Kunst, die unter die Haut geht
Im Museum Emden kann man sich jetzt auch tätowieren lassen. Die Berliner Künstlerin Zoe Thorne verziert im Emdener Museum drei Tage lang die Haut von Besuchern.
Zoe Thorne begreift sich selbst als Künstlerin. Doch statt auf Leinwand zu malen, sticht sie in die Haut. Gemeinsam mit der Kunsthalle Emden wird die Berliner Tätowiererin den Brückenschlag wagen zwischen Alltagskunst und musealen Schätzen. Für drei Tage zieht sie mit ihrem Tätowierungsstudio in die Kunsthalle Emden und sticht Besuchern Motive von Malern wie Franz Marc.
Neue Zielgruppen sollen angesprochen werden
„Kunst, die unter die Haut geht“ heißt die ungewöhnliche Aktion, mit der die Kunsthalle neue Zielgruppen ansprechen will. „Wir wollten gerne etwas im Museum haben, was ganz alltäglich ist – um Besucher anzulocken, die sonst eher nicht kommen“, sagt Katrin Tölle entwaffnend schlicht von der Museumspädagogik. Auch der Blick auf die Kunst soll sich durch neue Besucherschichten ändern. Nicht die kunsthistorische Bedeutung soll im Fokus stehen, sondern was persönlich gefällt – vielleicht sogar so sehr, dass man ein Bild ein Leben lang bei sich tragen möchte. Zusammen mit den Museumsmitarbeitern hat Zoe Thorne mehrere Werke aus der Sammlung zusammengetragen, die als Vorlagen für die Tattoos dienen sollen. Diese werden ab kommenden Dienstag in einer kleinen Ausstellung zu sehen sein. Vom 24. bis 26. August wird die 44-Jährige dann auf Wunsch die Haut von (neuen) Kunstfreunden verzieren, die dafür die in Studios üblichen Preise zu zahlen haben.
Franz Marcs Fohlen: eher ein Motiv für Mädchen
Zwölf Interessierte haben sich bereits bei Thorne gemeldet – und damit ist sie für das Wochenende schon so gut wie ausgebucht. Marcs Fohlen – die Ikonen der Kunsthalle – hat sich jedoch keiner der angemeldeten Tätowierwilligen gewünscht. Die Fohlen seien halt eher ein Tattoo für Mädchen, meint die Tattoo-Expertin. Und weiter: „Die Leute haben eher Interesse an etwas, das Bestand hat – etwas Erwachsenem.“
Das Thema ist kontrovers
Doch ob die Aktion bei allen Museumsbesuchern so gut ankommt, wie erhofft, ist fraglich. Denn obwohl Tattoos für viele ganz normaler Körperschmuck sind, polarisieren sie noch immer. „Das Thema ist schon kontrovers“, bestätigt Museumssprecherin Ilka Erdwiens. Kunst sei aber immer ergebnisoffen und mit einem gewissen Risiko verbunden. Auf Facebook hat die Aktion auf jeden Fall schon für Debatten gesorgt. (AZ/dpa)
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