Millionenschaden nach Stromausfall
Die Versicherung des Landwirts gibt die Summen bekannt, die durch die Kollision mit dem Starkstrommast Ende Juli entstanden sind. Eine hohe Forderung steht aber noch aus.
Als am 29. Juli in Neuburg die Lichter ausgingen, konnte sich niemand vorstellen, was draußen am Beuthmühlweg, zwischen Bundesstraße und Donau, geschehen war. Es war exakt 16.07 Uhr als die Stadt zum Erliegen kam. Kassen fielen aus, im Brandlbad schickten die Bademeister die Schwimmer aus dem Becken, weil die Wasserumwälzer ausgefallen sind. Und außen am Beuthmühlweg konnte ein junger Landwirt seinen Augen nicht trauen.
Auf dem schmalen Weg ist der Anhänger seines Traktors den Hang hinabgerutscht – an der denkbar ungünstigsten Stelle. Er stürzte auf den Starkstrommast des Bayernwerks und riss ihn aus seiner Verankerung. Kabel reißen, Funken schlagen und der mächtige Mast bricht unter seiner Last zusammen. Die Stromleitungen stecken ein Feld in Brand. Anschließend sprechen viele Menschen, auch die Techniker der Stadtwerke, von großem Glück für den Landwirt. Die Leitungen hätten auch ihn und seinen Traktor treffen können. Während sich das Feld kurze Zeit später vor den Augen der Feuerwehrleute von selbst löschte. An der funkenden Leitung war es undenkbar, Wasser einzusetzen.
Eine brandgefährliche Situation
Es hätte alles schlimmer kommen können. Niemand wurde verletzt, der Strom war nach zwei Stunden wieder da. Das war auch der Arbeit der Stadtwerke-Techniker zu verdanken, die gegen 18 Uhr wieder die Kontrolle über die Ausnahmesituation gewonnen hatten, weil sie den Strom über das Umspannwerk Grünau schickten. Wehklagen hört man an den folgenden Tagen vor allem aus der Wirtschaft. Eisverkäufer, die ihr dabei zusehen, wie cremig zu flüssig wird. Unternehmer, die ihre Geschäfte früher schließen. Industriebetriebe, die nicht mehr produzieren.
Rund 20 Forderungen nach Schadensersatz von Neuburger und Ingolstädter Unternehmen sind bei der R+V-Versicherung eingegangen, bei der der Landwirt eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Rund zwei Millionen Euro sind zusammen gekommen, die von Sachbearbeiter Andreas Derksen und seinen Kollegen auf deren Berechtigung geprüft wurden. Von der kaputten Kreissäge für 400 Euro bis hin zu einem neuen Strommast für 250000 Euro. Zwischen diesen Summen bewegt sich der Schadenersatz für die betroffenen Firmen. Doch wer muss dafür aufkommen? Andreas Derksen gibt eine klare Antwort: „Wir werden den Schaden komplett übernehmen“, sagt er. Gute Nachrichten also für den Landwirt, dem die Polizei kein grobes Fehlverhalten vorgeworfen hat.
Doch eine hohe Forderung stehe wahrscheinlich noch aus, sagt Derksen. Auch ein Teil der Audi-Produktion in Ingolstadt stand still. Der Ausfall könne – geschätzt – die Forderung des Bayernwerks für den neuen Mast übersteigen, sagt der Sachverständige. Der neue Freileitungsmast soll bei passendem Wetter am 15. Dezember aufgestellt werden, sagt Manuel Köppl aus der Presseabteilung des Energieversorgers. Bislang stehen noch die vier Provisorien am Beuthmühlweg, die dann verschwinden werden.
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