Landsberg leuchtet
Reichhaltiges Kulturprogramm lockt Tausende in die Altstadt
Landsberg Lichterglanz in den Straßen, Farbenpracht in Geschäften und Galerien, Klänge in der Luft, Menschen in den Cafés: Landsberg präsentiert sich in der Langen Kunstnacht in ungemeiner Lebendigkeit und Tausende nutzen diesen spätsommerlichen Abend, um die Werke von über 90 Künstlern zu betrachten. Von Arbeiten, die der konzentrierten Betrachtung bedürfen, über das Chorkonzert bis hin zur kurzen Comedy reicht das vielfältige Programm.
Von allen Seiten strömen die Kunstflaneure in die für den Verkehr gesperrte Altstadt. Von Osten her geht es, geführt von Lichtergirlanden unter orange leuchtenden Fahnen, vorbei an all den kleinen Lädchen und Galerien die Alte Bergstraße hinunter. Keiner der Läden, die Kunst zeigen, ist leer. Überall finden sich Besucher, in der Klosterkirche ebenso wie in der Volkshochschule oder in der Säulenhalle, wo das Künstlerforum Art-Haus ausstellt. Manche sind gekommen, um die Werke spezieller Künstler zu sehen und steuern mit Plan gezielt die Orte an, andere lassen sich treiben. Neben einigen Skulpturen überwiegen Bilder, doch das Spektrum an Techniken, Sujets und Umsetzung ist vielfältig. Großformatig und rot leuchtet ein Elefant, grün ein Nashorn von Meike von Arndt bei Culinat, während Andreas Götz bei Optikuss menschliche Gesichter naturalistisch einfängt und doch in Anordnung und Farbgebung verfremdet. Porträts sind auch in der Boutique Mademoiselle zu sehen – und zwar ganz spezielle: Mica Knorr-Borocco hat Eigentümerin Rosi Metzner gemalt, die so gleich mehrfach anwesend ist.
Weg vom Abbild, hin zur Sprache geht es beim Regionalverband Bildender Künstler (RBK), der im Keller des historischen Rathauses ausstellt. Angelehnt an die teilweise nicht entschlüsselten Graffiti in einem historischen Arrestraum haben sich die RBK-Mitglieder auf Spurensuche begeben. „Es geht um das Hinterlassen von Spuren“, erläutert Bildhauer Bert Praxenthaler. Worte auf Butterbrotpapier, ein großformatiges Bild mit kalligrafischem Charakter, kleinformatige Werke, die an Höhlenmalerei erinnern, bilden den Ausstellungsschwerpunkt. Zum Thema Spurensuche leisten auch Besucher an einem großen Tisch ihren Beitrag und schaffen kleine Kunstwerke.
Hölzerne Gefährten auf den Straßen
Große Kunstwerke stellen die hölzernen Skulpturen von Josef Lang, Erik Urbschat und Menni Bachauer dar, die als schroffe, aber doch freundliche Gestalten an ihren Standorten den Straßenraum dominieren. In sich ruhend, aber auch vom Leben gezeichnet wirken die Porträts in Holz, die Valeria Weissbrodt geschaffen hat. Naturalistisch, oder als Makro verfremdet, so präsentiert sich die Fotografie als Technik verschiedener Künstler. Die Grenze zwischen Kunst und Kunsthandwerk ist manchmal fließend: Klaus Niehaus kreiert schräge, bunte Schuhe, Barbara Gottschalk hat ihren ganz eigenen, farbenfrohen und frechen Stil der Gestaltung alter Möbel entwickelt, und auch bei der Modistin oder dem Goldschmied geht es immer um eine gelungene Symbiose von Kreativität und Können. Handwerk beobachten lässt sich am Hauptplatz, hier sprüht Michael Ehelechner alias „Crow One“ ein Graffito. Passend dazu dröhnt Hip-Hop aus dem Ghettoblaster.
Der Luftraum gehört an diesem Abend verschiedenen Tönen, die mal vom Chor Gospel-N-Joy mehrstimmig aus dem Rathaussaal auf den Hauptplatz schallen, mal als Saxofonlauf oder Klaviermelodie aus einem Haus dringen oder als rhythmisches Trommeln der Sambagruppe Outra Vez zum Tanzen anregen. Die räumlich größte Arbeit schafft Martin Heining: Der Lichtdesigner illuminiert den Bahnhof. Freilich gibt es auch einen dunklen Punkt beziehungsweise Bereich: Die Schaltstelle für die Straßenbeleuchtung im Klösterl ist ausgefallen und so sind unter anderem Hauptplatz, Katharinenbrücke und Englischer Garten ohne Licht. Da die Störung den Stadtwerken aber erst um 0.16 Uhr gemeldet wird, kann sie erst dann innerhalb einer Stunde behoben werden. Vermutet wird ein technischer Defekt.
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