Kirche auf neuen Wegen
Vortrag von Pfarrerin Dr. Andrea Hager über Hermann von Loewenich als Kirchenreformer
„Er trat für eine offene und weltzugewandte Kirche ein, die die Kirchendistanzierten im Blick hat.“ So beschrieb Pfarrerin Dr. Angela Hager den früheren bayerischen Landesbischof Hermann von Loewenich in ihrem Vortrag beim Evangelischen Bildungswerk und dem Tutzinger Freundeskreis. In einer Biographie schilderte sie, wie von Loewenich als junger Pfarrer mit Gleichgesinnten 1967 die Reformgruppe „Arbeitskreis Evangelische Erneuerung“ gründete.
Die Kirche sollte sich den Herausforderungen stellen, die sich aus dem gesellschaftlichen Wandel ergeben. Sie sollte „Kirche für die Welt“ sein. Von Loewenich forderte die Demokratisierung kirchlicher Strukturen, die Zulassung von Frauen zum Pfarrerberuf und neue Wege in der Gemeindearbeit. Als Dekan von Kulmbach (1969 bis 1976) verwirklichte er sein Konzept „Kirche gibt es nur im Wir-Stil“. Im Dekanat herrschte Aufbruchstimmung. Die Pfarrer suchten vermehrt Kontakt zur Bevölkerung, vor allem zu den Arbeitern. Sie waren auf der Suche nach zeitgemäßen Gottesdienstformen. Die Mitarbeit von Laien wurde gestärkt. Als Stadtdekan von Nürnberg (1976-1985) trat von Loewenich für ein selbstbewusstes Miteinander von Christen- und Bürgergemeinde ein. Bereits in diesen Jahren beschäftigte ihn das Kernthema seiner späteren Bischofszeit, der Umgang mit Flüchtlingen. Aktuell ist seine damalige Erkenntnis, dass eine „Lawine von Problemen mit den Ausländern in unserem Land auf uns zurollt“. Im Fremden erkannte er den „verborgenen Christus“, der um Aufnahme bittet. Von Loewenich sagte: „Wir können es uns nicht mehr leisten, die weltweite Flüchtlingsnot wegzuschieben und unser Land abzuschotten. Ich muss mich dieser Not stellen, auch wenn ich keine schlüssige Lösung und keinen Rat weiß.“ Als Regionalbischof von Nürnberg wünschte sich von Loewenich einen selbstbewussten, zuversichtlichen Aufbruch seiner Kirche. Er betonte: Herausragende Themen seiner Bischofszeit waren nicht nur die Einführung eines neuen Gesangbuches, sondern der Kampf um den „Buß- und Bettag, der Kruzifix-Beschluss, die Auseinandersetzung um das Kirchenasyl, sowie seine klare Position zur Vergangenheit der Kirche in der NS-Zeit“. Von Loewenich war weiterhin wichtig, dass die Kirche „mit dem Evangelium dort zur Stelle ist, wo das Herz unserer Zeit schlägt“. Dekan i. R. Hans Issler sagte, dass das Reformationsjubiläum darauf ziele, auch heute über Reformen in der Kirche nachzudenken. Die Pädagogische Leiterin Christa Müller moderierte das anschließende Gespräch. Der Titel von Hagers Buch lautet: „Freimut. Hermann von Loewenich. Kirchenreformer und Landesbischof.“ (pm)
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