Justiz ermittelt gegen Wedel
Regisseur gibt Kontra gegen Sex-Vorwürfe
Rücktritt, Herzinfarkt, Ermittlungen – Regisseur Dieter Wedel wird mit aller Macht von Vorwürfen sexueller Übergriffe eingeholt. Die Staatsanwaltschaft München leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Es gehe um den Anfangsverdacht einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat, sagte am Montagabend eine Behördensprecherin in München. Am selben Tag wurde bekannt, dass Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten ist. Nach Angaben seiner Sprecherin hat der 75-Jährige eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus. Wedel schrieb in einer am Montag veröffentlichten persönlichen Erklärung, die Anfeindungen gegen ihn hätten „ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten“.
Ausgangspunkt für die Ermittlungen sei, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, ein Bericht im Zeit-Magazin. Drei Schauspielerinnen hatten dort schwere Vorwürfe gegen Wedel erhoben, die bis hin zu erzwungenem Sex reichten. Wedel, der zu den bekanntesten deutschen Regisseuren zählt, hat den Vorwürfen per eidesstattlicher Erklärung widersprochen. Die von den Schauspielerinnen geschilderten Übergriffe sollen vor mehr als zwei Jahrzehnten stattgefunden haben. Wenig später hatte die Schauspielerin Iris Berben in einem Zeit-Interview berichtet, Wedel habe sie Ende der 70er Jahre am Set der Fernsehserie „Halbzeit“ gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Auch dagegen hatte sich Wedel zur Wehr gesetzt.
In seiner persönlichen Stellungnahme erklärte Wedel, der Umfang der Beschuldigungen sowie die Art und Weise hätten ihn zutiefst erschüttert. Die Vorwürfe reichten bis zu 20 Jahre zurück. Wichtige Zeugen, die zu seiner Entlastung beitragen könnten, seien inzwischen verstorben, beklagte der Regisseur. Wedel wies auch auf Erpressungsversuche von vermeintlichen Zeuginnen hin. Sie hätten von ihm eine höhere als die ihnen von Verlagen und Zeitungen für ihre Aussage angebotene Summe gefordert, andernfalls würden sie ihn ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt belasten. Teilweise seien hier fünfstellige Summen im Spiel gewesen.
„In diesem Klima der Vorverurteilung, der sogenannten Verdachtsberichterstattung, die auf keine erwiesenen Fakten gestützt sein muss, kann ich den Kampf um meine Reputation nicht gewinnen“, schreibt Wedel. (dpa, epd)
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