VW Polo: Einfach eine Klasse höher
Der Polo ist in der Neuauflage deutlich gewachsen und spielt auch in vielen weiteren Disziplinen in einer anderen Liga. Eine erste Ausfahrt.
Nun also auch der Polo: Die Neuauflage des Wolfsburger Kleinwagens, die noch im September zum Händler rollt, basiert wie schon VW Golf, Skoda Octavia, Seat Ateca, Audi TT und gut 20 weitere Konzernmodelle auf dem Modularen Querbaukasten (MQB). Volkswagens Universal-Schablone bringt einige Vorteile mit – für die Kunden, und den Hersteller. Letzterer profitiert von geringeren Kosten, Polo-Fahrer dürfen sich auf einen erwachsenen Unterbau, bessere Ausstattung mehr Platz freuen. Auf respektable 4,05 Meter ist Generation 6 gewachsen und dank 2,65 Meter Radstand lässt sich nun auch im Fond gemütlich sitzen. Außerdem konnte das Gepäckabteil zulegen. Mit 351 Liter gehen nicht nur 71 Liter mehr rein als bisher, sondern auch nur 29 weniger als in einen aktuellen Golf!
Auch in Sachen Fahrverhalten muss sich der Polo nicht hinter seinem größeren Bruder verstecken: Ausgewogen, agil und handlich präsentiert sich der Kleinwagen, der von Kurve zu Kurve mehr Spaß macht und dank der feinfühligen Lenkung mit Verve ums Eck flitzt – ohne dabei unkomfortabel zu sein. Wer will, kann ab der zweiten Ausstattungslinie ein Sportpaket bestellen: Dann rückt der Polo 15 Millimeter näher an die Straße und kommt mit elektronischer Differenzialsperre, die ihm noch einen Tick mehr Dynamik verleiht. Es dauert allerdings noch ein wenig, bis VW auch die entsprechend kräftigen Motoren nachreicht. Zu Beginn stehen nur drei Einliter-Dreizylinder mit 65, 75 und 95 PS zur Wahl. Die beiden schwächeren (ab 12.975 Euro) müssen frei atmen und entwickeln spärliche 95 Newtonmeter Drehmoment, die gerade so für eine Sprintzeit von rund 15 Sekunden und nicht mehr als 170 km/h Spitze reichen. Deutlich flotter – und sogar ein bisschen sparsamer – geht die Turbo-geladene Variante ans Werk, für die bereits ein Doppelkupplungsgetriebe geordert werden kann. Unter die Zehn-Sekunden-Marke kommt der 1.0 TSI allerdings auch nicht. Dafür muss man schon auf die vierte Ausbaustufe des Einliters mit 115 PS warten, oder gleich auf den 1.5 TSI. Der Vierzylinder mit Zylinderabschaltung, der auch im Golf eingesetzt wird, entwickelt stattliche 150 PS die mit dem gut 1,1 Tonnen schweren Polo leichtes Spiel haben. Das gilt erst recht für das Top-Modell GTI, das seinen bisherigen 1,4-Liter durch ein Zwei-Liter-Triebwerk ersetzt hat und zukünftig auf 200 PS zurückgreifen kann.
Erstmals hat VW für den Polo auch eine 90 PS starke Erdgasvariante in petto und, ja, auch der Diesel hat noch eine Chance. Wie lange es die Selbstzünder im Kleinwagen allerdings noch gibt, ist offen. Aus Konzernkreisen ist immer wieder zu hören, dass die Tage gezählt seien – zu hoch sind die Entwicklungskosten. Zunächst aber reicht VW zwei 1.6-TDI-Varianten nach, mit 80 und 95 PS. Die Selbstzünder mit AdBlue-Einspritzung sind nicht so leise wie die Ottos, aber schon das Basis-Modell hat ausreichend Kraft, um flüssig im Verkehr mit zu schwimmen. Wer sich an dem manuellen Fünfgang-Getriebe nicht stört, kann getrost zum schwächeren Diesel greifen, eine Automatik gibt es aber nur für die stärkere Ausbaustufe.
Platz, Fahrwerk, Motoren – der kleine VW ist in vielen Bereichen über sich hinaus gewachsen, und mit volldigitalen Instrumenten, einem High-End-Touchscreen-Navi mit Online-Diensten, optionalen Voll-LED-Scheinwerfern oder topmodernen Assistenzsystemen spielt er auch in einer höheren Ausstattungsliga. Nur das schnöde Hartplastik an den Türverkleidungen erinnert noch daran, dass der Polo im Grunde eben doch noch ein Kleinwagen ist.
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