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Jazz
30.08.2018

Schwarzer Messias auf dem Tenorsaxophon

Der Tenorsaxophonist und Heilbringer Kamasi Washington.
Foto: Nick Walker

Auf Kamasi Washington, diesen begnadeten Musiker aus Los Angeles, ist zu hören! Er verbindet neuartig Pop, Swing, Funk und Gospel mit Richard Wagner.

Da ist er plötzlich wieder, der Jazz, auferstanden aus Ruinen. Hell, strahlend, spektakulär am Firmament einer Plastik-Musikwelt emporragend. Die meisten kannten ihn bislang allenfalls vom Hörensagen, manche behandelten ihn wie eine Antiquität vom Flohmarkt. Der Jazz ansonsten: viel zu kopfig, viel zu müffelig, frickelig, abgehoben.

Es könnte einem klammheimliche Freude bereiten, wenn sich solche Vorurteile in tausend Fetzen auflösen würden – unabhängig davon, dass es dem Jazz in jüngster Vergangenheit wesentlich besser geht, Jahr für Jahr gibt es eine Menge exorbitant guter Jazzalben von grandiosen Musikern, die beharrlich an einer Weiterentwicklung des Genres arbeiten. Jazzfestivals boomen und die entsprechenden Studiengänge erfreuen sich wachsender Popularität. Aber für das große Ganze braucht es eine Galionsfigur, einen Helden für die Titelblätter, einen Retter, das das Erbe von Armstrong, Monk und Miles vor dem Untergang bewahrt.

Multi-Kulti-Musik aus einer Multi-Kulti-Weltstadt

Dass Kamasi Washington, ein hünenhafter schwarzer Tenorsaxofonist aus Los Angeles, dieser Heilsbringer sein soll, wirkt wie ein Stück Realsatire in Zeiten, da sich das multikulturelle Amerika nach dem Willen wütender Weißer zunehmend abschottet. Washington nennt sein musikalisches Konzept nicht von ungefähr „Harmony of Difference“ (die Harmonie des Unterschieds). „Ich kenne es nicht anders, als dass Menschen aus allen Erdteilen zusammenleben und etwas entstehen lassen, das sie großartig finden. Die meisten sind glücklich darüber, dass es Muslim-Gemeinschaften in ihrer Nähe gibt, oder Afrikaner, Asiaten, Deutsche. Niemand will sie davonjagen. Dem steht das Denken von Gegenden in den USA gegenüber, in denen die Leute unter sich leben und Angst vor allem haben, was nicht so ist, wie sie selbst. In dieser Situation hoffe ich, klar machen zu können, dass auch Musik ein ziemliches Durcheinander darstellt. Dass sie sich aus Unterschieden zusammensetzt, aus verschiedenen Instrumenten, Harmonien und Traditionen.“

So hat noch niemand den Jazz erklärt. Gerade deshalb passt Washington millimetergenau in diese Ära der Verunsicherung. Er inszeniert sich bewusst, um Gehör zu finden. Als schwarzer Messias, der auf dem Cover seiner aktuellen CD „Heaven And Earth“ (Young Turks/Indigo) sogar auf dem Wasser steht, angetan mit einem wallenden, afrikanischen Dashiki. Als Innovator, dessen Werke episch und nachhaltig, hymnisch und spirituell, kämpferisch und hippiehaft, futuristisch und retrofuturistisch daherkommen. Als Brückenbauer, der clever und elegant Ingredienzien des Freejazz mit Pop-Melodien, swingend-federnde Sequenzen mit bretthart groovendem Funk und Gospel mit Wagner-Strukturen verwebt. Als Raumfahrer, der den Menschen einen Weg aus dieser völlig aus den Fugen geratenen Welt zeigt. Womöglich ein Marketing-Schachzug. Wenn ja, dann wäre es das Genialste, was Musikfachleute seit den Beatles, ABBA, Madonna und den Sex Pistols ausdachten.

Washington stürmt sogar die Charts in Deutschland

Interessanterweise funktionieren die neuen Kräfte, die der 37-Jährige entfacht, sowohl bei der Klientel der Studienräte als auch bei den Teens. Wahington ziert das Cover von Magazinen des Pop und des Jazz gleichermaßen, verführt die Qualitäts-Feuilletons zu Superlativen, stürmt sogar in Deutschland die Charts und lockt Tausende von Besuchern aller Generationen zu Festivals. Sein Sound besitzt einen immens hohen Wiedererkennungswert, mit all den kosmischen Chören, sphärischen Streichern und der fantastischen Band, all den Bezügen zu John Coltrane, dessen nur vier Töne umfassende Fanfare weltlicher Spiritualität er gerne in Konzerten zitiert.

„Der Jazz geht ja dem Pop voraus“, erklärt Washington mit bedeutungsschwerer Stimme. „Er bedingt ihn mit.“ So kann man es durchaus sehen. Verstehen wird man es freilich erst, wenn man „Heaven And Earth“ lauscht.

Kamasi Washington, der 2015 mit dem Rapper Kendrick Lamar für dessen Meisterwerk „To Pimp A Butterfly“ zusammenarbeitete und sich als Sideman des wuseligen Elektronica-Bastlers Flying Lotus verdingte, hinterlässt gerne seine musikalische DNA. Er setzt Maßstäbe, indem er etwa einen Anachronismus zum Trend verkehrt und episch ausufernde Werke auf den Markt wirft – ausgerechnet in Zeiten, in denen viele angesagte Alben kaum 40 Minuten dauern und die einzelnen Stücke oft auf drei Minuten beschränkt sind. Zunächst war es das Triple-Manifest „The Epic“, jetzt 16 im Schnitt neun Minuten lange Stücke auf zwei CDs. Dass „Heaven & Earth“ auf dem britischen Label Young Turks erscheint, auf dem hippe Pop-Acts wie Sampha beheimatet sind, mag auch als Zeichen der maßgeblich durch ihn ausgelösten neuen Jazzwelle gelten.

Als wär es ein Thema aus „Star Wars“

Einen Fehler sollte man auf keinen Fall begehen, nämlich den Albumtitel mit „Himmel und Hölle“ zu übersetzen, selbst wenn Washington das Epos mit einem düsteren Akkord einleitet, der an die Fanfaren des Darth-Vader-Themas aus „Star Wars“ erinnert. So klingt das Böse. Und so bekämpft man es: Mit groovenden Drums, einer Prise Latinorhythmen, machtvoll einschwebend darüber schwesterliche und brüderliche Chöre. „Die Erde, das ist, wie ich das Leben erfahre. Der Himmel, das ist, wie ich mir das Leben vorstelle“, erklärt Washington die Symmetrie der zweieinhalb Stunden, bei der keine Sekunde überflüssig wirkt. „Zwischen meiner Realität und meiner Imagination ist ein Raum – das bin ich“, sagt er.

Unter Washington ist der Jazz sogar wieder rebellisch. Die von medial sichtbarer Polizeigewalt, den Black Panthers und der Black-Lives-Matter-Bewegung geprägte Lebenswelt vieler Afroamerikaner sei kein grundlegend neuer Rahmen für seine Musik: „Jazz war immer rebellisch. Es begann ja bereits mit der Rebellion gegen die Idee, Afroamerikaner seien intellektuell unterlegen.“ Im ebenso militanten wie eingängigen „Fists Of Fury“ thematisiert er rassistische Verbrechen: „Es geht um alle Entrechteten. Wenn ich sage: Take our retribution, so heißt das so viel wie: Lasst uns die eigene Kraft wiederentdecken!“

Das ist der Unterschied: Washington will nicht mit Musik politisch Einfluss nehmen, sondern die Menschen verändern. Auf dass diese die Welt in einen besseren Ort verwandeln. Das mag naiv und pathetisch klingen. In seinem Fall aber ist es große Kunst.

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