Schwarzbrot statt Kaviar
EADS-Chef Enders muss beweisen, dass er nicht nur ein Visionär, sondern auch ein guter Krisenmanager ist.
Die Qualität eines Managers bemisst sich auch daran, wie er mit Nackenschlägen umgehen kann. Man könnte das Frustrationskompetenz nennen. Thomas Enders scheint von der Gabe reichlich zu besitzen, sonst hätte er das Amt als Chef des europäischen Luftfahrt- und Militärkonzerns EADS vielleicht nach kurzer Zeit hingeschmissen. Sein Griff nach den Sternen, die Fusion mit dem britischen Rivalen BAE Systems, misslang, obwohl sich der Deutsche mit dem Boss des Konzerns einig war.
Enders scheiterte auch am politischen Widerstand aus Berlin. Der Fallschirmspringer und Major der Reserve hatte es versäumt, die Bundesregierung und damit Kanzlerin Angela Merkel ausreichend für das Vorhaben zu gewinnen. Der deutsche Staat ist an EADS beteiligt. Aus dem Griff nach den Sternen wurde eine Landung im Staub. Enders hat den größten Misserfolg seiner Karriere einigermaßen weggesteckt. Anstatt Fusions-Kaviar muss er sich mit dem Schwarzbrot des Manageralltags begnügen. Das ist eine trockene Angelegenheit voller unerfreulicher Detail-Krümel. Der EADS-Chef kämpft mit sinkenden Verteidigungsbudgets, technischen Problemen beim Großraumflugzeug A380 und hofft, dass er sich am neuen Langstreckenjet A350 nicht bald wie Boeing mit dem Pannen-Jet 787 verschluckt. Zu allem Überfluss sitzen Aktionäre und nimmersatte Finanzanalysten mit am Tisch, die immer mehr Rendite wollen.
Enders muss beweisen, dass er nicht nur ein Visionär, sondern auch ein guter Krisenmanager ist. Die Chancen dafür stehen gut. Der Sohn eines Schäfers hat als Chef der EADS-Tochter Airbus gezeigt, dass er kein Schönwetter-Mann ist. Dabei kann er sich auf den ungebrochenen Erfolg des Flugzeugbauers stützen. Gerade die kleinen Maschinen sind heiß begehrt.
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