Der Milchbauer als Frauenversteher
Der Bauernverband wirbt für die Landwirtschaft. Wir sprachen darüber mit BBV-Kreisgeschäftsführer Matthias Letzing
Landkreis Bodenpfleger. Brötchengeber. Verpackungskünstler. Frauenversteher. Werbeplakate des Bayerischen Bauernverbands (BBV) mit knackigen Überschriften sind auch an Straßenrändern im Landkreis Günzburg zu sehen. Der BBV will damit positive Eindrücke über die Landwirtschaft vermitteln und Vorurteile aus dem Weg räumen. Kreisobmann Michael Wiedemann und Kreisbäuerin Marianne Stelzle sind von der neuen Werbekampagne des Bauernverbands überzeugt. „Damit demonstrieren wir, welche großartigen Leistungen unsere Bauernfamilien jeden Tag vollbringen“, sagt Wiedemann. Wir sprachen darüber mit BBV-Kreisgeschäftsführer Matthias Letzing in seinem Büro in Reisensburg.
Die Plakate der Werbekampagne sind jetzt an einigen Orten im Landkreis zu sehen. Warum ist denn ein Milchbauer ein Frauenversteher?
Matthias Letzing: Das habe ich auch nicht ganz verstanden. Manche Schlagzeile passt wohl nicht ganz. Auch die „Schnitzeljagd“, mit der für Schweinebauern geworben wird, ist mir nicht ganz einsichtig. Wenn die Plakate nicht auffallen, liest sie aber auch keiner. Insgesamt finde ich die Aktion gelungen.
Warum?
Letzing: Weil sie ein positives Bild der Landwirtschaft vermittelt.
Kritiker werden sagen, hier werden negative Erscheinungen wie Massentierhaltung im schönen Licht dargestellt.
Letzing: Da sind wir genau beim Thema. Es wird in der Öffentlichkeit oft nur von Vermaisung der Landschaft, Monokulturen und Massentierhaltung gesprochen. Es ist für mich keine Massentierhaltung, wenn beispielsweise 150 Kühe heute in großen, hellen Ställen untergebracht sind und sich dort frei bewegen können. Früher standen oft zehn bis 15 Kühe angebunden in Ställen mit niedriger Höhe, wo es von der Decke tropfte. Die Massen von Nahrungsmitteln, die Menschen essen, müssen von immer weniger Betrieben erzeugt werden.
Sie wollen mit der Kampagne ein romantisches Bild zeichnen.
Letzing: Nein, die moderne Landwirtschaft ist kein Streichelzoo. Es geht um die Produktion gesunder Lebensmittel auf hohem Niveau. Wir wollen zeigen, wie viel Arbeit, Fleiß und Sorgfalt in der Landwirtschaft nötig ist. Was es bedeutet, eine Milchviehherde zu betreuen. Wie viel Einsatz aufgebracht werden muss, bis eine Kartoffel schließlich im Kochtopf landen kann.
Hält das Höfesterben im Landkreis an?
Letzing: Die Zahl der Höfe ist seit 1993 im Landkreis von 2070 auf 1265 gesunken. Gegenwärtig sind die Preise für landwirtschaftliche Produkte gestiegen. Die Zahl der Betriebsaufgaben ist nicht mehr so hoch, wie sie schon war.
Der Leiter des Krumbacher Landwirtschaftsamts, Georg Stark, teilte jüngst mit, es dürfe ruhig noch mehr Bio-Landwirte im Landkreis geben.
Letzing: Die hitzig geführte Debatte zwischen konventionellen Landwirten und Öko-Bauern ist Vergangenheit. Auch der konventionelle Landwirt arbeitet mit der Natur; er weiß, wie wichtig es ist, auf die Ressourcen zu achten. Die 1265 Haupt- und Nebenerwerbslandwirte im Landkreis können nicht alle Biobauern werden. Das gibt der Markt nicht her. Interview: Berthold Veh
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