Das Drama von Schildberg: 35-Jährige soll ihre Familie getötet haben
Nach dem Fund von sechs Toten in einem Haus in Niederösterreich haben die Ermittler die These einer Familientragödie bestätigt. Unklar ist, warum eine Mutter zur Mörderin wurde.
Warum ermordet eine Frau ihre Familie? Auf diese Frage hat die Staatsanwaltschaft von St. Pölten in Niederösterreich noch keine Antwort. Am Freitag wurde erneut die Spurensicherung in das Haus der sechsköpfigen Familie geschickt, die am Donnerstag tot in einem ehemaligen Gasthaus in Schildberg aufgefunden worden war. Der kleine Ortsteil von Böheimkirchen liegt westlich von Wien, etwa eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt. „Die Leichen werden obduziert, Zeugen vernommen. Erst am Montag werden Sie mehr erfahren“, sagte Michaela Obenaus, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Familientragödie in Schildberg: Mutter hat offenbar ihre Kinder erschossen
Fest steht: Den Ermittlern bot sich beim Betreten des Hauses ein Bild des Grauens. Die 35 Jahre alte Martina S., ihre drei Kinder Michelle, 7, Fabian, 9, und Sebastian, 10, sowie Mathilde, die 59-jährige Mutter von S., und ihr Bruder Peter, 41, lagen tot in ihren Betten in verschiedenen Zimmern. Die Ermittler gehen davon aus, dass Martina S. ihre Angehörigen erschoss, während sie schliefen. Danach soll sie sich selbst getötet haben. Neben der rechten Hand von Martina S. habe eine Faustfeuerwaffe gelegen, die auf die 59-jährige Mutter zugelassen gewesen sei, sagte Obenaus. Als die Leichen gefunden wurden, lag der Todeszeitpunkt bereits mehrere Tage zurück. Der Arbeitgeber des Bruders in Wien hatte die Polizei verständigt, weil der EDV-Spezialist nicht zur Arbeit gekommen war.
Am Freitagvormittag trat die Direktorin der Volksschule von Böheimkirchen vor die Öffentlichkeit und stellte klar, dass die Schule keine Schuld am späten Auffinden der Toten treffe. Die Mutter habe am 21. November eine Lehrerin angerufen und angekündigt, dass die Kinder ein paar Tage nicht zur Schule kommen könnten, weil die Oma gestorben sei. Diese habe im Haus gewohnt, deshalb seien die Kinder sehr traurig, habe Martina S. gesagt. In der Schule habe darum niemand Verdacht geschöpft. Die Mitschüler werden jetzt durch Psychologen betreut. Danach soll versucht werden, sie über die Familie zu befragen. Familiendrama mit sechs Toten: Nachbarn tief betroffen
Sechsköpfige Familie in Schildberg erschossen
Diese hatte erst im April 2015 den früheren Gasthof im 170 Einwohner zählenden Schildberg gekauft. Der frühere Eigentümer sagte dem österreichischen Fernsehen, es habe offenbar finanzielle Probleme gegeben. Die Familie habe sehr zurückgezogen gelebt. Nur der 41-jährige Bruder habe einen Führerschein gehabt. Martina S. habe die Kinder zum Schulbus oder mit dem Bus zur Schule gebracht. Der Bürgermeister von Böheimkirchen sagte, die Familie habe sich nicht am Vereinsleben des Dorfes beteiligt.
Nachbarn hatten offenbar kaum Kontakt zu der Familie, die am Abend regelmäßig ihren großen Hund ausführte. Auch der Kadaver des Hundes wurde in dem Haus gefunden. Zeitungsberichten zufolge lebt der Vater der Kinder in Wien. Er soll jedoch keinen Kontakt mit der Familie gehabt haben. „Der Vater ist nicht involviert“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Sie wies auch Meldungen zurück, wonach die Mutter Kontakt zum Drogenmilieu gehabt haben soll. „Darauf gibt es keinen Hinweis.“
Der Psychiater und Gerichtsgutachter Reinhard Haller sagte der Kronen-Zeitung, es handele sich wohl um einen „erweiterten Suizid“. In dem Fall hätte Martina S. an Depressionen oder Wahnvorstellungen gelitten und wollte die Familie mit in den Tod nehmen, mutmaßte Haller.
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