Test: Mercedes S-Klasse Coupé: Perfektion hat ihren Preis

Schönheit liegt natürlich immer im Auge des Betrachters. Aber viele Automobilisten, die dem Anblick eines Mercedes-Benz-S-Klasse-Coupés widerstehen könnten, dürften nicht existieren. Dieser Wagen verdient wie kaum ein zweiter das Prädikat „unverschämt gutaussehend“. Er verkörpert die pure Eleganz auf Rädern. Den Stern trägt er stolz wie eine Krone.

Schwärmerei? Sei hier ausnahmsweise verziehen, aber selbst objektiv betrachtet gibt dieser Wagen eine perfekte Blaupause ab für das idealtypische große Coupé: Gestreckte Motorhaube mit zurückversetztem Greenhouse, dynamisch ansteigende Seitenlinie, superflaches Dach und ein breit stehendes, kraftstrotzendes Heck. So geht das.

S-Klasse Coupé wird dem Mercedes-Motto gerecht

Dass ein Premium-Fabrikat nicht auf die äußeren Werte reduziert werden will, liegt auf der Hand. Nicht umsonst hat Mercedes für die S-Klasse den Slogan „Das Beste oder Nichts“ erfunden. Für Daimler- Chef Dieter Zetsche stellt das Flaggschiff das Fortschrittlichste dar, was serienmäßig auf den Straßen dieser Welt unterwegs ist. Tja. Man kann den Mercedes-Bossen nicht einmal vorwerfen, den Mund zu voll genommen zu haben: An diesem Auto finden sich weder Makel noch offenbaren sich Angriffspunkte für mögliche Konkurrenten.

Der reich mit „Designo“-Leder ausgeschlagene, mit Chrom- und Edelholzelementen akzentuierte Innenraum verströmt atemberaubenden Luxus. Ehrensache, dass die Sitze neben Heizung und Belüftung auch ein Massageprogramm bieten. Trotz der Komplexität der verfügbaren Funktionen und Systeme gelingt die Bedienung auf Anhieb. Wer will, kann seine Kommandos sogar handschriftlich auf einem Touchpad eingeben. Lediglich der Lenkstock zur Wahl der Fahrstufe, von dem sich Mercedes partout nicht trennen will, wirkt etwas deplatziert und antiquiert.

Als das erwartete Sahnestück erweist sich der Motor, ein fast fünf Liter großer V8 mit 455 PS. Das ist, wohlgemerkt, die Einstiegsmotorisierung für das S-Klasse-Coupé. Der Achtzylinder haucht dem Zweitonner ein Temperament ein, das an einen Supersportwagen glauben lässt. Das Aggregat läuft andererseits so seidenweich und kultiviert, dass sich der Bleifuß nicht schickt.

Mercedes S-Klasse Coupé hat seinen Preis

Selbst bei höchsten Geschwindigkeiten verlässt der Mercedes nie sein vornehmes Leise-Niveau. Die Luftfederung macht aus dem Fahren final ein Schweben. Das Gesamtpaket verführt förmlich zum sanften Einschlummern, wobei der Fahrer durchaus die Hände vom Steuer nehmen könnte, wäre es nicht gesetzlich verboten. Das Auto hält nicht nur die Geschwindigkeit und den richtigen Abstand zum Vordermann. Es liest auch die Fahrspur und unterstützt aktiv beim Lenken. Weitere Highlights im Heer der elektronischen Helferlein sind die Nachtsicht-Funktion und der Parkassistent, der die fünf Meter lange Erscheinung souverän in die Parkbucht manövriert.

Gut 120.000 Euro muss mindestens ausgeben, wer „das Beste oder Nichts“ in Coupé-Form sein eigen nennen will. Diese Summen liegen für Otto Normalverbraucher außerhalb jeder Vorstellungskraft. Schade: Wieder ein fantastisches Auto, das allein den Reichen und Schönen vorbehalten ist. Davon gibt es andererseits, gemessen an den Absatzzahlen, eine ganze Menge: Mehr als 150.000 S-Klassen wurden weltweit seit der Neuauflage im Sommer 2013 schon ausgeliefert. Das macht den Wagen zur meistverkauften Luxuslimousine überhaupt. Die teuren Modellvarianten gehen übrigens überdurchschnittlich gut weg. Kleiner Trost für uns: Anschauen kostet nichts.