"Colonel Joe" bereits der dritte tote Zirkus-Elefant in diesem Jahr
Der Tod des Elefanten Colonel Joe im Münchner Zirkus Krone heizt die Debatte um ein Wildtierverbot an. Er ist in Deutschland bereits der dritte tote Zirkus-Elefant in diesem Jahr.
Die Art und Weise, wie es zum Tod "Colonel Joes" kam, ist umstritten: Ein Sprecher des Zirkus-Krone sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dapd, der Elefant sei aufgrund seines hohen Alters gestorben und nicht krank gewesen. "Colonel Joe" war nach Angaben des Zirkus über 60 Jahre alt, was der natürlichen Lebenserwartung eines Elefantens entspricht. Erst im März sei er mit der gesamten Herde zur Reha auf einem Elefantenhof in Mecklenburg-Vorpommern gewesen.
Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. hingegen betonte erneut, dass sie den Gesundheitszustand des Tieres bereits seit Jahren kritisiert und versucht habe, den Zirkus dazu zu bewegen, den Elefantenbullen in eine tiergerechtere Anlage zu überstellen. Nach Angaben von PETA sei "Colonel Joe" auch nicht über 60, sondern erst 48 Jahre alt gewesen. Laut Peter Höffken, Wildtierexperte bei PETA, litt der Elefant seit Jahren unter einem großen Abszess und nahezu vollständig steifen Vorderbein sowie schweren Verhaltensstörungen. "Nach einem Leben in Ketten lag er häufig stundenlang teilnahmslos auf dem Boden seines erbärmlichen Zirkusgefängnisses, was ungewöhnlich für Elefanten ist."
"Colonel Joe" bereits der dritte tote Zirkus-Elefant in diesem Jahr
"Colonel Joe" ist bereits der dritte Elefant, der in diesem Jahr in einem Zirkus in Deutschland gestorben ist. Im Januar war nach Aussage der Tierschutzorganisation Vier Pfoten die kranke Elefantenkuh Mausi des Zirkus Voyage während eines Transports verendet. Im Februar musste die schwer kranke Elefantendame Maya des Zirkus Universal Renz eingeschläfert werden.
Die Vorgänge dürften die jüngste Debatte um ein Wildtierverbot in deutschen Zirkussen weiter anheizen. Rund zwei Drittel der Deutschen sprachen sich im November 2011 in einer repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag von Bild am Sonntag für ein Wildtierverbot im Zirkus aus, ebenso der Bundesrat.
Derzeit prüft das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Berichte der Bundesländer zur Tierhaltung in Zirkussen. "Sollte sich herausstellen, dass die Haltung von bestimmten Wildtieren in Zirkussen tierschutzgerecht nicht möglich ist, werden wir weitere Optionen prüfen. Dazu kann in letzter Konsequenz auch ein Verbot bestimmter Wildtiere in Zirkusbetrieben gehören", sagte Mareike Enderle, Sprecherin des Bundesministeriums.
Zustände im Zirkus Krone "den Auflagen entsprechend"
Das Kreisverwaltungsreferat München prüft nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2009 die Haltungsbedingungen im Zirkus Krone intensiv. Unter anderem muss der Zirkus über 100 Auflagen erfüllen, die mehrfach unangemeldet überprüft worden seien. Allein während des Aufenthaltes im Winterlager in München fanden nach Auskunft von Daniela Schlegel, Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats, etwa zehn Kontrollen statt.
Die Zustände seien stets gemäß den Auflagen gewesen, in manchen Fällen sogar darüber hinaus - mit einer Ausnahme. Im April sei auf einen Hinweis von PETA hin eine zweitägige Kontrolle erfolgt, bei der sich herausstellte, dass das mobile Außengehege der Elefanten "deutlich zu klein" ist. Dem Zirkus droht deswegen eine Strafzahlung "im mittleren dreistelligen Bereich", wie Schlegel mitteilt. Das Verfahren sei aber noch nicht abgeschlossen.
Die Mängel am Außengehege stehen nach Auffassung von Schlegel auch nicht in Verbindung mit dem Tod von "Colonel Joe". Das Kreisverwaltungsreferat geht angesichts des "stattlichen Alters" des Bullen - genauso wie der Zirkus - davon aus, dass der Elefant an Altersschwäche starb.
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