschnipsel auf dem Smartphone mit solcher Verwunderung an, als sei man nicht eben dabei gewesen. Sehr anders alles. Und José erklärt derweil, selbst die Burger würden hier nicht so schmecken wie auf dem Festland. Andere Würze eben! Wie das ganze Leben!

Und damit wären wir wieder beim Rum. Und bei Hunter S. Thompson und Paul Kemp. Der fand damals in San Juan kein einziges gutes Restaurant, blieb deswegen bei Al’s Backyard hängen. Heute muss dringend ein Tisch reserviert werden, wenn man am Sonntag im angesagten Restaurant La Cueva del Mar mofongo, eine Art Knödel aus Kochbananen, mit frischem Filet essen will. Der Roman taugt schon lange nicht mehr als Reiseführer. Die Art, wie Kemp seinen Rum trank, gilt aber vielen noch immer als die einzig wahre: Pur, mit viel Eis. Come on over, have some fun …

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