Nissan Pulsar: Substanz statt Show
Der Nissan Pulsar ist der ungleiche Bruder des Qashqai. In mindestens einer Disziplin schlägt der den extrovertierteren Verwandten. Der Test-Bericht.
Wer Nissan sagt, meint Qashqai. Dabei strahlt im Kompaktsegment längst ein zweiter Stern am Himmel der Japaner – und sein Name ist sogar der Astrologie entlehnt. Gemeint ist der Nissan Pulsar, der ungleiche Bruder des Qashqai. Mit dessen höherer Sitzposition und Offroad-Anmutung kann der „schnell rotierende Neutronenstern“ (so die wissenschaftliche Definition für einen echten Pulsar) nicht aufwarten.
Er besitzt aber eine andere und im Zweifel wichtigere Qualität: Platz. Obwohl der Qashqai stattlicher aussieht, hat der Pulsar in dieser Disziplin mehr zu bieten. Das gilt insbesondere für die hintere Sitzbank, auf der sich selbst groß Gewachsene in dieser Klasse dank vorbildlicher Bein-, Schulter- und Kopffreiheit bestens untergebracht fühlen; der komfortable Einstieg tut sein Übriges. Insgesamt erinnert der Innenraum eher an einen Minivan als an einen Golf-Gegner. Auch für Gepäck bietet der Pulsar Stauraum satt. Der gut zugängliche Kofferraum punktet mit bemerkenswerter Tiefe. Selbst sperrige Gegenstände lassen sich unterbringen, ohne dass die Laderaumabdeckung ausgebaut werden muss und die Sicht nach hinten beeinträchtigt wird.
Der Pulsar ist keiner für die Show, sondern einer für die Substanz. Das heißt nicht, dass es ihn nicht mit einem gewissen Spaßfaktor gäbe. Wer ein bisschen Freude am Fahren haben will, sollte den 190-PS-Motor ordern. Der wirkt zwar keine Wunder, haucht dem Vernunftfahrzeug aber eine ganz nette Dynamik ein. Vor allem im zweiten und dritten Gang zieht der Nissan damit tüchtig durch, wobei sich der Turbomotor eine kleine Gedenkpause gönnt, ehe bei rund 2000 Touren der erste Schub einsetzt und jenseits der 4000 der zweite.
Nissan Pulsar: Wohin sind die 190 PS verschwunden?
Wer auf der Autobahn mit den Erwachsenen mithalten will, muss den fünften Gang möglichst weit ausdrehen, da im sechsten nicht mehr allzu viel geht und man sich dort selbst fragt, wohin die 190 PS eigentlich verschwunden sind.
Einen Vorteil, auch gegenüber SUVs wie dem Qashqai, hat der Pulsar jedoch bei hohen Geschwindigkeiten: Er bleibt vergleichsweise leise und zeigt einen sehr guten Geradeauslauf. Im Test kam die Quittung für den flott bewegten „Pulsbeschleuniger“, wie Nissan den 1.6-Liter-Direkteinspritzer selbstbewusst nennt, an der Tankstelle. 8,7 Liter schluckte der Wagen, rund drei mehr, als der Normverbrauch vorsieht. Zur Ehrenrettung des Pulsaren sei gesagt, dass die Testfahrt auf Winterreifen stattfand und fast ausschließlich Stadtverkehr beziehungsweise Autobahn umfasste. Für dieses Profil ist der Benzintank, in den 46 Liter passen, zu knapp bemessen.
Nissan Pulsar: Kein Schnichschnack im Cockpit
Ein wenig gespart hat man offenbar auch im Cockpit, wo harte Kunststoff-Oberflächen dominieren. Entertainment, Navigation und Rückfahrkamera funktionieren tadellos, leiden aber unter dem kleinen Display. Die Nähe der Handbremse angebrachten Schalter für die Sitzheizung wirken etwas grobschlächtig.
Ansonsten gibt der Pulsar objektiv keinen Anlass zur Klage. Und die wenigen Kritikpunkte wischt er allesamt mit einem Argument weg: dem Preis. Der Einstieg liegt bei knapp 18000 Euro. Zum Vergleich: Der Qashqai startet rund 2000 Euro teurer. Die hier getestete 190 PS-Version beginnt bei 24140 Euro – will heißen: relativ viel Platz und viel PS für wenig Geld. Selbst wer Vollausstattung wünscht und den Wagen mit diversen Styling- und Sportfeatures optisch aufwertet – was sicher nicht schadet –, kommt mit gut 27000 Euro hin, wie unser Testwagen bewies. Von der 30000-Euro-Schallmauer sind Pulsar-Käfer himmelweit entfernt.
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