Enders macht den Mehdorn
EADS-Chef Thomas Endres hat den Bogen überspannt: Er hat angekündigt, in der Rüstungssparte zu sparen. Konkret will er aber erst im Dezember sagen, was gestrichen wird.
In seiner Altersklasse ist Thomas Enders ein Solitär unter Managern großer deutscher Aktiengesellschaften. Der 54-Jährige redet nicht um den heißen Brei herum und formuliert pointiert. Der EADS-Chef sagt, was er denkt – und das auch öffentlich, wie etwa sein jüngstes Bekenntnis zeigt, ein ungeduldiger Mensch zu sein und viel von Mitarbeitern zu verlangen.
Das oft hemdsärmelige Auftreten des Managers erinnert an Hartmut Mehdorn. Der Patriarch ist aber schon 71 und hat einst als Bahn-Chef radikal nach der Devise „Viel Feind, viel Ehr“ gehandelt. Enders macht jedenfalls immer wieder den Mehdorn, was im politischen wie gewerkschaftlichen Umfeld naturgemäß zu Irritationen führt.
In seinem jüngsten Rundumschlag hat der EADS-Chef erneut den Bogen überspannt. Seine Kritik an Politikern, die als nationale Erbsenzähler nicht über Deutschland hinausschauen könnten, mag gerade noch angehen. Aber die Drohung, bald Arbeitsplätze abzubauen, zeigt: Aus Enders wird in diesem Leben kein Diplomat mehr. Die Beschäftigten der Rüstungssparte müssen schließlich den ganzen November über auf heißen Kohlen sitzen, weil Enders erst im Dezember konkret sagen will, wo und in welchen Bereichen Stellen gestrichen werden. Das ist ungeschickt und unsensibel, weil die Betroffenen damit ausgerechnet vor Weihnachten erfahren werden, ob ihr Arbeitsplatz Bestand hat oder nicht.
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