TV aus! Handy aus! So entspannen Sie richtig
Vor über 40 Jahren wurde der 16. Januar zum "Nichts-Tag" erklärt. Menschen sollen ihn zum Nichtstun nutzen. Wie das geht, verrät die Augsburger Meditationslehrerin Bea Winklbauer.
"Es sollte wenigstens einen Tag geben, an dem die Menschen einfach nur herumsitzen können, ohne irgendwas zu feiern oder zu ehren", dachte sich Harold Pullman Coffin und erkor deshalb den 16. Januar zum "National Nothing Day", also zum "Nichts-Tag". Seit 1973 wird der Aktionstag in den USA begangen und ist inzwischen auch in Europa angekommen. Wie wichtig es ist, inne zu halten und den Kopf frei zu bekommen weiß Bea Winklbauer. Im Augsburger Meditationszentrum "Ananda Vihara" arbeitet sie als Gruppenleiterin für buddhistische Meditation. Sie spricht im Interview darüber, wie man am besten zur Ruhe kommt und was uns daran hindert.
Wie wichtig ist es, sich im Alltag Auszeiten zu nehmen und zu entspannen?
Bea Winklbauer: Schlaf allein ist oft nicht ausreichend. Dort wird oft nur der Stress, der sich über den Tag ansammelt, weiter verarbeitet. Körper und Geist brauchen auch tagsüber gezielte Ruhephasen, um sich zu regenerieren.
Was hindert uns denn daran im Alltag zur Ruhe zu kommen?
Winklbauer: Ich habe viele Schüler, die gar nicht fähig sind zu entspannen. Die meisten Menschen stehen schon von Geburt an unter gesellschaftlichem Leistungdruck. Das zieht sich von der Grundschule, über den Schulwechsel in der vierten Klasse bis hinein in das Berufsleben. Die medienwirksamen Botschaften tun ihr übriges. Da fällt es dann zunehmend schwer sich zu entspannen.
Was kann ich tun, um diesen Druck gezielt zu überwinden?
Winklbauer: Es ist wichtig sich der Entspannung bewusst zu sein. Wenn ich zum Beispiel fernsehe, arbeitet der Verstand weiter und kann nicht zur Ruhe kommen. Stattdessen sollte man die Entspannung bewusst fühlen.
Fernsehen hilft also wenig. Haben sie denn Tipps, wie man einen "Tag des Nichtstuns" gestalten könnte?
Winklbauer: Ich kann in eine Wellnessoase gehen oder in die Sauna. Es kann auch helfen entspannte Musik aufzulegen oder in der Natur wandern zu gehen. Da werden alle Sinne gleichermaßen angesprochen und harmonisiert. Die Meditation ist jedoch der Weg nach innerer Zufriedenheit und bietet damit mehr als nur Entspannung.
Ist es denn überhaupt sinnvoll, extra einen Tag zu begehen, an dem man gezielt nichts tut?
Winklbauer: Man sollte sich eigentlich jeden Tag Ruhezeiten gewähren und dem Ganzen am Besten auch eine Struktur geben. Also bestimmte Zeiten einplanen, zu denen man bewusst entspannt. Am Besten sagt man sich: Diese Zeit ist jetzt für mich.
Glauben Sie, dass es durch die ständige Erreichbarkeit auf dem Smartphone schwieriger wird Ruhe zu finden?
Winklbauer: Ständig parat zu sein ist auf jeden Fall ein Problem. Es wird immer schwieriger sich Pausen oder Rückzugsorte zu schaffen. Da kann es hilfreich sein das Handy auch einmal auf Flugmodus stellen.
Was bieten sie in ihren Seminaren an, um Abstand zum Alltag zu gewinnen?
Winklbauer: Wir meditieren. Ich leite meine Gruppen an ihre Körperpartien in bewusster Achtsamkeit zu fühlen und zu entspannen. Wichtig ist es dabei auch sich seiner Atmung bewusst zu sein - am besten die Bauchatmung- und diese zu erspüren, viel mehr noch von innen zu erleben. Das bringt automatisch Entspannung.
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