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Jubiläum
08.04.2017

Historisches Unglück, literarisches Glück

Als Europas Osten hinter dem Eisernen Vorhang lag, hielt ihn Johannes Bobrowski in seiner Lyrik lebendig

Als er zu Grabe getragen wurde im Spätsommer 65, da gab es auf dem kleinen Friedhof am Ostrand Berlins noch einmal ein imposantes deutsch-deutsches Schriftstellertreffen, bevor die zunehmend restriktive Kulturpolitik der DDR den Austausch erschwerte. Selbst der Republikflüchtling Uwe Johnson hatte noch einmal eine Einreisegenehmigung in den Osten erhalten. Die literarische Szene war gekommen zu einer letzten Respektsbezeugung für einen der ihren: für Johannes Bobrowski, den allseits verehrten Dichter, der nicht älter als 48 geworden war.

Wenige Jahre erst war es her gewesen, dass Bobrowskis Stern aufgegangen, in ihm ein Schriftsteller von Rang erkannt worden war. Kurz hintereinander waren seine Gedichtsammlungen „Sarmatische Zeit“ und „Schattenland Ströme“ erschienen, sowohl in Verlagen im Westen wie im Osten Deutschlands. 1962 hatte er auch den Preis der wirkmächtigen Gruppe 47 bekommen. Bobrowskis Stellung im literarischen Leben während der frühen 60er Jahre verdankte sich nicht zuletzt seiner Offenheit gegenüber Kollegen, er war beliebt, sein Haus in Berlin-Friedrichshagen (DDR) ein gerne gesuchter Treffpunkt. Der Verleger Klaus Wagenbach schilderte ihn später so: „Nicht besonders groß, aber breit und gewichtig – 196 Pfund; ich erinnere mich daran, weil er einmal ausführlich erörterte, wie die vier auf die zwei Zentner ausstehenden Pfunde wohl zu erwerben seien.“ Ein Mann, dem also auch der Humor nicht abging.

Bobrowskis Werk ist zwangsläufig schmal geblieben. Einen dritten Gedichtband konnte er noch vollenden, dazu zwei Romane, „Levins Mühle“ und „Litauische Claviere“. Das Manuskript zu Letzterem beendete er zwei Tage, bevor er ins Krankenhaus eingeliefert wurde wegen eines Blinddarmdurchbruchs, der zum Tod führte.

Geboren wurde Johannes Bobrowski vor 100 Jahren, am 9. April 1917. Er stammte aus Tilsit in Ostpreußen und ging in Königsberg zur Schule. Vor allem aber verbrachte er in jungen Jahren die Sommerfrischen in jenen ländlichen Gegenden an der Memel, die heute zu Litauen gehören. Das Erlebnis dieses Kulturraums war unauslöschlich und prägte Bobrowskis Schreiben später maßgeblich: „Weil ich um die Memel herum aufgewachsen bin, wo Polen, Litauer, Russen, Deutsche miteinander lebten, unter ihnen allen die Judenheit.“ Und Bobrowski fügte hinzu: „Eine lange Geschichte aus Unglück und Verschuldung, seit den Tagen des deutschen Ordens, die meinem Volk zu Buche steht.“

Damit sind auch schon weitere Themen seiner Dichtung angeschnitten: Krieg, Vernichtung, Schuld. Bobrowski wurde 1939 eingezogen und blieb bis Kriegsende Soldat in einem Nachrichtenregiment, überwiegend im Osten. Die Eindrücke waren prägend, auch in literarischer Hinsicht: „Zu schreiben habe ich begonnen am Ilmensee 1941, über russische Landschaft, aber als Fremder, als Deutscher. Daraus ist ein Thema geworden, ungefähr: Die Deutschen und der europäische Osten.“

In Bobrowskis Lyrik lebt die Landschaft seiner verlorenen Heimat fort. Und die bestand für ihn nicht nur aus Ostpreußen, sondern eben aus dem gesamten, im aufkommenden Kalten Krieg unzugänglichen Osten Europas. Das antike Sarmatien, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichend, erkor er sich zum literarischen Raum, aus dessen Natur, Bevölkerung und Mythenschatz er schöpfte, nicht nur in den Gedichten der Sammlung „Sarmatische Zeit“.

Ganz eigenständig war die Haltung, in der Bobrowski seine Verse schrieb. Sie sind trotz ihres Verzichts auf Reim und festes Metrum zugänglich durch die starken Bezüge zur Natur. Man schaue nur auf das Gedicht über den Fluss Jura:

Deine Wasser

hart vor dem Wald,

unterströmig,

voll der weißen Kälte der Quellen

sommers.

Und doch ist der Dichter alles andere als ein romantischer Sänger von Landschaft und gewesenem Kindheitsglück. Der Verlust der Heimat, das Wissen um das Unheil, das die Deutschen über den Osten brachten, dies alles ist Bobrowskis Lyrik eingeschrieben. Es verleiht seinen Versen den Dunkelton und die gespannte Unruhe. Andeutungen genügen diesem Dichter, selbst dort, wo er ein konkretes Schicksal herausgreift wie das der jungen Baila Gelblung, „entflohen in Warschau / einem Transport aus dem Ghetto“, die als Partisanin von den Deutschen aufgegriffen wird. Das mit „Bericht“ überschriebene Gedicht endet mit den Zeilen:

wurde verhört von deutschen

Offizieren, es gibt

ein Foto, die Offiziere sind junge

Leute, tadellos uniformiert,

mit tadellosen Gesichtern,

ihre Haltung

ist einwandfrei.

Mehr braucht nicht gesagt zu werden vom weiteren Schicksal der Bajla Gelblung.

Wer sich mit Bobrowski aufmachen will an die Ufer der Memel und jenseits in die Wälder, wer das Herz einer alten, von vielen Stämmen besiedelten Kulturlandschaft schlagen hören will, dem gibt die Deutsche Verlags-Anstalt nun vortrefflich Gelegenheit durch die Neuausgabe der „Gesammelten Gedichte“ in einem Band. Nicht nur die drei von Bobrowski veröffentlichten Gedichtbände sind hier vereint, sondern auch einzeln Veröffentlichtes und der umfangreiche Nachlass.

Bobrowskis Grab in Berlin wird heute als posthume Ehrenbezeugung von der Kommune verwaltet. Für den Erhalt seiner Wohnung wollten sich dagegen keine öffentlichen Mittel finden, und so kam die Einrichtung mitsamt Arbeitszimmer dank privater Initiative vor ein paar Jahren nach Willkischken in Litauen, einen Ort aus Bobrowskis Kindheit. Mit dem Mobiliar aus Deutschland wurde hier eine Gedenkstätte eingerichtet. Auf solche Weise ist Johannes Bobrowski ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod doch wieder in sein Memelland heimgekehrt.

" Johannes Bobrowski: Gesammelte Gedichte. DVA, 752 S., 34,99 ¤

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