Die Schönheit des Einfachen
Die Augsburger Domsingknaben setzen mit „Bach in Rokoko“ wieder einen umjubelten Höhepunkt regionaler Musikkultur. Krönung ist der Auftritt des Opernstars Diana Damrau
Natürlich, der große Bach ist der Treibstoff, der den Motor des Konditionswunders „Bach in Rokoko“ schon seit zehn Jahren am Laufen hält, der die Zuhörerbänke der Günzburger Frauenkirche restlos füllt. Für die einen mag das Anachronismus in Reinkultur sein, wenn sich das Facebook-Zeitalter mit der Barockmusikblütezeit paart, für die anderen ein Ausflug in den Zauber eines Musikgartens, der alles bietet was des Genießers Herz begehrt: mitreißende Orchesterklänge, virtuose Instrumentalsolisten, und vor allem diesen Totaleinsatz jugendlicher Stimmen, die mit expressiver Kantabilität durch alle Steilkurven vertrackter Kontrapunktik jagen.
Und natürlich ist es nicht so, dass Johann Sebastian der Große nicht auch andere Götter neben sich haben dürfte. Zumindest nicht solche aus dem Olymp seines zeitlichen Lebensbereiches. Domkapellmeister Reinhard Kammler, ein lupenreiner Bachdenker, ordnet sie ihm bei, gewöhnlich am Eröffnungstag des Dreitagefestivals. Diesmal war es die milde Klanglichkeit gregorianischer Gesänge, war es William Byrds (1543-1623) „Miserere“ und Robert Parsons (1530-1570) „Ave Maria“ die sich fünfstimmig sanft wogend ins Gemüt wallten, und die erste vollständige und mehrstimmige Messvertonung eines Einzelkomponisten, Guillaume de Machaults (1300(?)-1377) „La Messe de Notre Dame“. Bewegtes Fluten, lange Melismen der Oberstimmen, verhaltene Klangmonumentalität. Musikalisch allerdings wenig eingängig. Alles in allem: Kostproben aus einer musikalischen Nische, vom Domkapellmeister – er leitete vom Cembalo aus – kontrastreich Profil gegeben. Licht und Schatten filigran verteilt. Die Männerstimmen und Knabensolisten der Domsingknaben, in immer wieder staunenmachender, porentief reiner Intonationssicherheit die verblüffende Normalität des Besonderen vermittelnd, in uneitler Größe die Schönheit des Einfachen.
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